Evian-les-Bains (dpa/tmn) - Es ist ein einzigartiges Spektakel, das sich jeden Tag an der Avenue de Sources in Evian-les-Bains abspielt. Mit Plastikkanistern und leeren Flaschen kommen Touristen und Einwohner der französischen Kleinstadt an ein Becken aus rot-braunem Stein.

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Dort wollen sie das abzufüllen, was ansonsten nur im Supermarkt zu haben ist: das natürliche Mineralwasser Evian. Seit 1789 die heilende Wirkung entdeckt wurde, lebt der Kurort am Genfer See von seinem berühmten Wasser.

Für die Entscheidung der deutschen Fußballnationalmannschaft, während der Europameisterschaft ihr Quartier im malerischen Evian aufzuschlagen, waren allerdings eher die Ruhe, die gute Luft und die günstige Lage maßgeblich. Das mutmaßt zumindest Samuel Berne, Marketing- und Sales-Chef des "Hotel Ermitage", in dem die deutsche Elf während des Turniers wohnt. "Oliver Bierhoff und seine Leute waren super cool", schwärmt Berne. Besonders wichtig sei ihnen der Golfplatz gewesen, der etwa zwei Kilometer von dem Hotel mit seinen beiden Schwimmbädern entfernt ist.

Die Stadt Evian legt sich für den prominenten Besuch ins Zeug: So wurde zum Beispiel im Stadion, wo die deutsche Elf trainiert, der Rasen erneuert. Der Ausblick auf den See und die Schweizer Stadt Lausanne am anderen Ufer soll allerdings teilweise durch Planen verdeckt werden, damit "la Mannschaft" sich in Ruhe auf die Spiele vorbereiten kann. Im "Boulodrome", einer Halle für das beliebte Kugel-Spiel gegenüber dem Stadion, wird ein Pressezentrum für rund 300 Journalisten eingerichtet.

Der Aufenthalt der Nationalmannschaft ist nicht das erste große Ereignis in Evian mit seinen rund 8000 Einwohnern. 2003 beherbergte der Kurort das Gipfeltreffen der acht wichtigsten Industriestaaten G8, und 1962 war er Unterzeichnungsstätte der Verträge von Evian, mit denen der Algerien-Krieg beendet wurde. Das "Hôtel du Parc", in dem das Ereignis stattfand, ist inzwischen ein Appartementkomplex. Doch andere Gebäude wie das Casino aus dem Jahr 1911 und das einstige Thermalbad Palais Lumière, inzwischen Kulturzentrum, künden weiter von der glamourösen Vergangenheit der Kleinstadt. Zu den Prominenten, die Evian im 20. Jahrhundert besuchten, gehörten Marcel Proust, Greta Garbo, Errol Flynn und der Schah von Persien.

"Wir haben auch eines der schönsten Rathäuser Frankreichs", schwärmt Stadtführer Thierry Dutruel. Die einstige Villa der Kino-Erfinder Lumière, in der seit 1927 die Stadtverwaltung sitzt, kann mit ihrer Inneneinrichtung im Rokoko-Stil täglich besichtigt werden.

Wenn die EM in Frankreich angepfiffen wird, dürften auch die Einwohner von Evian eher zum Bier greifen. "Wir werden mit einem Gläschen in der Brasserie vor dem Großbildschirm sitzen", verrät Stadtführer Dutruel. "Genauso wie in Deutschland."

Evian

Anreise: Direktflug bis Genf ab München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin. Dann per Bus, Hotel-Shuttle oder Taxi. Von Paris fährt der TGV bis Bellegarde, dann geht es weiter im Regionalzug. Mit dem Auto dauert die Anreise zum Beispiel aus Stuttgart rund fünf Stunden.

Unterkunft: Eine billige Alternative zu den Sternehotels sind Zimmer bei Privatleuten, die sogenannten Chambres d'hôte (zu finden unter www.gites-de-france.com).

Der besondere Tipp: Von Mai bis September fährt tagsüber eine kostenlose Seilbahn hinter dem Palais Lumière auf die Hänge oberhalb des Orts. Sie war ursprünglich dazu gedacht, die Gäste der Luxushotels in die Trinkhalle und ins Thermalbad in der Stadt und wieder zurück zu bringen.

Informationen: Office de Tourisme, Place de la Porte d'Allinges, 74500 Évian-les-Bains (Tel.: 0033/450 75 04 26, www.evian-tourisme.com).  © dpa

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