• Sand als gefährdete Ressource wird von vielen unterschätzt.
  • Durch extreme Wetterlagen verlieren viele Strände Sand.
  • Dann greift oft der Mensch in die Natur ein - weltweit.

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Öl, Metall oder seltene Erden: Das sind die Rohstoffe, die vielen einfallen, wenn es um knappe Ressourcen geht. Aber Sand? Diese körnige Masse würden wohl die wenigsten nennen. Für viele ist Sand im ersten Moment nicht viel mehr als das Sediment im Sandkasten, mit dem Kinder spielen, oder der Ort, in dem man im Urlaub so herrlich liegen kann. Genau deshalb ist die Reportage "Sandstrand um jeden Preis? - Ein Rohstoff wird knapp" von Tobias Lickes so interessant. Sie macht eine Ressource zum Thema, die von vielen bislang unterschätzt wird, aber deren enorme Nachfrage und deren Abbau große Umweltprobleme mit sich bringen. Der Beitrag läuft am Montag um 22.50 Uhr im Ersten.

Jedes Jahr wird auf Sylt Sand aufgespült

Der knapp 45 Minuten lange Film beginnt dort, wo sich der Sand in einer seiner schönsten Formen präsentiert: Am Strand von Westerland auf Sylt. Jedes Jahr fahren Tausende zum Urlaub dorthin und genießen den kilometerlangen Sandstrand. Längst nicht alle wissen, wie viel harte Arbeit dahinter steckt. "Was aussieht wie unberührte Natur, ist zum Teil vom Menschen geschaffen", sagt Greg Barber, der lange als Strandwächter auf der Insel gearbeitet hat.

Seit den 1970er Jahren wird auf Sylt jedes Jahr Sand aufgespült. Dabei wird Sand vom Meeresboden geholt und am Strand von Sylt wieder angehäuft. Ohne die Aufspülungen würde Sylt wegen der Sturmfluten und der durch den Klimawandel immer häufigeren extremen Wetterlagen jedes Jahr etwa vier Meter Strand verlieren, heißt es in dem Film. Und billig ist die Maßnahme auch nicht: Rund 13 Millionen Euro wurden auf der Insel bislang dafür ausgegeben.

Der Verlust des Sandstrands ist ein Problem, das es nicht nur auf Sylt gibt. Auch auf anderen deutschen Inseln wie Wangerooge oder an der Ostseeküste kämpfen Anwohner und Politik damit, dass der Strand immer weniger wird. Fast jeder Fernsehzuschauer, der gerne an Nord- und Ostsee Urlaub macht, wird in der Reportage einen Ort entdecken, den er kennt. Und mit dem Verschwinden des Strands stellen sich die Folgeprobleme ein: Welche Maßnahmen schützen die Küsten am effektivsten und nachhaltigsten? Sind es Aufspülungen wie auf Sylt? Was bringen die Buhnen, die vielen Urlaubern so vertraut sind? Braucht es Deiche? Und wer zahlt dafür?

Der Boden erholt sich nicht so schnell wie angenommen wurde

Die Aufspülungen werden inzwischen wissenschaftlich untersucht. Geologen des Alfred-Wegener-Instituts beschäftigen sich seit 2016 mit den Gebieten im Meer, von denen Sand für die Aufspülungen entnommen wurde. Das sind mehrere Fußballfelder große Flächen vor der Küste.

Die ersten Erkenntnisse der Wissenschaftler lassen darauf schließen, dass sich der Boden längst nicht so rasch von der Entnahme des Sands erholt, wie man angenommen hatte. Die Entnahmegebiete füllen sich nicht wieder mit Sand auf, sondern mit Schlick, wie einer der Forscher des Instituts erklärt. Eine der Folgen ist, dass Fischlarven sich in dem Schlick viel schlechter ansiedeln können.

Auf Sylt ist auch den Behörden der Eingriff in die Natur durchaus bewusst. Man verschließe auch nicht die Augen davor, sagt Birgit Matelski, Direktorin beim Landesbetrieb für Küstenschutz Schleswig-Hostein. Doch in Schleswig-Holstein sei es die nachhaltigste Maßnahme. Und verglichen mit Sandaufspülungen in Spanien und USA, sei jene in Sylt auch nicht mehr als ein "Möwenschiss" in der Kette der Sandaufspülungen, sagt sie.

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Sand ist eine sehr begehrte Ressource

Im letzten Teil der Reportage reist der Zuschauer nun von der deutschen Küste auf die Kapverden, nach Kambodscha oder Mali. In all diesen Ländern wird unter teils menschenunwürdigen Bedingungen Sand abgebaut. Der Film zeigt Menschen, wie sie vor ihrer Küste nach Sand tauchen und ihn in Eimern abtransportieren. Es ist eine Arbeit, die Geld bringt. Denn Sand ist weltweit eine begehrte Ressource.

Er wird zum einen für Aufspülungen verwendet. So hat beispielsweise Dubai von seiner Küste ganze neue Inseln aus Sand aufschütten lassen. Aber es braucht Sand für noch viel mehr: Für den Bau von Häusern und Autobahnen, für die Herstellung von Jeans und Smartphones. In sehr vielen Produkten steckt Sand drin.

Am Ende der Reise dürften viele Zuschauer erstaunt sein: Viele Fakten zu dieser zunächst unscheinbar erscheinenden Ressource Sand dürften so manchem nicht bekannt gewesen sein. Und auch wenn die Reportage für Menschen an der Nord- und Ostseeküste nicht viel Neues erzählt zum Thema Küstenschutz: für Menschen, die dort Urlaub machen, lohnt sich der Blick hinter die Kulissen ihres Traumorts allemal. Und so manchem dürfte ein Zitat einer Umweltschützerin aus dem Film hängenbleiben: "Definitiv, glaube ich, läuft Sand unter dem Radar. Das ist aktuell noch kein großes Thema. Aber es wird ein großes Thema werden müssen." (dpa/mak)

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