Manchmal ist der Beginn einer Freundschaft etwas holprig. Jürgen, mein Kollege aus der Redaktion, nimmt sich viel Zeit für die Einweisung in unser temporär neues zuhause, den Chausson 640 Titanium Ultimate.

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Dass trotzdem einige Stolperfallen lauern können, merke ich sofort nach dem Start – das große Display als Kommunikationszentrale mit Navi, Radio und Rückfahrkamera ist schwarz. Mein Hirn arbeitet: Bedienerfehler? Sicherung? Defekt? Viele Fragen, aber eine kurze Abstimmung mit Jürgen klärt die Situation: Ein zusätzlicher Kippschalter unterbricht die Stromzufuhr. Mir fällt ein Stein vom Herzen, und so kann die große Tour nach Schottland starten.

Lange Reise als Wohnmobil-Anfänger

Ich bin Thomas Dieterle, zuständig für die Vermarktung von promobil rund um das mobile Reisen. Was das Reisen und Nutzen eines Wohnmobils angeht, bin ich ein absoluter Neuling.

Auf der Tour begleiten mich meine Frau Birgit und – zumindest zeitweilig – unsere 18-jährige Tochter Antonia. Ihre Reise endete leider bereits nach 5 Tagen am Flughafen in Edinburgh, da sie zurück in die Schule muss.

Natürlich haben wir uns im Vorfeld die Frage gestellt, ob es eine gute Idee ist, sich ohne jede Erfahrung mit einem Reisemobil auf eine 5.000 km Tour zu begeben. Zudem in ein Land mit Linksverkehr und mit Straßen, die häufig so schmal sind, dass keine zwei Fahrzeuge nebeneinander vorbeikommen.

Frei stehen in Schottland

Auf der anderen Seite ist Schottland das perfekte Ziel, bei dem das Wohnmobil alle Vorteile und Stärken ausspielen kann. Wir wollen in den 18 Tagen unserer Reise so viel wie möglich von Land und Leuten kennenlernen. Und dabei die hohe Flexibilität und den Komfort eines Reisemobils nutzen. Also dort schlafen, wo es einem gerade gefällt, und dabei die weltbesten Spots direkt am Meer, an einem See, zentral in der Stadt, oder auch auf einer Hochebene in den Bergen besuchen. In Schottland ist das Übernachten überall dort erlaubt, solange es kein Verbotsschild ausschließt.

Schnell stellen wir fest, dass der Chausson 640 ein perfekter Reisebegleiter ist. Für Antonia bauen wir die Sitzgruppe zum Beifahrersitz um, das geht recht fix. Dabei stellen wir allerdings fest, dass die Polster etwas durch die Gegend rutschen und nur wenig Seitenhalt bieten.

In dem riesigen Kleiderschrank im Heck haben wir fast schon übertrieben viel Raum für unsere Klamotten. In der großen Heckgarage finden neben unseren beiden Fahrrädern auch noch die ganzen Campingutensilien und der restliche Krimskrams ihren Platz. Auch die vielen Ablagen, welche überall im ganzen Fahrzeug verteilt sind, gefallen uns sehr gut.

So fährt sich der Chausson

An die Größe des Fahrzeugs und an die "transportermäßige" aufrechte Sitzposition gewöhnt ich mich als Fahrer recht schnell. Der Handbremshebel hat einen etwas langen Weg und ist gewöhnungsbedürftig. Die hohe Seitenwindempfindlichkeit ist bei dem Aufbau nicht ungewöhnlich.

Die beste Reisegeschwindigkeit ist für uns auf Autobahnen im Bereich von 110-125 km/h, später sinkt dann die Geschwindigkeit auf schottischen Landstraßen auf 60-90 km/h. Im Mittel genehmigt sich dabei das Fahrzeug knapp 11,0 Liter Diesel auf 100 km, sowie über die Dauer der gesamten Reise zusätzlich 15 Liter AdBlue.

Nach 12 Stunden Fahrt über Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich sowie der Fährüberfahrt nach Dover bereiten wir uns in der Nähe von Canterbury auf unseren ersten Abend im Wohnmobil vor.

Kein Platzmangel

In der Küche mit den vielen Schubladen, Auszügen und Fächern haben wir großzügig unsere Nahrungsmittel und Kochutensilien verteilt. Auch der große Kühlschrank gefällt uns. Mit den beiden Kochstellen können wir gut arbeiten, und schnell ist unser erstes Mahl gekocht. Beim Essen fällt uns auf, wie groß der Wohnbereich ist. Für uns drei Personen mehr als ausreichend, später beim Reisen zu zweit Luxus. Nur der wackelige Tisch mit seinen scharfen Metallkanten stört das Bild.

Zeit, das Bad näher zu betrachten. Die Dusche ist riesig. Cool ist die Hintergrundbeleuchtung der Duschsäule. Die Toilette gegenüber ist gut positioniert und bietet genug Freiraum. Ganz anders hingegen das Waschbecken, das in die Ecke gequetscht und zu klein ist. Wie soll man sich da nur waschen? Ich schaffe es, das halbe Bad unter Wasser zu setzen. Ganz anders ist der Badezimmerschrank mit Schiebespiegel – das ist eine gute Lösung. Auch die weiteren Ablagen und Schränkchen gefallen uns.

Highlight für uns ist das große Hubbett, das unter der Decke verschwindet und so Platz für den Wohnraum schafft. Die Liegefläche ist riesig und der Schlaf- und Kuschelkomfort des Bettes war klasse.

Antonia hat eine Etage tiefer geschlafen. Bei der Gelegenheit gleich noch ein Lob an die Designer: die Ausleuchtung im ganzen Wohnmobil war spitze. Überall wurde an den richtigen Stellen Lampen gesetzt. Die atmosphärische Hintergrundbeleuchtung war super. Schade war nur, dass diese bei Akkubetrieb flackert.

Tourenverlauf und Reisetipps

Unsere Tour startet längs durch England mit Zwischenstopps in Cambridge (tolle Universitätsstadt) und York (schönes Städtchen mit Stadtmauer, Kathedrale und Mittelaltergassen) bis nach Edinburgh. Weil wir Strom und eine lange Dusche benötigen, machen wir hier die erste Übernachtung auf einem Campingplatz. Dabei lernen wir, wie Frischwasser in den Tank gezapft sowie das Grau- und Schwarzwasser entsorgt wird.

Im weiteren Verlauf werden wir nur noch ein weiteres Mal eine Campingplatz aufsuchen. Da es überall im Land Ver- und Entsorgungsstationen gibt, bei denen kostenfrei oder über eine Spende der Service gemacht werden kann, fällt uns das autonome Reisen leicht. Hier gleich noch ein Tipp: wir hatten mehrere Apps zur Stellplatzsuche im Einsatz. In Deutschland ist die Stellplatz-Radar App empfehlenswert, in England sind wir mit der park4night App am besten durchgekommen und haben tolle Spots gefunden.

Mindestens einen ganzen Tag muss man für Edinburgh einplanen, da es wirklich eine schöne Stadt mit der dominierenden Burg, schönen Gassen, vielen Restaurants und tollen Aussichtspunkten ist. In einem Café holen wir uns auf Wunsch von Antonia Scones, ein schottisches Gebäck, das mit Clotted Cream und Marmelade genossen wird. Und am Abend probieren wir in einem Pub eine weitere schottische Spezialität: Haggis. Das besteht aus dem Magen eines Schafes, der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird. Sicher nicht jedermanns Sache, hat uns aber tatsächlich geschmeckt.

Weiter geht die Reise Richtung Norden über St. Andrews (berühmt für die Golfplätze und die gewaltige Ruine einer Kathedrale), Montrose (schöne Strände), Stonehaven (unbedingt die Ruine des Dunottar Castle besichtigen). Über die "Royal Deeside" fahren wir zum Balmoral Castle, in dem aktuell King Charles weilt. Da er uns nicht empfängt, entscheiden wir, uns auf die Spuren des "Malt Whiskey Trails" zu begeben. Im Zentrum der Speyside konzentriert sich die weltgrößte Anzahl an Whisky-Destillerien. Wir nutzen dies mit einem lohnenswerten Besuch der Glenfiddich Destillery inklusive Verköstigung.

Im Wohnmobil durch die Highlands

Das schottische Hochland prägen zum einen die gebirgigen Regionen, zum anderen die Moore. Wir fahren über Inverness nach Ullapool und dann an der Küste entlang. Bei Gairloch suchen wir Big Sand auf, einen tollen Campingplatz mitten in den Dünen.

In den gesamten Highlands treffen wir oft auf Single-Track-Roads, also Fahrbahnen mit nur einer Spur. Das kann im Wohnmobil spannend werden, da man immer rechtzeitig nach einer Ausweichbucht suchen muss. Tatsächlich gab es nur 1x ein echtes Problem, das nach rund 20 Minuten gelöst war.

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Über die Isle of Skye, die über eine Brücke mit Schottlands Nordwestküste verbunden ist, geht es dann wieder über Invergary Richtung Süden nach Glasgow. Uns empfängt eine eher herbe Stadt, und leider auch im Regen. Das Besondere in Glasgow sind die Museen, die schöne Kathedrale samt Necropolis, einem alten Friedhof mit monumentalen Bauten sowie die Universität. Viel Zeit können wir allerdings nicht investieren, da sich unsere Reise dem Ende entgegen neigt, weshalb wir uns nach über zwei Wochen Rundreise wieder Richtung Süden nach Dover aufmachen.  © Promobil

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