Zur gründlichen Reisemobilpflege gehört auch das Reinigen, Polieren und Versiegeln der Fenster. Dabei sollte man zu den richtigen Mitteln greifen, sonst drohen Schäden an der Scheibe. promobil zeigt, wie es richtig geht.

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Fensterscheiben im Wohnmobil und Wohnwagen bestehen in der Regel aus Acrylglas, das auch unter dem Markennamen Plexiglas bekannt ist. Im Gegensatz zu normalen Autoglasscheiben ist Acrylglas leichter und bruchsicherer. Zudem ist es lichtdurchlässiger, lässt aber gleichzeitig nur wenig UV-Strahlung durch. Die gute Witterungsbeständigkeit des Materials schützt die Kunststofffenster vor dem Vergilben.

Das in Fachkreisen unter dem Namen Polymethylmethacrylat (kurz PMMA) bekannte Acrylglas bringt aber nicht nur positive Eigenschaften mit. So neigt es zu elektrostatischer Aufladung, was Staub und Schmutz anzieht. Dadurch verschmutzen die Scheiben relativ schnell. Zudem ist die Oberfläche der Scheiben empfindlicher gegen Kratzer. Davon kann jeder ein Lied singen, der mit dem Reisemobil schon Bekanntschaft mit Hecken oder tief hängenden Zweigen gemacht hat, die allzu oft gut sichtbare Kratzspuren auf den Fensterscheiben im Reisemobil hinterlassen.

Gefahr durch falsche Reinigungsmittel

Dass solche Acrylglasfenster auch anfällig für Spannungsrisse sind, merkt man spätestens dann, wenn man die falschen Reiniger oder Pflegeprodukte verwendet hat. Herkömmliche Glas- und Fensterreiniger enthalten meist Alkohol oder andere Lösungsmittel. Putzt man die Reisemobilfenster mit so einem Mittel, dann verliert das Material an Elastizität und wird spröde. Unter Belastung, wie etwa beim Schließen des Fensters, können dann feine Korrosionsspannungsrisse entstehen.

Im schlimmsten Fall reißen vorgeschädigte Scheiben am Rand sogar ganz ein. Deshalb: Hände weg von herkömmlichen Glas- und Fensterreinigern beim Saubermachen der Reisemobilscheiben. Wer es richtig machen will, verwendet Reiniger, Polituren und Versiegelungen speziell für Acryl. Die Anwendungsempfehlungen für die Spezialmittel unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. Beim Reinigen, Polieren und Versiegeln sollte man immer gemäß der Anleitung vorgehen.

Reinigung der Wohnmobil-Fenster

Zunächst entfernt man groben Schmutz und Staub mit viel klarem Wasser von den Fenstern. Erst dann kommt der Spezialreiniger zum Einsatz. Wer nicht nur die Fenster, sondern die gesamte Außenhaut des Reisemobils saubermachen möchte, fährt am besten auf einen SB-Waschplatz. Beim Hochdruckreinigen sollte man die Fenster nur mit klarem Wasser absprühen und einen Mindestabstand von 30 Zentimetern einhalten. Der Wasserstrahl darf weder direkt auf die Dichtungen noch dauerhaft auf eine bestimmte Stelle gerichtet werden. Auch sollte man die Bürste der Waschanlage nicht für die Fenster verwenden.

Nachdem die Fenster mit klarem Wasser gereinigt wurden, wird der Spezialreiniger zum Entfernen der Schmutzreste verwendet. Häufig enthalten die Rezepturen zusätzlich Stoffe mit antistatischer Wirkung, die verhindern sollen, dass sich sofort wieder Staub- und Schmutzpartikel auf den Scheiben absetzen. Spezielle Acrylglasreiniger gibt es von verschiedenen Anbietern. Teils werden sie im Set mit geeigneten Tüchern geliefert. Acrylglasreiniger werden in unterschiedlichen Gebindegrößen zwischen 200 Milliliter und einem Liter angeboten. Umgerechnet kosten sie zwischen zehn und knapp 50 Euro pro Liter.

Hartnäckige Flecken auf Acrylglasfenstern entfernen

Haben sich hartnäckige Flecken wie Bitumen, Baumharz und andere Verschmutzungen auf den Acrylglasscheiben festgesetzt, sollte man dennoch nicht zu scharfen Lösungsmitteln greifen. Spezielle Teer- oder Harz-Entferner sind häufig explizit nicht für Acrylglas zugelassen. Ist nichts auf dem Produkt vermerkt, fragt man im Zweifelsfall am besten direkt beim Hersteller nach, ob man das Mittel auf Acrylglas verwenden darf und welche Besonderheiten man gegebenenfalls beim Anwenden beachten muss. Beim Harz Remover von Woshup etwa empfiehlt der Hersteller, den Harzentferner nach der Anwendung mit dem Woshup-Reiniger wieder vollständig von der Acrylglasscheibe abzutragen, damit Produktrückstände keine Spannungsrisse verursachen.

Wie werden die Acrylglas-Reiniger angewendet?

Die Anwendungsempfehlungen der Hersteller unterscheiden sich geringfügig. Bei allen muss vorher der grobe Schmutz wie oben beschrieben entfernt werden. Einige Mittel sollen direkt auf die trockene Scheibe gesprüht und sofort mit einem weichen Tuch und wenig Druck wieder abgewischt werden. Andere Mittel werden auf den Lappen gegeben und die Scheibe damit abgewischt, bis diese vollständig abgetrocknet ist. So etwa der Caravan Acryl- und Glasreiniger von Sonax, der Dometic Acrylic Cleaner und der Fenster Wosher für Acrylglas von Woshup. Der Hersteller Nigrin empfiehlt kreisenden Bewegungen.

Den Acrylglas-Reiniger von Cleanofant soll man dagegen direkt auf ein sauberes, weiches Mikrofaser- oder Baumwoll-Tuch sprühen und das Fenster damit unter sanftem Druck abreiben und danach mit einem sauberen und trockenen Mikrofaser- oder Baumwoll-Tuch ganz trocknen

Fritz Berger empfiehlt, seinen Acrylglasreiniger kurz auf der Scheibe einwirken zu lassen und diesen dann mit einem sauberen Tuch trocken zu reiben.

Multiman empfiehlt bei angetrocknetem Schmutz diesen vorher einzusprühen, bis er durchgeweicht ist. Zum Abwischen kann laut Hersteller ein getränktes Stück Velourteppich oder ebenfalls ein Mikrofasertuch dienen.

Den Acrylglasreiniger von Reich soll man auf ein weiches, feuchtes Tuch geben, die verschmutzten Scheiben gründlich abreiben und dann mit klarem Wasser abwaschen.

Yachtikon hat ebenfalls einen Reiniger im Programm, den man aufsprüht und anschließend mit einem weichen und fusselfreien Lappen so lange aufwischt, bis die Verschmutzung entfernt sind und die Scheibe wieder klar und trocken ist.

Kratzer in Acrylglasfenstern auspolieren

Reisemobilfenster aus Acrylglas fangen sich gerne mal Kratzspuren von Büschen oder herabhängenden Ästen ein. Solche Schäden lassen sich nicht immer vermeiden, sind aber auch kein Grund zur Panik. Reinigt man die Fenster mit einem Spezialreiniger, dann merkt man bereits dadurch eine spürbar glattere Oberfläche als zuvor. Das liegt an den teils in den Mitteln enthaltenen Füllstoffen, die feine Unebenheiten ausgleichen.

Allerdings waschen sich diese meist mit den nächsten Regenschauern wieder aus und der Effekt verschwindet. Spezielle Polituren können helfen, solche Kratzer dauerhaft zu entfernen, da sie abrasiv wirken. Das heißt, winzige Schleifpartikel, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, tragen Material ab und sorgen so wieder für eine ebene Oberfläche. Auf diese Weise lassen sich leichte Kratzer mit relativ wenig Aufwand entfernen. Auch trüb gewordene Stellen im Acrylglas kann man damit wieder aufpolieren. Anwenden sollte man diese Polituren immer, nachdem man die Fenster bereits gründlich gereinigt hat. Ansonsten würde man möglicherweise die Schmutzpartikel beim Polieren so richtig einarbeiten und die Scheibe dadurch erst recht verkratzen. Noch mehr zum Thema polieren lesen Sie hier.

Wie werden die Polituren angewendet?

Je nach Anbieter werden die Polituren von Hand aufgetragen oder mit einer Poliermaschine eingearbeitet. Einige Hersteller bieten ein Produkt für beide Arten der Verarbeitung an. Beim maschinellen Polieren darf nur mit geringer Scheibengeschwindigkeit, einer weichen Polierscheibe und mäßigem Druck poliert werden. Dabei fährt man die Scheibe gleichmäßig ab, bis die Politur fast verschwunden ist. Damit keine Reibungshitze entsteht, die Trübungen im Acryl verursachen kann, sollte man beim Polieren nie länger auf einer Stelle verharren. Politurreste trägt man mit einer sauberen Polierwatte wieder ab. Polituren für Acrylglas werden in Füllmengen von 75 bis 500 ml angeboten. Die Preise für 100 ml bewegen sich zwischen etwa drei und 18 Euro.

Bei einigen Herstellern, wie Mellerud, soll für die Reinigung und Politur ein Baumwolltuch verwendet werden. Mellerud bietet eine Politur für GFK-Kunststoff und Gelcoat, die laut Herstellerangabe auch auf Acrylglas einsetzen werden kann, um leichte Kratzer auszupolieren. Außerdem bietet das Unternehmen einen Kratzerentferner, der Blindstellen und kleine Kratzer ausbessern soll. Für die Anwendung wird ein spezielles Pflege- und Poliertuch von Mellerud oder ein Baumwolltuch empfohlen.

Yachticon empfiehlt einen weichen Lappen, ein Mikrofasertuch oder Polierwatte, um mit leicht kreisenden Bewegungen aufzupolieren. Danach lässt man die Politur kurz antrocknen und poliert sie aus.

Für die Acrylglas-Politur von Dometic gibt es auch ein Spezial-Poliertuch. Mit beidem sollen Blindstellen und leichte Kratzer entfernt werden können.

Das Produkt von Cleanofant kann von Hand oder mit der Maschine verwendet werden. Für beide Anwendungsfälle kann man die Politur mit dem benötigten Material wie Polierschwamm, Mikrofasertuch oder Polieraufsatz für den Akkuschrauber bestellen.

Multiman empfiehlt für sein Acryl Polish, große Flächen mit der Poliermaschine und einer Lammfellscheibe, kleine Flächen von Hand mit weichem Tuch zu polieren.

Auch der Campingausstatter Berger bietet einen speziellen Kratzerentferner, der für kleine und mittelgroße Kratzer gedacht ist. Er wird mit einem weichen Lappen auf die Oberfläche gerieben und nach einer kurzen Eiwirkzeit wird von Hand poliert.

Die Politur von Nigrin wird mit Poliertuch geliefert. Für tiefe Kratzer liegt ein Schleifpapier bei, um diese vor dem Polieren nass auszuschleifen.

Versiegeln von Acrylglasfenstern

Um zu verhindern, dass die Scheiben nach kurzer Zeit wieder verschmutzen oder verblassen, bietet sich eine Versiegelung an. Sie wirkt wie eine unsichtbare Schutzschicht, verleiht den Fenstern neuen Glanz und soll auch vor UV-Strahlung schützen. Außerdem perlen Wassertropfen einfacher ab und es entstehen keine störenden Wasserflecken auf den Acrylglasscheiben.

Dank der antistatischen Eigenschaften von Versiegelungsprodukten bleibt die Oberfläche der Fenster länger sauber, da Staub und Schmutz schlechter haften. Die Füllmengen der Produkte zum Versiegeln liegen zwischen 100 und 750 Milliliter und kosten pro Liter knapp 20 bis 195 Euro. Der letztgenannte hohe Preis relativiert sich im Verhältnis zur Anwendungsmenge.

Die Oberflächen-Versiegelung von Nigrin wird direkt uns gleichmäßig aufgesprüht und mit einem Mikrofasertuch abgerieben.

Das Produkt von Sonax wird dagegen auf ein sauberes Mikrofasertuch gesprüht und dünn auf der noch leicht feuchten Oberfläche verteilt. Danach wird er sofort mit einem trockenen Mikrofasertuch abgewischen.

Gummidichtungen richtig reinigen und pflegen

Damit Gummidichtungen geschmeidig bleiben und nicht am Fenster kleben, bedarf es ebenso etwas Pflege. Zunächst sollte man Schmutz mit klarem Wasser und einem Lappen vom Gummi entfernen. Zur Pflege bieten sich zwei Methoden an.

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Entweder Talkumpuder, das mit einem Lappen in die Gummidichtungen einmassiert wird, oder spezielle Pflegeprodukte, mit denen die Dichtgummis ab und an eingerieben werden. Pflegemittel, die Silikon enthalten, sollte man dagegen tunlichst meiden, da Silikon das Acrylglas der Fensterscheiben angreifen kann. Noch mehr über die Pflege von Dichtungen erfahren Sie hier.  © Promobil

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