Führerschein-Kosten explodieren: bis zu 4.500 Euro blechen Fahranfänger für die Klasse B! Doch warum zahlt man so viel und was kosten die für Camper interessanten Führerscheine BE, B96 und C1 heutzutage?
Mit Preisen von bis zu 4.500 Euro für den Pkw-Führerschein (Klasse B) wird die Fahrerlaubnis für junge Menschen zum finanziellen Kraftakt. Unterdessen kämpft eine nachkommende Generation junger Camper-Familien mit den Zuladungskapazitäten ihrer 3,5-Tonner.
Abhilfe versprechen Erweiterungen wie der Anhängerführerschein B96 (für Gespanne bis 4,25 t) oder der C1 (für Fahrzeuge bis 7,5 t) oder C1E (für Fahrzeuge bis 7,5 t und Gespanne bis 12 t). Doch: B96 und C1/C1E sind finanziell ebenfalls längst keine einfache Option mehr. promobil hat sich die aktuelle Preislage für die gängigen Womo-Führerscheine angesehen und Kosten gegen Nutzen aufgewogen.
Nicht wenige schielen außerdem bereits auf die neue Führerscheinrichtlinie der EU, der zufolge bald auch B-Führerschein-Inhaber 4,25-Tonnen-Womos fahren dürfen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Führerschein Klasse B: Der Standard-Führerschein
Der Erwerb des ersten Führerscheins ist als junger Mensch ein entscheidender Schritt. Doch insbesondere wer einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil führen möchte, unterliegt seit der Einführung des B-Führerscheins 1999 starken Einschränkungen. Die Kosten für die Fahrerlaubnis sind heutzutage allerdings die größte Hürde.
Was darf man fahren?
- Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.
- Anhänger bis 750 kg oder eine Fahrzeugkombination (Zugfahrzeug + Anhänger) mit maximal 3,5 Tonnen.
Kosten:Die Gesamtkosten für den Erwerb des B-Führerscheins liegen zwischen 2.500 und 4.500 Euro, abhängig von Region, Fahrschule und der Anzahl der Fahrstunden. Die Kosten setzen sich zusammen aus:
- Grundbetrag der Fahrschule: 350–565 €
- Fahrstunden: 55–95 € pro Einheit (45 Minuten)
- Prüfungsgebühren (Theorie & Praxis): ca. 155 €
- Zusatzkosten (Erste-Hilfe-Kurs, Sehtest, Passfotos): ca. 50–70 €.
Problematik für Camper:Insbesondere moderne Campingfahrzeuge mit guter Ausstattung werden schon ab Werk immer schwerer und so bleiben bei einem 3,5-Tonner bald kaum noch Gewichtsreserven für zusätzliche Passagiere und deren Bedarf, geschweige denn für Wasserreserven und zusätzliche Akkus. Unterdessen schrecken speziell im Ausland die hohen Strafen für überladenes Fahren ab. Hier lesen Sie mehr zu Strafen bei Überladung im Straßenverkehr.
Es folgt: Je größer die Kinder, je länger die Reise, je üppiger das Gepäck – desto weniger reichen 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht (zGG). Ein Anhänger mit maximal 750 kg kann zwar kurzfristig Abhilfe schaffen, doch er schränkt die Flexibilität im Urlaub ein, erschwert bspw. die Parkplatzsuche und oftmals fehlt am Womo ohnehin die Anhängerkupplung.
B96-Erweiterung: Für Wohnwagen-Fahrer
Der B96 ist die günstigste Erweiterung für Personen mit einem Führerschein der Klasse B, die Fahrzeugkombinationen bis zu 4,25 Tonnen fahren möchten. Der Clou: Es ist lediglich eine einfache Tagesschulung notwendig. So kann ein mittlerer Wohnwagen mit dem entsprechenden Zugfahrzeug bereits problemlos geführt werden. Doch die Kosten für den Lehrgang sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Was darf man fahren?
- Fahrzeugkombinationen (Zugfahrzeug + Anhänger) mit einem Gesamtgewicht von 3,5 bis 4,25 Tonnen.
- Das Zugfahrzeug darf dennoch die 3,5 Tonnen zGG nicht überschreiten.
- Keine zusätzliche Prüfung erforderlich – nur eine Schulung.
Kosten: Die Erweiterung kostet inzwischen bis zu 900 Euro. Die günstigsten Angebote um die 300 bis 500 Euro sind schwer auszumachen und erfordern für die meisten weite Anreisen. Wenigstens kann der Lehrgang oft innerhalb eines Tages abgeschlossen werden und es fallen keine zusätzlichen Prüfungsgebühren an.
Vorteile:
- Ideal für Camper mit Wohnwagen, die das Limit von 3,5 Tonnen Gespann-Gesamt-Gewicht überschreiten.
- Schnelle und kostengünstige Option ohne großen Aufwand.
Nicht geeignet für...
Wohnmobilfahrer und -fahrerinnen, die gerne auf Stellplätzen und alternativen Stellplätzen wie Landvergnügen, Agricampings und Co unterwegs sind sowie Wohnwagen-FahrerInnen, die einen großen Wohnwagen mit mehr als 2 Tonnen ziehen möchten, da passende Zugfahrzeuge häufig mehr als 2,25 Tonnen zGG haben.
Führerscheinklasse BE: Für größere Anhänger
Die Führerscheinklasse BE stellt eine attraktive Option für Camper dar, die schwerere Anhänger ziehen möchten, ohne die höheren Kosten eines C1-Führerscheins in Kauf nehmen zu müssen.
Was darf man fahren?
- Fahrzeugkombinationen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 7 Tonnen
- Der Anhänger darf bis zu 3,5 Tonnen schwer sein
- Das Zugfahrzeug darf weiterhin maximal 3,5 Tonnen wiegen
Kosten: Die Kosten für den BE-Führerschein liegen zwischen 400 und 700 Euro, was ihn zu einer kostengünstigen Alternative zum C1-Führerschein macht.
Vorteile für Camper:
- Ideal für Wohnwagen-Urlauber, die größere und schwerere Anhänger benötigen
- Ermöglicht mehr Flexibilität bei der Wahl des Wohnwagens oder Anhängers
- Deutlich günstiger als der C1-Führerschein bei ähnlichen Gewichtsgrenzen für Anhänger
Anforderungen:
- Besitz eines gültigen Führerscheins der Klasse B
- Absolvierung einiger Fahrstunden (weniger als beim C1)
- Bestehen einer praktischen Prüfung
Der BE-Führerschein bietet eine gute Balance zwischen Kosten und Nutzen für Camper, die mehr Zuladung benötigen, aber nicht unbedingt ein schwereres Zugfahrzeug fahren möchten. Er ist besonders attraktiv für diejenigen, die bereits einen Wohnwagen besitzen oder planen, einen größeren Anhänger zu nutzen, ohne in die Gewichtsklasse der schweren Nutzfahrzeuge vorzustoßen.
Führerscheinklassen C1 und C1E: Für größere Wohnmobile
Meist gibt es dieselben Modelle sowohl mit 3,5 Tonnen als auch optional mit einigen 100 kg mehr zGG. Dabei haben gängige 3,5-Tonnen-Teilintegrierte oder -Vollintegrierte bis zu 7,50 Metern Länge und ordentlich Platz. Auf ein größeres Modell umzusteigen, ist also häufig gar nicht nötig. Abmessungen und Fahreigenschaften verändern sich kaum bis gar nicht, nur die Kosten steigen. Welchen Nutzen bringt also ein zusätzlicher Führerschein für bis zu 7 Tonnen zGG?
Was darf man fahren?
- Klasse C1: Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen. Durch den zuvor erworbenen B-Führerschein natürlich auch alles darunter.
- Klasse C1E: Fahrzeugkombinationen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 12 Tonnen.
Kosten:Der Erwerb des C1-Führerscheins kostet insgesamt etwa 2.800 bis 4.000 Euro, abhängig von Fahrschule und Region. Die Kosten umfassen:
- Grundbetrag der Fahrschule: ab 250 €
- Fahrstunden (inkl. Sonderfahrten): ca. 120 € pro Einheit
- Ärztliches Gutachten und Sehtest: ca. 300 €
- Prüfungsgebühren (Theorie & Praxis): ca. 260 €
Für den C1E-Führerschein fallen zusätzliche Kosten von etwa 1.200 Euro an.
Vorteile für CamperInnen: Wer eher Zuladungs- als Platzprobleme in seinem Wohnmobil hat, wird bereits über eine Auflastung nachgedacht haben. Ab mehr als 3,5 Tonnen ist dazu allerdings der nächst größere Führerschein notwendig – der C1.
Eine Fahrerlaubnis C1E benötigen die wenigsten Camperinnen und Camper. Auch für die meisten Wohnwagen-Fahrer und -fahrerinnen reicht in der Regel das Gespann-Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen des B96. Wer allerdings mit größeren Geschossen unterwegs sein und dann noch einen Extra-Wohnwagen oder einen Anhänger über 750 kg an den Haken nehmen möchte, beispielsweise für ein Boot, ein Pferd, etc., benötigt die "E"-Erweiterung.
Nachteile für CamperInnen:
Übersteigt das Fahrzeug oder Gespann die 3,5 Tonnen, zahlt man in der Regel deutlich mehr Maut, höhere Versicherungen, benötigt mehr Sprit und unterliegt auch sonst mehr Verkehrsregeln, zum Teil ähnlich wie ein Lkw.
Zukünftige Entwicklungen
Eine neue EU-Richtlinie sieht vor, dass Inhaber des B-Führerscheins künftig Fahrzeuge bis 4,25 Tonnen fahren dürfen – allerdings frühestens ab 2028 in Deutschland umgesetzt. Bis dahin bleibt die Erweiterung durch B96 oder der Erwerb des C1-Führerscheins die einzige Lösung für Camper mit höheren Anforderungen. Mehr zur neuen EU-Führerschein-Richtlinie lesen Sie hier:

Politik fordert Entlastung bei Führerscheinkosten
Angesichts steigender Führerscheinkosten fordern die Verkehrsminister der Bundesländer eine Entlastung für Fahranfänger, wie die Tagesschau kürzlich berichtete. Die Verkehrsministerkonferenz sieht die hohen Kosten als "Hemmnis für die individuelle Mobilität", vor allem in ländlichen Gebieten mit eingeschränktem öffentlichem Nahverkehr. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisiert vor allem die "überfrachtete" theoretische Ausbildung, die zu hohen Durchfallquoten und steigenden Kosten führe. Die Minister fordern den Bund zum Handeln auf, um die Führerscheinausbildung wieder erschwinglicher zu machen. Das und die aktuellen Entwicklungen im Hinblick auf die EU-Führerscheinrichtlinie lassen für die Zukunft hoffen. © Promobil