Einen Gebrauchtcaravan zu kaufen, das hat Vorteile, ein günstigerer Preis und die sofortige Verfügbarkeit verlocken natürlich. Zudem bietet ein Gebrauchter die Chance, erste Erfahrungen im Bewusstsein zu machen, dass kleine Blessuren am Caravan verschmerzbar sind. Wir waren alle mal Frischlinge und haben uns beim Rangieren ein bisserl doof angestellt, oder?

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Wie dem auch sei, der Markt boomt heftig, inzwischen werden auch Fahrzeuge angeboten, die in coronalen Zeiten etwas unüberlegt angeschafft wurden. Vermeintliche Schnäppchen, kaum genutzte Reisefahrzeuge? Juhu! Allerdings bleibt die Frage, ob der Schnapper nicht doch ein faules Ei ist, Rosstäuscher gibt’s überall. Zudem steht das Objekt der Begierde vielleicht am anderen Ende der Republik. Lohnt da die Anfahrt – oder lege ich mich am Ende nicht selbst aufs Kreuz? Jetzt bin ich schon da, jetzt nehm ich die Kiste auch mit, wird schon passen, basta! (Und den Schimmel im Schrank und den grinsenden Lurch im Wassertank hab ich mir nur eingebildet.)

Klar: Auch Gebraucht-Wohnwagen zogen im letzten Jahr – wie der gesamte Markt übrigens, bei den Reisemobilen ist es nicht anders – erheblich im Preis an. Wenn ich den schon zu zahlen bereit bin, dann will ich aber wenigstens auch was haben für mein Geld – und schon wären wir beim Fachmann, der sich für uns oder mit uns den Caravan der Wahl näher anschaut. Wir hatten die Gelegenheit, ein solches Prozedere zu begleiten, wobei wir von der Stringenz der Prüfroutine überrascht waren.

ADAC Caravan-Gebraucht-Check

Die penible Arbeit liegt in der Historie begründet: Der ADAC hat seit vielen Jahren seinen etablierten Service des Gebrauchtwagen-Checks, und der wurde nun auf Wohnwagen und Wohnmobile ausgeweitet – seit kurzem wird der Service auch gezielt für Privatkunden angeboten. Und zwar für beide Seiten: So hat der Käufer die Gewissheit, keine versteckten Mängel zu erwerben, während der Verkäufer seinen Caravan ruhigen Gewissens abgeben kann. Denn ein unabhängiger Prüfbericht schafft für alle Beteiligten Transparenz wie auch Vertrauen.

Der ADAC hat sich für den Caravan-Gebraucht-Check die fachkundige Expertise des "Caravaning Gutachter Fachverband e.V. (CGF)" an Bord geholt, der Service wird bundesweit angeboten. Durchgeführt wird er ausschließlich durch ausgebildete Sachverständige des CGF und nach einem Standard-Ablauf, wobei ein umfassender digitaler ADAC-Prüfbericht als Beleg das Fazit der Besichtigung darstellt.

In diesem werden die Details zur Sicherheit, zur Funktion oder zum Zustand in Wort und Bild gespeichert, auch Umbauten, der Geruch im Kühlschrank oder Feuchtigkeit in den Schränken werden dokumentiert. Der Prüfbericht ist dann die Basis für einen eventuellen Erwerb – und die Preisverhandlung natürlich, weist er doch die Stärken und Schwächen des Wohnwagens detailliert aus, jedoch keinen "Euro-Wert" als Betrag. Dräuende Reparaturen lassen sich kalkulieren – und im Preis berücksichtigen. An ihm hängt letztlich alles, wobei der Käufer gut abschätzen kann, ob er mit dem Wohnwagen direkt in die Provence zu starten vermag oder doch erst vorher die Achse tauschen muss und den Unterboden sanieren.

Die Durchsicht des Caravans kann durchaus in einem Prüfzentrum des ADAC durchgeführt werden: Auch die hier zu sehenden Bilder entstanden in einem solchen, wir bedanken uns ausdrücklich bei der ADAC-Geschäftsstelle München West in der Ridlerstraße für die Unterstützung, wie auch bei Mitarbeiter Dieter Weberstetter für die Bereitstellung eines privaten Dethleffs.

Testablauf

Oft kommen die CGF-Gutachter zum Kunden, die Anfahrt kostet pauschal 119 Euro extra, dafür kann man schon mal zum Prüfzentrum rollen. Andererseits bietet der Termin zu Hause den Vorteil, dass auch Fahrzeuge bewertet werden können, die nicht zugelassen sind oder wegen des Saisonkennzeichens gerade nicht auf die Straße dürfen.

"Dass sich der Gutachter vor Ort auf dem Kies unter den Wohnwagen legen muss, das gehört dann eben dazu", meint Olaf Freudenberg lakonisch, während er den Sonnenschutz an der Dachluke prüft. "Der sollte stets ein wenig geöffnet bleiben, sonst verbiegt sich der Kunststoff, im Sommer kann es hier ohne Luftzirkulation lässig bis 70 Grad heiß werden!" Er ist seit vielen Jahren als technischer Berater wie auch als Gutachter tätig und kann nicht einmal mehr abschätzen, wie viele Reisefahrzeuge er schon untersucht hat. Und doch betont er: "Jedes ist anders, das macht die Sache auch so spannend und abwechslungsreich." Und im Winter? "Bei Frostgefahr bleiben Wassertanks natürlich leer, das wird aber vermerkt."

Die Prüfung läuft von Anfang bis Ende stets identisch ab: "Der Kunde – das gilt für jeden, auch wenn er nicht beim ADAC Mitglied ist, für die ist es aber ein bisschen günstiger – gibt auf der Landing-Page nur grob ein paar Eckdaten ein, wenn er sich anmeldet, das dauert keine fünf Minuten. Ins Detail gehen wir erst vor Ort." Nach der Anmeldung wird der Kontakt hergestellt, es wird oft per Telefon ein Termin vereinbart, das Tablet ist steter Begleiter der Prozedur. Ganz wichtig für den Besitzer ist, wirklich alle Dokumente bereit zu haben, von den Auslieferungsunterlagen bis hin zum Gasbuch, "auch Rechnungen über Reparaturen sind wichtig". Und auch Landstrom, Gas in der Flasche und möglichst ein wenig Wasser im Tank sollten wahrlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Problematisch wird es, wenn Defekte verschwiegen werden, mitunter weiß ein Verkäufer auch gar nicht um sie – beispielsweise bei Fahrzeugen aus einem Nachlass oder wenn einfach nicht genug gereist wurde, um einen Defekt zu erkennen. Wer nur im Sommer für zwei staubtrockene Wochen am Gardasee war, wird kaum die kaputte Heizung bemerken und auch keine Feuchtigkeit an Fenstern oder Luken.

Einem mit Expertise und exakten Messgeräten ausgestatteten Prüfer wie Olaf bleiben Defekte nicht verborgen. "Umso besser ist es aber, wenn mich der Besitzer direkt drauf hinweist, das spart einfach Zeit." Bis zu zwei Stunden muss man einplanen, Zusatzmodule wie Gas- oder Feuchtigkeitsprüfung kosten und dauern natürlich extra, die meisten Wohnwagen sind maximal 15 oder 20 Jahre alt.

Zeit spart die ganze Aktion mitunter aber auch: "Ich hatte vor einer Weile ein Fahrzeug in Frankfurt zu begutachten, der Interessent aus Hamburg hatte schon die Zugverbindung herausgesucht. Nach dem Gutachten hat er sich den Weg erspart – um wiederum eine Weile später einen ebenfalls von uns begutachteten Camper in Hamburg selbst zu erwerben", plaudert Olaf aus dem Nähkästchen, während er von der Leiter aus das Dach auf Hagelschäden untersucht. Ja, so sehen vertrauensbildende Maßnahmen aus.

Inspektion & Dichtigkeitskontrolle

Nicht ganz dicht?! Wenn Wasser einen Weg ins Innere des Caravans findet, dann geht es diesen auch! Denn der Sandwichaufbau kann mit der Zeit Fehlstellen bekommen, mit äußerst unschönen Folgen. Plötzlich tobt sich der Schimmel in den Schränken aus, und der Stabilität der Aufbaustruktur oder auch einem Holzboden bekommt die Feuchtigkeit schon gar nicht. Daher bieten die Hersteller eine Dichtigkeitsgarantie von fünf, zuweilen auch von zehn oder gar zwölf Jahren. Aber nur, wenn regelmäßig, zumeist jährlich, eine Dichtheitskontrolle bei einer autorisierten Servicewerkstatt durchgeführt wird, sonst verfällt der Anspruch auf Garantieleistungen!

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Der Weg zum Check ist einfach

Über adac.de/camper-check gelangt man zur Auftragsseite, die Prüfung des Wohnwagens kommt für ADAC-Mitglieder (20 Euro Rabatt) auf 249 Euro, weitere Module wie "Feuchtigkeit" oder "Wiegen" (je 49 Euro) lassen sich zubuchen, am Ende erhält man eine mehrseitige Listung wirklich aller Details. Der Vorteil liegt in der allgemeinen Akzeptanz des ADAC wie der CGF-Prüfer. Alternativ kann man auch bei einem freien, spezialisierten Ingenieurbüro anfragen, auch einige Händler der Handelskette Intercaravaning bieten den Service an.  © Caravaning

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