Beim Test für den Reimo-Multivan mit Wallaby-Dachzelt ist es so bollenheiß, dass ich mich in der Sommersonne am Autodach fast verbrenne, als ich das Dachzelt wieder zusammenpacke. Das Blech ist heiß, die schwarze Abdeckplane ist heiß. Es ist immer noch so, dass Dachzelte polarisieren: "Das Schlechteste aus zwei Welten" hat mancher gelästert – vor dem Boom dieser Campingform.

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Heute lästern viele nicht mehr so laut, sondern verdienen gutes Geld damit. Denn Dachzelte gehen weg wie warme Semmeln. Darum hat auch Reimo seine Dachzeltmarke wieder angeschärft. Wir schauen uns das neueste Teil der Reimo Tent Technology genauer an: das Wallaby 2.

Dachzelte: die günstige Alternative

Die Gründe für den Dachzeltboom sind klar: Es geht – wie immer – um Kohle. Aber auch um die Praktikabilität. Und wie beides zusammenhängt. Jedes Auto ist damit nach wenigen Handgriffen und für überschaubares Geld "beschlafbar". Oder erhält, wie im Fall des Reimo-Multivan, zwei bis drei weitere Schlafplätze, zusätzlich zu denen im Parterre.

Den Multivan fahren die meisten, weil sie Kinder haben, und so können vier bis fünf Personen darin übernachten. Wer jetzt einwirft: Hey, warum dann kein Aufstelldach anstatt des Dachzelts? Weil es das derzeit ganz einfach nicht für den Multivan gibt. Aber – so viel sei verraten – Reimo wird bald eins herausbringen. Wann genau, ist noch unklar. Für den Caravan Salon 2023 ist aber ein erster Prototyp angekündigt. Hier gibt es mehr zum Reimo-Aufstelldach-Prototyp.

Handling des VW Multivan

Der aktuelle Multivan wird oft als eigentlicher VW-Sharan-Nachfolger einsortiert – und das nicht ganz zu Unrecht. Wer in den Multivan einsteigt, bekommt ein Fahrerlebnis, das mit dem eines VW Transporters gar nichts mehr zu tun hat. Der Bulli-Fahrende will das Gefühl, aufrecht auf der Vorderachse sitzend über den Dingen zu schweben, hier bekommt er eher den Eindruck, in einem Jaguar E-Typ irgendwo zwischen den Hinterrädern zu kauern.

Die ersten Meter Fahrt müssen, von außen betrachtet, wirken, als wäre der Fahrende ein wenig blau, weil er vermutlich hilflos den Einlenkpunkt sucht. Diese Erfahrung der Hilflosigkeit berichten Menschen nach der ersten Multivan-Fahrt immer wieder.

Dazu kommt, dass der Benzin-Hybrid beim Druck auf den Startknopf nur eine Bereitschaft zum Losfahren signalisiert, aber kein Verbrenner anspringt. Die elektrische Reichweite ist für den Innenstadtbesuch okay. Für die bequeme Urlaubsfahrt fehlt es dem Benzintank aber etwas an Volumen (45 L). Andererseits, was soll’s, Tankstellen gibt es genug.

Das Navi im Testwagen findet die Zapfsäulen allerdings nicht, die Daten muss man erst gegen Gebühr freischalten. Da ist es einfacher die Handy-to-Car-Funktion zu nutzen. Ansonsten fühlt der Tester sich im Multivan-Cockpit schnell heimisch. Die Knöpfe sind zwar flacher und mehr "touch" als "push", ansonsten aber wie bei VW gewohnt angeordnet. Etwas Kennenlernzeit braucht das zentrale Display, die Bedienung ist nicht in allen Punkten intuitiv. Das DSG-Doppelkupplungsgetriebe dagegen schon – da braucht es auch nicht viel. Aber zurück zum Campen.

Möbelbau des Reimo Freevan

Bevor wir uns am Dach verbrennen, schauen wir zunächst mal, was sich im Innenraum an Campingmöbeln findet: links ein Küchenmodul mit integrierter Kühlbox. Angeschlossen wird sie an die Bordbatterie mit 12-Volt-Stecker. Den Strom aus der Dose braucht auch die Tauchpumpe. Im Inneren des Moduls gibt es zwei 12-Liter-Kanister, einen für Frisch-, einen für Abwasser.

Das Modul kann zudem mit einem Gaskartuschenkocher nach Wahl ergänzt werden. Empfehlenswert dafür ist der Camp 4 Cook’n’Fold – kleiner Tipp nebenbei. Der Küchenblock sitzt in den Schienen des Multivan, anstelle des dritten Sitzes der zweiten Reihe. Die Sitzmöbel sind übrigens viel leichter als alles, was es bei VW bisher so bekannt ist. Sie flutschen in den Schienen hin und her, lassen sich locker umklappen und mit wenig Kraftaufwand herausnehmen. Mit rund 2.500 Euro wirkt das Küchenmodul erst mal nicht wie ein Schnäppchen, aber die verwendete Technik und die gute Verarbeitung rechtfertigen den Preis.

Beim Bettsystem für 1.296 Euro können Verarbeitung und Konstruktion ebenfalls überzeugen. Zusammengeklappt fällt das Schlafmodul kaum auf – weil es unauffällig hinter den Sitzen kauert und das Rückteil nach oben geklappt werden kann. So entsteht optisch wie funktional ein großzügiger Heckstauraum. Das Bettmodul wird ebenfalls in den Schienen des Fahrzeugbodens befestigt. Das Metallgestänge in unauffälligem Schwarz und wertiger Ausführung passt zum Schick des Multivan. Wer schlafen will, klappt die Sitzlehnen um und zieht den Lattenrost nach vorn. Das allerdings benötigt etwas Übung – die Führung hakelt ein wenig.

Mittels Stützbeinen erhält das Bett die nötige Stabilität. An der Stelle, wo der Küchenblock sitzt, ist der Lattenrost ausgespart. Hier liegt die entfaltete Matratze auf der Arbeitsplatte. Der Zugang zur Kühlbox ist damit blockiert – was nicht sehr praktisch ist.

Als Zwischenfazit zu den beiden Modulen Bett und Küche kann man insgesamt nur applaudieren. Bauweise und Verarbeitung dokumentieren die lange Erfahrung von Reimo im Busausbau. Die Teile sind funktional konstruiert und machen aus dem Multivan mit zwei überschaubaren Einbauten einen überzeugenden Camper. Viel besser kann man das mit Modulen kaum lösen.

Technische Daten des Reimo Freevan

  • Basisfahrzeug: VW Multivan, Vorderradantrieb, 1,4-L-TSI-e-Hybrid, Vierzylinder-Turbodiesel, 1.395 cm3, Systemleistung 160 kW/218 PS, 350 Nm, Tankinhalt 45 Liter, Batteriekapazität 10,4 kWh mit einer Nennreichweite von 49 km, Leistung E-Motor 85 kW, Ladezeit bei 3,6 kW AC (0–100 %): 3,6 h, Radstand 3124 mm, Höchstgeschwindigkeit 190 km/h
  • Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 2.257/2.750 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5.170/1.941/1.907 mm
  • Küche: Linksseitiger Küchenblock mit Staufach für einen Kocher, Spüle, Kompressorkühlbox 37 L, Spülbecken, Frisch- und Abwasserkanister je 12 L
  • Bett: Bettmodul mit ausklappbarem Lattenrost, 2.100 x 1.370 mm, Matratze 40 mm, passend für Multivan mit kurzem oder langem Hecküberhang.
  • Preise: VW Multivan ab 51.485 Euro, VW T7 FreeVan Küchenmodul (2.490 Euro), VW T7 FreeVan Bettsystem (1.269 Euro), Tisch (199 Euro), Vorhänge (159 Euro), Lithium-Power-Unit (639 Euro)

Dachzelt Wallaby 2 im Test

Für die Kraft der Sonne kann das Wallaby 2 ja nichts – wir sind zurück beim Dachzelt. An dem Tag des Fotoshootings zeigt sich der Stern erbarmungslos.

Die schwarze Abdeckplane und die Multivan-Karosserie glühen in der Hitze. Das zeigt aber eben auch die grundsätzliche Thematik mit dem Dachzelt, dem Leben im Freien und damit dem Ausgesetztsein der Natur. Auf- und Abbau – im Regen oder in der heißen Sonne – kann eben dazugehören.

Schritt für Schritt: So wird das Dachzelt aufgebaut

Bei fast allen Dachzelten, die auf Bussen montiert werden, haben Reisende zudem das "Problem der ersten und letzten Handgriffe". Wie kommt man überhaupt an die Dachlast dran – und wie die Abdeckplane runter und wieder drauf? Einen kleinen Tritt dabeizuhaben, schadet nicht. Eine Leiter wäre hilfreich, aber etwas übertrieben.

Alternativ steigen Dachzelt-Fans auf die Reifen und die Einstiegsstufen und freuen sich an den zwei Schiebetüren des Multivan. Wenn die Plane mal unten ist, was hier zügig geht, denn sie ist nicht zu eng geschnitten, sind es nur noch wenige Handgriffe, bis das Zelt auf dem Dach steht. Man schnappt sich die Leiter und hebelt die Bodenplatte auf. In der Mitte entfaltet sich parallel das Zelt – das Dachgestänge fächert sich dabei von allein auf.

Was bei den meisten Dachzelten dann folgt, ist das Einstecken von Stangen, die die Vordächer an Fenstern und Eingängen aufstellen. Das ist ein bisschen Arbeit. Wenn dann alles steht, lassen sich die Fenster öffnen, und ein frischer Luftzug verdrängt die Wärme, die sich schnell gebildet hat. Zumindest am heißen Fototag. Fliegennetze sichern ringsum alle Öffnungen vor Plagegeistern. Zwei angenähte Stofftaschen für Kleinkram gibt es innen für Brille, Handy und am besten eine Taschenlampe.

Schlafen im Dachzelt

Geschlafen wird auf einer Matratze, nicht allzu dick, aber sie liegt wiederum auf einem stabilen Gewebe, einem sogenannten Abstandsgewirke, das für etwas zusätzlichen Federungskomfort und vor allem für Unterlüftung sorgt.

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Der Abbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Wenn das Zelt wieder zusammengeklappt ist und die Teile aufeinandergestapelt liegen, zurrt man mit zwei Gurten das Paket zusammen. Dann passt auch die Plane wieder drüber. Das Wallaby 2 kostet knapp 1.300 Euro – ein gut kalkuliertes Angebot. Mehr günstige Dachzelte haben wir hier im Test.

Und das Vorzelt? Das ist für unter 200 Euro auf jeden Fall eine Empfehlung, auch wenn es klein ist. Aber nicht immer brennt die Sonne so heiß.

Die Daten des Reimo Wallaby 2

  • Packmaß: 1.200 x 1.400 x 300 mm
  • Gewicht: 55 kg
  • Maße aufgebaut (L/B/H): 2.400 x 1.400 x 1.300 mm
  • Liegemaß: 2.300 x 1.350 mm
  • Preis: 1.299 Euro (Vorzelt 197 Euro)

Mit dem Multivan E-Hybrid auf Reisen

Wie weit komme ich mit dem Multivan E-Hybrid? Bei rein elektrischer Fahrweise hielt die Batterie mit ihren 10,4 kWh Nettokapazität etwa 40 Kilometer – dann schaltete der E-Hybrid in den Benzinmodus. Hier steht dem Multivan ein vergleichsweise kleiner 45-Liter-Tank zur Verfügung, mit dem bei einer Fahrt rein auf Verbrennerbasis und einem Verbrauch von etwas mehr als acht Litern pro 100 Kilometer eine Strecke von gut 500 Kilometern möglich ist.

In der Praxis fährt man in einem Hybrid-Modus, bei dem Elektro- und Verbrennungsmotor zusammenarbeiten und sich der Batterieladestand während der Fahrt ohne externes Laden etwas erhöhen lässt.  © Promobil

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