Palma de Mallorca (dpa) - Die Balearen haben ein Müllproblem. Auf Mallorca ist das direkt zu spüren und zu sehen, denn ein großer Teil des nicht wiederverwertbaren Mülls landet im Meer.
Erst Anfang Januar sorgte ein Amateurvideo für Empörung, das einen mit Plastikmüll verdreckten Stadtstrand in der Hauptstadt Palma zeigte. Die Balearenregierung geht dagegen künftig rigoros vor. "Die Strafen werden künftig von 300 Euro für kleine Vergehen bis 1,75 Millionen Euro für schwerwiegende Gesetzesverstöße reichen", sagt Sebastià Sansó, Generaldirektor für Umwelterziehung und Abfallpolitik.
Rund 700 000 Tonnen Müll sammeln sich Schätzungen zufolge jährlich auf den vier Inseln Mallorca, Ibiza, Formentera und Menorca an. Mit einem Großteil davon, rund 500 000 Tonnen, hat die gerade bei Deutschen beliebte Urlaubsinsel Mallorca zu kämpfen. Ein neues Gesetz soll das ändern und die Produktion von Müll auf den Inseln bis 2020 um 10 Prozent im Vergleich zu 2010 senken. Im Jahr 2030 sollen es sogar 20 Prozent sein.
"Statt uns auf die Entsorgung von Abfall zu fixieren, wollen wir vermeiden, dass der Müll überhaupt entsteht", sagt Sansó. Der Gesetzesentwurf wartet mit ambitionierten Maßnahmen auf.
So sollen Einwegplastiktüten bereits 2019 aus den Geschäften verschwinden. Im Jahr darauf soll es Plastikgeschirr, aber auch Einwegrasierern, Wattestäbchen, Lutscherstängeln und Feuchttüchern an den Kragen gehen. Stattdessen sollen kompostierbare Alternativen in den Geschäften angeboten werden. Und auch Kaffeekapseln müssen entweder kompostierbar sein oder vom Produzenten zurückgenommen und recycelt werden. "Uns geht es nicht so sehr um Verbote, sondern darum, dass wiederverwertbare Alternativen in den Geschäften angeboten werden", betont Sansó.
Auch Touristen werden die Neuerungen in der Gesetzgebung zu spüren bekommen - denn in der sommerlichen Ferienzeit fällt auf den Balearen der meiste Abfall an. In allen Hotels und Gaststätten der Insel wird es deshalb den Plänen zufolge ab 2019 keine Einwegflaschen mehr geben. Stattdessen sieht das Gesetz unter anderem vor, dass kostenlos Leitungswasser angeboten wird.
"In anderen europäischen Ländern wie Frankreich ist diese Praxis gang und gäbe, warum also nicht auch bei uns?", fragt Sansó. Vom mallorquinischen Hoteliersverband FEHM gab es zunächst keine Reaktion auf das Gesetzesvorhaben.
Margalida Ramis, die Sprecherin des Umweltschutzverbandes "Gob", gibt sich vorsichtig optimistisch: "Es kommt natürlich darauf an, dass die Vorgaben auch rigoros umgesetzt werden. Dass aber so viel Wert auf die Prävention von Müllproduktion gelegt wird, kommt einer unserer zentralen Forderungen nach", sagt sie. Gewünscht hätte man sich zudem die Einführung eines Pfandsystems. Ein solches mag Sansó nicht ausschließen, es gehört aber nicht zu den ersten Schritten, die die Regionalregierung angehen will.
Der Vorstoß der Balearenregierung, der in den nächsten Monaten offiziell verabschiedet werden soll, passt auch in die Pläne der Europäischen Union: Diese will bis 2030 erreichen, dass sämtliche Plastikverpackungen wiederverwertbar sind. Nach Angaben der EU-Kommission werden jährlich in den 28 Mitgliedsstaaten rund 25 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert. Nur rund 30 Prozent werden bislang recycelt. © dpa
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