Mallorca mit dem Wohnmobil? Über 300.000 Hotelbetten, dazu rund 100.000 Betten in Ferienwohnungen und nur zwei, drei Zeltplätze – das klingt nicht gerade besonders camperfreundlich. Wir haben uns umgesehen und Stellplatzmöglichkeiten gefunden.

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An Mallorcas Hauptstadt führt kein Weg vorbei, denn entweder erreicht man die Mittelmeerinsel mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff – Flughafen und Fähranleger befinden sich beide in Palma, ganz im Süden. Von hier in den Norden sind es knapp 80 Kilometer und von West nach Ost rund 100 Kilometer. Die Küstenlinie misst 550 Kilometer, also alles überschaubare Strecken, so dass sich auch Tagestouren mit Bus und Rad anbieten. Fähren gibt es ganzjährig von Barcelona nach Palma, die Fahrzeit beträgt rund siebeneinhalb Stunden. Wer die schnelle Flugreise bevorzugt, kann auf der Insel ein Wohnmobil mieten.

Regelungen für Camper auf Mallorca

Campen auf Mallorca – das bedeutet, die Nacht dort zu verbringen, wo parken erlaubt ist. Dabei sollte man auf das Aufstellen von Tisch und Stühlen sowie Auffahrkeile verzichten. Denn in Spanien gilt: Zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit darf man im Auto oder Wohnmobil übernachten, jedoch nicht campen. Schon aus diesem Grund ist es empfehlenswert, einen Camper mit Nasszelle zu mieten. Einer der wenigen offiziellen Wohnmobil-Stellplätze befindet sich zehn Kilometer von Palma entfernt beim Verein für Fahrradfreunde Camp4Cycle zwischen Es Pillari und El Arenal. Hier gibt es sogar Wasser- und Stromanschlüsse. Die Hauptstadt erreicht man vom Platz aus in einer guten halben Stunde mit dem Bus (504) oder per Rad.

Unterwegs in Palma

Um sich der Schönheit und dem Charme von Palma zu nähern, bietet sich die Terrasse der monumentalen Kathedrale an. Bereits von Weitem fällt das gotische Bauwerk ins Auge. Das Wahrzeichen der Stadt steht oberhalb eines künstlichen Sees, der daran erinnern soll, dass die Stadtmauern einst bis ans Meer reichten. "Genau hier ließ König Jaume I. am Anfang des 13. Jahrhunderts und nach dem Ende der arabischen Herrschaft die Kirche erbauen", erzählt uns der Kirchenaufseher, der im Takt Besucherinnen und Besucher auf die Terrasse lässt. Damit sich die Touristenströme auf den über 200 Stufen nach oben nicht im Wege stehen, ist der Auf- und Abgang gut organisiert. Grobe Steinstufen winden sich steil nach oben.

Doch der Aufstieg lohnt sich, denn von der Terrasse, die um das über 100 Meter lange Bauwerk läuft und von Stützmauern immer wieder unterteilt ist, schweift der Blick in alle Himmelsrichtungen – über die Dächer der Stadt bis zum Hafen und in die Bucht. Auch auf der Terrasse sieht man Mitarbeiter, die Touristen im Auge behalten und gerne Auskunft geben. Einer von ihnen deutet auf einen benachbarten Kirchturm und erklärt: "Santa Eulàlia ist eine der ältesten Kirchen der Stadt, älter als die Kathedrale." Sie wurde bereits 1236 vom christlichen Eroberer König Jaume I. errichtet. Seit Kurzem kann man von ihrer Terrasse sogar den Sonnenuntergang erleben, denn donnerstags ist ihre Aussichtsplattform bis in den Abend geöffnet.

Die Dächer Palmas mit ihren Terrassen ziehen sich fast bis zum Horizont, wo sich in nördlicher Richtung die Serra de Tramuntana, ein grüner Gebirgszug, erhebt. Wendet man sich nach Süden, schaut man auf den Stadtstrand Can Pere Antoni. 2023 legte eine Meeresschildkröte erstmalig Eier an den beliebten und belebten Strand. Das Nest bewachte man besser als so manche Villa der Inselprominenz. Einige Eier wurden in einem Labor ausgebrütet, um sicherzustellen, dass die geschlüpften Schildkröten dann auch das Meer erreichen werden. Im Hafen sieht man neben Fähren auch Kreuzfahrtschiffe.

Dann ist das Zeitfenster auf der Terrasse auch schon vorbei und es geht wieder in das schmale Treppenhaus. Zurück im Kirchenschiff, fällt gleich der Baldachin auf, der an eine Dornenkrone erinnert und über dem Altar hängt. Der beleuchtete Kranz stammt vom katalanischen Stararchitekten Antoni Gaudí. Er ließ ihn zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei Restaurierungsarbeiten anbringen. Danach steht ein Bummel durch die Altstadt auf dem Programm, die man zuvor von oben bewundert hat.

Handgeschöpftes Meersalz

Rund 40 Kilometer entfernt liegen die Ses Salines d’Es Trenc, die größten Salinen auf Mallorca, die auch besichtigt werden können. Parken ist auf dem Gelände möglich. Zwar haben die Salinen über die Jahrhunderte an Bedeutung verloren, aber das "Flor de Sal", handverlesenes Gourmetsalz, ist aus der balearischen Küche nicht wegzudenken. Silvia führt durch die Anlage und erklärt den für die Salzgewinnung wichtigen Prozess der Verdunstung, beschleunigt durch die hier herrschende niedrige Luftfeuchtigkeit und intensive Sonneneinstrahlung.

"Das Wasser wird von einem der schönsten Strände der Insel, vom Strand Es Trenc, über einen Kanal an unseren höchsten Punkt geführt", sagt die Spanierin, die sich unter einem weißen Regenschirm vor der Sonne versteckt. Dank der Schwerkraft fließt es durch die unterschiedlichen Becken – vom Erwärmungs- über das Kristallisierungs- und bis zum Verdunstungsbecken. Da der Strandparkplatz Es Trenc zeitweise für Wohnmobile gesperrt ist, geht es 15 Kilometer weiter in westlicher Richtung und zum Strand Sa Ràpita, wo es Beachrestaurants, Sonnenschirme und -liegen sowie Toiletten und Duschen gibt. Besonders schön ist die Dünenlandschaft, die nicht bebaut werden darf. Parkmöglichkeiten gibt es rund um den Strand und auch am Yachthafen. Einige Plätze sind für Wohnmobile verboten, angezeigt durch entsprechende Schilder.

Vom Meer in die Berge

Von Sa Ràpita fahren wir gut 30 Kilometer nach Portocolom, einem der größten natürlichen Häfen der Insel und einst ein beschauliches Fischerdorf. Idyllisch ragt der blau-weiße Leuchtturm von 1860 über der Bucht auf. Unweit des Turms finden sich Parkmöglichkeiten direkt am Playa S’Arenal. Gleich drei idyllische Buchten, die mittlere mit Restaurant und Sonnenschirmverleih, laden hier zum Relaxen ein. Im Zentrum liegt der größte Strand des Ortes, Cala Marçal.

Auch hier fehlt es nicht an Parkplätzen. Ein paar hundert Meter entfernt steht ein altes Wohnmobil der fast vergessenen Marke Arnold vor einem italienischen Restaurant. Sein Betreiber ist leidenschaftlicher Camper und bedauert: "Auf der Insel gibt es eine starke Hotel-Lobby mit viel Einfluss. Die Hoteliers verstehen Campingtourismus als Konkurrenz und verhindern Campingplätze." Er ist gerne für ein Wochenende mit seinem Wohnmobil unterwegs und verzichtet dann einfach auf das Aufstellen von Camping-Equipment direkt vor seinem Fahrzeug.

Von Portocolom bieten sich verschiedene Ausflüge an, beispielsweise auf den Puig de Sant Salvador. Vom Parkplatz unterhalb des 500 Meter hohen Bergs führt ein Wanderweg nach oben, die Straße windet sich in engen Kurven bis zum Gipfel. Es geht vorbei an Aussichtspunkten, einer kleinen Kapelle und dem großen Steinkreuz, das gegenüber auf einem Felsen steht.

Hier, auf der höchsten Erhebung im Südosten der Insel, der Mittelgebirgskette der Serra de Llevant, ragt eine Christusstatue fast 40 Meter in den Himmel, der sich gerade wolkenverhangen präsentiert. Fast mystisch ist die Stimmung am Fuße der Statue. Von hier bietet sich der beste Blick über die Umgebung – südöstlich liegt die Insel Cabrera im Dunst, eine der kleineren Balearischen Inseln. Im Norden liegt Alcúdia und nordwestlich erspäht man bei gutem Wetter die Ausläufer des Tramuntana Gebirges.

Nur ein paar Meter sind es zur Eremita de San Salvador. Der Ursprung des Heiligtums und Wallfahrtsortes geht ins 14. Jahrhundert zurück. Nach überstandener Pestpandemie errichteten die Überlebenden von Felanitx zum Dank eine Kapelle. Anfang des 17. Jahrhunderts gründete sich dann eine Bruderschaft und immer mehr Menschen pilgerten auf den Sant Salvador. Rund 100 Jahre später wurde die heutige Kirche erbaut, die mit den umgebenden Mauern an eine Festung erinnert.

Im Kloster sind einige Radtrikots von Guillermo Timoner Obrador eingerahmt, der 1926 in Felanitx geboren wurde. Der Mallorquiner war einer der erfolgreichsten Radrennfahrer aller Zeiten und wurde sechsfacher Weltmeister. Ebenfalls aus Felanitx soll Christoph Columbus stammen. Ein Museum im Ort beschäftigt sich mit dieser Theorie. Wer gleich ein paar Tage hierbleiben möchte, radelt die 15 Kilometer nach Santanyí, wo sich mittwochs und samstags der Markt in der beschaulichen Altstadt lohnt.

Weitere spannende Ausflugsziele

Im 20 Kilometer entfernten Port Cristo kann man eine der größten Tropfsteinhöhlen Europas besichtigen. Das Parken ist hier kein Problem. Auf dem über einen Kilometer langen Weg durch die Unterwelt, vorbei an unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten, folgt man einem Fluss bis zu einer Höhle. In diesem natürlichen Konzertsaal sorgen manchmal Musiker in Booten für klassische Unterhaltung. Das nahe Manacor mit dem Rafael-Nadal-Museum ist ein Ziel für Tennisfans; der Rekordsieger wohnt hier immer noch in seinem Heimatort. In der Nähe liegt auch ein Agroturismo Fincahotel mit Stellplätzen.

Von Manacor im Südosten in den Südwesten, beispielsweise über Inca und Valldemossa, fährt man gut 70 Kilometer bis Deià. Frédéric Chopin bezeichnete Valldemossa, das zehn Kilometer vor Deià liegt, als den schönsten Ort der Welt und verbrachte hier Zeit mit seiner Geliebten George Sand. An einem der höchstgelegenen Plätze von Deià mit einem wundervollen Blick bis hin zum Meer liegt die Pfarrkirche San Juan Bautista, Johannes dem Täufer gewidmet. Der steile Weg zur Kirche hinauf ist auch ein Kreuzweg, gestaltet mit Szenen aus der Bibel. Zwei Kanonen stehen vor dem Gotteshaus, einst Verteidigungsturm und Rückzugsort bei Gefahren.

Aufgrund der einmaligen Lage des Ortes zog es mit Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Künstler nach Deià, darunter Pablo Picasso, den britischen Schriftsteller Robert Graves und später Schauspieler wie Michael Douglas. So wurde der Ort zum "Künstlerdorf" der Insel. Der Blick geht über Hotels, Ferienhäuser, Restaurants und Cafés bis zur vorgelagerten Bucht mit ihrem tiefblauen Wasser. Aussicht auf den malerischen Ort und die Kirche hat man von der Terrasse des Café Miró, wo es nachmittags eine stilvolle Tea-Time gibt.

Etwas weiter südlich liegt das pittoreske Städtchen Sóller. Hier kann man mit einer historischen Straßenbahn vom Zentrum an den Hafen fahren. Einzigartig ist auch die Fahrt mit dem Zug bis nach Palma. Seit 1912 gibt es diese außergewöhnliche Bahnstrecke, die gut 400 Höhenmeter überwindet und durch zahlreiche Tunnel und Brücken führt. Das ist so schön, dass man an vielen Orten bleiben möchte.

Camping-Tipps

Camping Hipocampo

Camp4Cycle

Agroturismo Fincahotel Son Pou Felanitx

Wohnmobil-Stellplätze auf Anfrage

Resort Ollymar

Wohnmobil-Stellplätze (FKK, nur Erwachsene)

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Entsorgungsstationen

  • Petroest, Tankstelle, Carrer de Gabriel Alzamora 25, Llevant, 07009 Palma
  • Repsol, Tankstelle, Carretera de Son Servera 5, 07680 Porto Cristo
  • Punt Verd Son Castelló, Deponie, Carrer del Gremi de Sucrers i Candelers 32, 07009 Palma

Wohnmobil mieten

  • Gumara Campervans
  • Rent Campervan Mallorca
  • Vanyou Mallorca

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