(pr/cfl/mac) - Der Streit über die geplante Ausflaggung des berühmten Kreuzfahrtschiffes "MS Deutschland" eskaliert.
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, wurde Kapitän Andreas Jungblut jetzt vom Eigner, der Reederei Deilmann aus Neustadt (Schleswig-Holstein), des Schiffes verwiesen. Jungblut sei aus seinem Urlaub nach London zu dem als "Traumschiff" bekannten Wasserfahrzeug gereist, um seiner Besatzung beim Konflikt um die Ausflaggung beizustehen.
Seit Wochen schwelt der Streit zwischen dem Besitzer und der Bundesregierung. Der Verantwortliche für die maritime Wirtschaft, Staatssekretär Hans-Joachim Otto, war entsetzt, als er von den Plänen Deilmanns erfuhr. "Der politische Instinkt sollte der Reederei sagen, dass sie das besser lässt", ärgerte sich der Staatssekretär vor einigen Tagen im Gespräch mit "ln-online.de" (Lübecker Nachrichten).
Otto sieht wohl die geplante Ausflaggung als Unterlaufen des maritimen Bündnisses von 2003. Damals hatten Reeder gegen Zugeständnisse von Gewerkschaft und Regierung zugesagt, 600 Schiffe wieder unter deutscher Flagge fahren zu lassen, derzeit sind es laut "ln-online.de" knapp 500.
Mittlerweile hat sich auch der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer von der CDU zu Wort gemeldet. "Ich appelliere an das Heimatgefühl und den Nationalstolz der Reederei: Das Traumschiff muss deutsch bleiben," sagte er der "Bild".
Die Reederei bestätigte dagegen offiziell die Pläne, die "MS Deutschland" künftig unter der Flagge Maltas fahren zu lassen. Eine Sprecherin: "Wir wollen das Schiffsregister definitiv wechseln. Nur der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest."
Kapitän Andreas Jungblut ist vom Verhalten seiner Reederei entsetzt. "Es weht deutsche Geschichte durch die Räume des Schiffes," ärgerte er sich der "Bild" gegenüber. Zum Rauswurf äußerte er sich so: "Ich bin kein Francesco Schettino. Ich lasse meine Crew im Sturm nicht allein. Ich lasse mich nicht unterkriegen, auch wenn es unbequem wird." Der Eigner der "MS Deutschland" habe ihm mitgeteilt, er sei an Bord nicht mehr erwünscht.
Jungblut weiter: "Das ist ein einmalig würdeloser Fall in der Schifffahrt, dass ein Kapitän von Bord geworfen wird." Die Reederei spreche dagegen offiziell von Urlaub. Derzeit habe der zweite Kapitän regulär Dienst.
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