Das Fliegen verspricht grenzenlose Freiheit über den Wolken. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Es ist eng, es riecht, es ist laut. Viele Menschen auf kleinstem Raum, können sich schon mal auf die Nerven gehen und einen Flug unangenehm werden lassen. Doch welches Verhalten ist am schlimmsten, auf welche Mitreisende sollte man sich einstellen und wie bleibt man dennoch entspannt?
Manchmal zerrt das Reisen mit dem Flugzeug am Geduldsfaden: Rücksichtslos werden Sitze nach hinten gehievt, Schuhe ausgezogen und die Maschine mit dem Gestank von Schweißfüßen eingenebelt oder das sperrige Gepäck achtlos in das Gepäckfach gehievt.
All das an einem Ort, wo man nicht einfach lüften oder den Platz wechseln kann, sondern den Marotten und Absonderungen anderer über Stunden ausgeliefert ist. Nicht umsonst fühlen sich rund 83 Prozent der Deutschen auf Flügen durch Eigenarten der Mitreisenden gestört.
Wer schon häufig geflogen ist, weiß aus eigener leidgeprüfter Erfahrung, dass das neurotische Spektrum der Störenfriede und ihrer Macken an Bord scheinbar endlos ist und von Bummeln über Drängeln bis hin zum Schnarchen oder lautstarkem Quatschen reicht.
"Sitz-Treter" und "Müffler" sind am unangenehmsten
Folgt man einer Erhebung des Reiseanbieters Expedia, so ist das Fliegen dieser Tage wahrlich keine Freude. Alljährlich befragt die Buchungsplattform ihre Nutzer nach Etikette auf Reisen.
Vor allem schlechter Geruch der Mitpassagiere wurde von 43 Prozent der Befragten moniert und rangiert damit in der Nerv-Faktor-Hitparade auf Platz zwei nach dem "Sitztreter" (51 Prozent) - Menschen also, die zum Leidwesen der Mitreisenden beim Aufstehen an der Rückenlehne des Vordermannes rütteln oder bei der Suche nach einer bequemeren Sitzposition Knie oder Füße am Vordersitz positionieren.
39 Prozent der Befragten kritisieren nachlässige Eltern, die nicht ausreichend auf ihren Nachwuchs achten und auf diese Weise die Nerven der anderen Passagiere strapazieren.
Die Bewertungsplattform Airlineratings.com kommt in ihrem jährlichen "Passenger from Hell Survey" zu einem ähnlichen Ergebnis. Dafür wurden Reisende weltweit gefragt, welche Sorte von Mitreisenden sie am meisten nervt. An erster Stelle genannt wurde hier der stinkende Sitznachbar vor schreienden Kindern und Gegen-den-Sitz-Tretern.
Diese Sitznachbarn im Flugzeug nerven obendrein
Auch bei weiteren Störfaktoren gleichen sich die Befragungsergebnisse mehr oder minder. Zu den nervigsten Passagiertypen zählt darüber hinaus der "Drängler". Er hetzt zum Einstieg, kaum dass die Durchsage "ready for boarding" ertönt ist, drängelt sich vor und verstaut seinen Trolley als erster in der Gepäckablage. Dasselbe Spiel dann beim Ausstieg.
Für viele Befragte stellt die "Keimschleuder" eine besondere nervliche Belastung dar. Auch wenn sie nichts für ihre laufende Nase kann, auf engstem Raum kann es für den Sitznachbarn nicht nur unappetitlich werden, sondern auch unhygienisch.
Der "Schluckspecht" kann der unangenehmste unter den Passagiertypen werden und tritt leider immer häufiger in Erscheinung, besonders an Bord von Billigfliegern.
Die "Quasselstrippe", ist zwar weniger aggressiv, redet jedoch ohne Ende und ohne, dass sie gefragt wurde. Auch Sie kann das Nervenkostüm gehörig belasten.
Ob lautes Gerede, laute Essgeräusche oder lautes Atmen – unnötig laute Mitreisende finden laut Expedia Studie 29 Prozent der Befragten einfach nur unerträglich.
Nennenswert sind noch der nervige Armlehnenräuber, Menschen, die den Drang haben, sich auf einem Flug entkleiden zu müssen, lärmende Fluggäste, solche, die geruchsintensives Essen mitbringen, aufdringliche Flirter oder Paare, die die Finger nicht voneinander lassen können …
Die Liste ist mit Sicherheit noch fortzusetzen, und einige der genannten Störenfriede dürften uns alle bekannt vorkommen. Bequemer wäre es da, wenn sich alle Passagiere an ein paar einfache Benimmregeln halten:
Der Flugzeugknigge: So benimmt man sich im Flugzeug
- Beim Einsteigen Mitreisenden den Vortritt lassen. Denn eins ist sicher, auch durch Drängeln und Schubsen hebt das Flugzeug nicht eher ab.
- Den Sitznachbarn zu begrüßen gehört zum guten Ton, schließlich verbringt man den gesamten Flug Seite an Seite.
- Hilfe beim Verstauen des Gepäcks anbieten beschleunigt das Boarding.
- Die eigene Lautstärke im Zaum halten und Musik nicht bis zum Anschlag aufdrehen.
- Schnarchende Sitznachbarn höflich darauf hinweisen. Sie werden dankbar sein und die anderen Passagiere auch.
- Ein Lächeln oder ein aufmunterndes Wort für den Sitznachbarn – es sind Kleinigkeiten, die den Flug angenehmer machen.
- Die Rückenlehne möglichst in Ruhe halten. Schließlich bewegt sich das Tablett des Hintermanns immer mit. Und zappelige Kinder, die gegen die Rückenlehne des Vordermanns treten, ruhig zur Räson bringen.
- Keine Gespräche aufzwingen. Ein Monolog über die Geschichte der Fußballbundesliga interessiert die Sitznachbarin möglicherweise nicht.
- Wer sich beim Kabinenpersonal bemerkbar machen möchte, nutzt den Rufknopf.
- Gerüchen kann man an Bord nicht entfliehen. Es gilt aufdringliche Parfüms, Essensgerüche oder Körpergeruch zu vermeiden.
- Dem Sitznachbarn nicht zu dicht auf die Pelle rücken. Ein angemessener Abstand sollte auch über den Wolken eingehalten werden.
Ruhig bleiben und frühzeitig die Crew einschalten
Doch was tun, wenn der Stresspegel trotzdem mal steigt und die Nerven beginnen blank zu liegen? Wie bleibt man entspannt, wenn eine Situation während des Fluges zur Belastungsprobe wird?
Wie im Alltagsleben, kann es an Bord eines Flugzeugs auch Konstellationen geben, die man sich – besonders auf dem Weg in den Urlaub, nicht wünscht. Boden- und Bordpersonal achten indes frühzeitig vor dem Einsteigen schon aufgrund der Flugsicherheit darauf, mögliche Konfliktsituationen zu vermeiden.
"Wer sich dennoch von Mitreisenden gestört fühlt, sollte ruhig bleiben und sachlich das Gespräch suchen", rät Maria Danicu, eine Purserin bei der Fluggesellschaft Condor. Oft lassen sich Dinge am leichtesten klären, wenn man offen und freundlich aufeinander zugeht.
Wenn das zu keiner Lösung führt, wendet man sich am besten frühzeitig an die Crew. "Wir sind immer bemüht, dass sich all unsere Gäste an Bord wohlfühlen. Deshalb sind wir für unsere Gäste da und helfen in einem solchen Fall weiter. Wenn es gar nicht geht, bemühen wir uns, beispielsweise einen anderen Platz für den Gast zu finden," erklärt Maria Danciu.
Unbedingt einschalten sollte man das Flugzeugpersonal, wenn sich Streit anbahnt oder sich die Situation nicht lösen lässt. Insbesondere, wenn die Sicherheit an Bord gefährdet wird, muss die Kabinencrew informiert werden. Sie sind speziell geschult, mit dem nötigen Fingerspitzengefühl einen Konflikt zu lösen.
Die meisten Stressfaktoren lassen sich jedoch vermeiden, wenn man gar nicht erst gestresst in den Flieger steigt.
Verwendete Quellen:
- knigge.de: Verhaltensregeln im Flieger
- Manager Magazin: Sitzrüttler trifft Stinker - wer nervt Sie im Flugzeug am meisten?
- Expedia Umfrage 2019
- Expedia: Etiquette im Flugzeug: Vordersitz-Treter sind am schlimmsten
- Karrierebibel.de: Der Flugzeug-Knigge
- Gespräch Presseabteilung Condor
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