Bad Elster (dpa) - Umgeben von Fichten soll es ruhig und beschaulich bleiben auf dem Platz. Lärm und Hektik sind nicht gern gesehen, beim "Waldcamping Erzgebirge" in Amtsberg (Erzgebirgskreis).
Seit vorigem Jahr haben sich die Betreiber ganz bewusst entschieden, die 70 Plätze und neun festen Unterkünfte zur kinderfreien Zone zu erklären. "Wir haben seitdem sehr viel Kritik einstecken müssen. Aber wir konnten auch neue Besucher begrüßen, die extra deshalb angereist sind", erzählt Inhaber Michael Scheibner.
Schlaflose Nächte und unbeaufsichtigte Kinder
Vor allem gesundheitliche Gründe hätten zu der Entscheidung geführt. Angefangen hat Familie Scheibner vor mehr als 20 Jahren als Familiencampingplatz - mit Hüpfburg und Animationen für die Kleinen. "Aber seit einigen Jahren hat die Qualität gelitten. Lärmende Kinder haben uns nicht selten den Schlaf geraubt", beklagt Scheibner, der mit seiner Familie auch auf dem Platz wohnt. Fehlende Ruhe, selbst nachts oder in aller Früh, unbeaufsichtigte Kinder, die Dinge beschädigen und uneinsichtige Eltern hätten zunehmend zu Problemen geführt.
"Jetzt wollen wir eine neue Zielgruppe ansprechen. Das sind Menschen auf der Suche nach Ruhe, es kommen auch Lehrer und Erzieher", sagt Scheibner. Doch schnell kam auch der Unmut. "Unsere Bewertungen im Internet haben sich verschlechtert, viele Kritiker waren nie bei uns vor Ort." Auch die Übernachtungszahlen seien stark gesunken, auf dem offiziell ersten kinderfreien Campingplatz in Sachsen. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren sei der Betrieb 2022 nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Hinzu komme ein derzeit schlechter Ruf des Erzgebirges und der gesamten Region bei Touristen aus anderen Bundesländern, so Scheibner.
Klare Kommunikation und Gelassenheit
Die Nachfrage nach kinderfreiem Urlaub in Sachsen sei grundsätzlich da, erklärt Axel Klein, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und im Freistaat. "Angebote für bestimmte Zielgruppen sind absolut legitim. Auch der Wunsch nach Ruhe oder einem ungestörten Abend ist nachvollziehbar." Auch Paare, die selbst Eltern sind, nähmen das gern in Anspruch. "Wichtig ist, dass Gastwirte oder Hoteliers das Angebot klar kommunizieren." Allgemein rät Klein zu Gelassenheit bei dem Thema, das einige Gemüter erhitzt. "Es geht nicht darum, dass sich eine Zielgruppe angegriffen fühlt." Für Familien mit Kindern gebe es in Sachsen viele andere Angebote.
Das (Erzgebirgskreis) zielt mit seinem Programm auf Ruhesuchende, Wellness- und Aktivurlauber ab 14 Jahren. "Wir wollen Eltern und kinderlosen Paaren die Möglichkeit bieten, auch einmal einen Urlaub ohne Kinder zu genießen. Das Konzept ist bereits weit verbreitet im Süden von Europa, so dass wir diesen Trend auch im Erzgebirge bieten wollen", erklärt Marketingdirektor Julian Mieske. Er spricht von vielen positiven Rückmeldungen.
Das Haus sei als Ergänzung zum Familienhotel der Kette im selben Ort zu sehen, betont Mieske. "Wir sind unabhängig von den letzten drei Krisenjahren zufrieden mit der Entwicklung unseres Erwachsenenhotels und werden auch zukünftig in dieses Konzept investieren." Daneben betreibt die Gruppe sechs Familienhotels in Deutschland.
Solebecken sind für Kinder unter 14 tabu
Gesundheitliche Gründe hätten in der Soletherme Bad Elster im Vogtland dazu geführt, dass erst Personen ab 14 Jahren in den drei Becken mit unterschiedlich hohem Solegehalt erlaubt seien, sagt Steffi Schlosser als Sprecherin der Sächsischen Staatsbäder GmbH. Die Altersbeschränkung sei von Wissenschaftlern definiert worden. "Der kinderfreie Bereich der Soletherme kommt unserem Konzept von Ruhe und Entspannung zugute. Die Gäste verstehen das und die Entscheidung hat sich bewährt."
Kinder sollten vor der starken Wirkung von Sole geschützt werden, die beim Verschlucken bei ihnen Erbrechen oder Durchfall verursachen können. Im Salzsee der Therme ist bei einem Solegehalt von 15 Prozent ein Schweben wie im Toten Meer möglich. Ansonsten seien Kinder in den Einrichtungen der Sächsischen Staatsbäder GmbH willkommen - etwa in der Bade- und Saunalandschaft des Ortes.
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