Frankfurt/Main (dpa) - Das Sommerreisegeschäft läuft auf Hochtouren - zur Freude der Tourismusbranche. Hatten im Frühjahr 2016 viele Urlauber wegen der Anschläge in Paris, Istanbul und Brüssel mit Buchungen lange gezögert, melden Tui und Co. nun eine steigende Nachfrage nach Urlaubsreisen.

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"Die Lust der Urlauber, diesen Sommer ins Ausland zu reisen, ist in allen unseren Märkten gut, trotz der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit", berichtete Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser jüngst bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Die Buchungen für den Sommer lägen derzeit insgesamt zehn Prozent höher als vor einem Jahr. Auch der weltgrößte Reisekonzern Tui und DER Touristik berichten von einer wachsenden Nachfrage.

Nach Einschätzung der GfK-Konsumforscher stehen die Chancen gut, dass die diesjährige Sommersaison besser als die vorherige ausfällt. Bis einschließlich März lag der Umsatz der klassischen Reisebüros für die schönsten Wochen des Jahres zusammengerechnet 5 Prozent über dem schwachen Vorjahr.

Ende März waren bereits 64 Prozent der Sommerbuchungen des Vorjahres erreicht, wichtige Wochen insbesondere im Last-Minute-Geschäft stehen aber noch aus. "Der Juli ist ein wichtiger Buchungsmonat, weil sich dann Kurzentschlossene entscheiden", sagt GfK-Tourismusexpertin Dörte Nordbeck.

Ob die Branche an das Rekordjahr 2015 anknüpfen kann, lässt sich derzeit aber noch nicht absehen. Der Branchenverband DRV rechnete zuletzt im Gesamtjahr mit einem moderaten Plus gegenüber 2016.

Gefragt ist diesen Sommer vor allem Griechenland mit bisher hohen zweistelligen Buchungszuwächsen in den Reisebüros. Schon vergangenes Jahr profitierte das Land davon, dass viele Sonnenhungrige nach Anschlägen und politischen Turbulenzen die Türkei mieden.

Auch aktuell halten sich Urlauber mit Buchungen für das Land am Bosporus zurück. "Derzeit liegen wir für 2017 unter den vergleichbaren Vorjahreswerten für die Türkei", heißt es beispielsweise bei DER Touristik.

Insgesamt ist der Veranstalter mit den Marken ITS, Jahn Reisen, Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen zufrieden mit den Buchungen. "Über alle Zielgebiete liegen die Eingänge für den Sommer 2017 einstellig im Plus", sagt René Herzog, Chef der DER Touristik Zentraleuropa.

Ungebrochen ist die Beliebtheit Spaniens bei deutschen Urlaubern. Seit Jahren steht das Land auf Platz eins der begehrtesten Reiseziele im Ausland. Auch Urlaub im eigenen Land ist Veranstaltern zufolge gefragt. Im vergangenen Jahr war Deutschland mit einem Marktanteil von 30 Prozent das beliebteste Ziel der Bundesbürger für Trips von mindestens fünf Tagen. Indes profitieren Reiseprofis weniger davon, weil viele Urlauber Anreise und Unterkunft im eigenen Land selbst buchen.

Ein Comeback erlebte zuletzt Ägypten, nachdem 2016 nur noch knapp 654 000 deutsche Gäste gekommen waren. Die Nachfrage habe sich erholt, berichtet GfK-Expertin Nordbeck. Welche Folgen die jüngsten Terrorangriffe auf die christliche Minderheit in dem Land haben, bei denen mehr als 40 Menschen getötet und 110 verletzt wurden, ist noch unklar.

Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) kommt in der Reiseanalyse 2017 zu dem Ergebnis: "Terror wirkt auf die Reise-Zielwahl und das Reiseverhalten, dämpft aber nicht die allgemeine Reiselust."

Exotik unter Palmen: Fernreisen liegen im Trend

Mehr Flugverbindungen und günstigere Preise treiben die Nachfrage nach Fernreisen an. Im vergangenen Jahr machten die Bundesbürger 5,3 Millionen Urlaubsreisen in Länder außerhalb Europas und des Mittelmeerraumes. Das waren 23 Prozent mehr als 2010, wie aus der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervorgeht. "Immer mehr Menschen können sich den Traum von exotischen Ländern erfüllen. Es gibt mehr Flugverbindungen und Fernreisen sind erschwinglicher geworden", sagte Martin Lohmann, Geschäftsführer des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) der Deutschen Presse-Agentur. Der Marktanteil liege mittlerweile bei knapp 8 Prozent (2010: 6,5 Prozent).

Am beliebtesten war zuletzt Süd-Ostasien vor Nordamerika. Das leicht gesunkene Interesse an Zielen auf der anderen Seite des Atlantiks führte Lohmann in erster Linie auf den stärkeren Doller zurück, der Trips in die USA verteuert. Dass Urlauber aus Deutschland wegen der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf Reisen in die Vereinigten Staaten verzichteten, könne er nicht feststellen.

Zwar sind Fernreisen im Vergleich zu einem Urlaub am Mittelmeer oder in Deutschland im Schnitt immer noch teurer. Allerdings sind die Ausgaben für ferne Ziele seit 2010 den Angaben zufolge langsamer gestiegen (plus 15 Prozent) als für Urlaubsreisen insgesamt (plus 20 Prozent). Der Abstand wird also kleiner.

Trotz wachsendender Beliebtheit von Bali, Thailand und Co. zieht es die Bundesbürger laut der Analyse von FUR allerdings weiter vor allem in Länder rund um das Mittelmeer sowie nach Deutschland.  © dpa

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