Wer mit dem Rhön Camp Ultimate unterwegs ist, der zieht garantiert die Blicke auf sich. Auf dem schwarzen Lack prangt auf beiden Seiten ein großes Logo mit dem Namen des Busses, zusätzlich ist oberhalb der Seitenschweller der Schriftzug "Lifestyle Camper" zu lesen. Keine Frage, dass man da Lust bekommt, sich den alltagstauglichen Kompaktcamper auf VW-T 6.1-Basis genauer anzuschauen. Also: Hereinspaziert in den Ultimate!

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Rhön Camp Ultimate

  • Grundpreis ab: 73.990 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 4,90/1,90/2,04 m
  • Zul. GesamtgewichT: 3.000 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/4

Wohnen

Wirft man einen Blick ins Fahrzeug, dann fällt als Erstes der optisch sehr gelungene Möbelbau auf. Küche und Schrankelemente aus Multiplex-Platten befinden sich, typisch für die Kompaktklasse, auf der linken Fahrzeugseite. Untypisch ist die Anordnung der Elemente: Die Spüle sitzt links und die Kühlbox rechts. Eine außergewöhnliche Umkehrung der Norm.

Besonders hoch ist der Küchenblock nicht – wer hier kocht, der sollte das am besten im Sitzen tun. Dafür besitzt die Küche eine für einen Kompaktcamper recht üppige Tiefe, gut, um etwa darauf zu schneiden oder als Ablagefläche. Die Küchenzeile im Detail: Ganz links hat das Spülbecken mit einem für Kompaktbusse angenehm großen Wasserhahn seinen Platz. Rechts daneben schließt der Zweiflammen-Gasherd an. Gut: Auf seine linke Platte passen Töpfe mit bis zu 22 Zentimeter Durchmesser, auf der rechten Platte hat gleichzeitig noch ein 16-Zentimeter-Topf Platz. Neben dem Herd ist die von oben befüllbare Kühltruhe platziert. Mit 40 Litern besitzt sie eine Kompaktcamper-typische Größe und ist mit einem praktischen Gittereinsatz ausgestattet.

Ebenfalls praxisnah: Auf die Kühltruhe hat man sowohl vom gedrehten Fahrersitz als auch von der Sitzbank aus Zugriff. Stauraum für Küchenutensilien gibt es an mehreren Stellen: Neben einer Besteckschublade mit Softclose-Schließung ist an der rechten Seite des Küchenblocks ein schmaler Apothekerauszug für Gewürze und andere Kleinigkeiten eingebaut, unterhalb der Kühltruhe versteckt sich ein weiteres kleineres Fach.

Für Töpfe und Geschirr ist außerdem ein etwas größeres Schrankfach vorgesehen. Dieses besitzt eine Zwischenwand, hinter der die Gasflasche platziert ist. Wahlweise kann eine 2,75- oder eine 5-Kilogramm-Flasche untergebracht werden. Da das Gas nur für den Herd genutzt wird, dürfte die kleine Gasflasche für die allermeisten Camper ausreichen.

Gut gelöst ist die Konstruktion des Tisches. Er ist am Küchenblock befestigt. Wird er nicht benötigt, dann ist seine Platte in die Front der Küche integriert. Zum Essen klappt man den Tisch nach oben, gehalten wird er durch zwei Metallbügel. Beine besitzt er nicht – was angenehm ist, weil dadurch mehr Platz im Fußraum bleibt. Klappt man den Tisch wieder ein, dann geschieht das dank zweier Gasdruckdämpfer sehr sanft. Einziger Kritikpunkt am Tisch ist seine kleine Platte: Sitzen vier Personen beim Essen zusammen, dann wird der Platz auf der Tischplatte schnell knapp.

Die drehbaren Frontsitze lassen sich recht einfach in die Sitzgruppe einbeziehen. Beim Wenden kann der Fahrersitz relativ gut an den neuralgischen Punkten B-Säule, Lenkrad und Handbremse vorbeimanövriert werden – und auch die Hebel für den Dreh- und Verschiebemechanismus in Längsrichtung sind leicht zu bedienen. Kleiner Kritikpunkt: Vom Fahrersitz aus ist der Tisch nicht besonders gut erreichbar, weil der tiefe Küchenblock im Weg ist.

Zur Sitzbank: Sie besteht aus zwei Gurtplätzen, die jeweils mit Isofix-Halterungen versehen sind. Praktisch: Die beiden Sitzplätze lassen sich getrennt voneinander in eine Relaxposition mit schräg gestellter Rückenlehne bringen. Muss die Sitzbank in Längsrichtung verschoben werden, so ist das zwar möglich, benötigt aber ziemlich viel Kraft.

Wer die Sitzbank zum Bett umbauen will, der legt die Rückenlehnen komplett waagrecht und befestigt anschließend die beiden Bettverlängerungen, die unterhalb der Sitzbank per Gurt gesichert sind, am Fußende, hier allerdings Stauraum klauen und als Bettteile minderwertig sind. Es entsteht eine Liegefläche von etwa einem Meter Breite, die durch ein fest eingebautes, seitliches Polster auf 1,15 Meter verbreitert wird.

Die Länge des Betts beträgt 1,87 Meter. Die Schlaffläche ist allerdings nicht eben, die Konturen von Sitz- und Rückenlehne sowie die beiden Kopfstützen und die Gurte sind beim Schlafen negativ zu spüren. Ein teurer und platzraubender Topper muss für zusätzlichen Komfort sorgen. Insgesamt ist die Schlafbank keine gute Wahl und passt nicht zum Rest des Rhön Camps. Zur Verdunklung sind Gardinen an den Fenstern angebracht, für die Scheiben im Fahrerhaus sind Matten vorgesehen.

Um im oberen Bett schlafen zu können, muss zunächst das Aufstelldach manuell geöffnet werden. Lediglich das Schließen des Daches ist umständlich, was wohl an der Schließhebeleinstellung lag.

Unterm Aufstelldach wartet eine relativ bequeme Schlaffläche mit einer etwa vier Zentimeter dicken und 1,86 Meter langen Matratze, die auf Tellerfedern gelagert ist. Sie besitzt links und rechts zwar noch jeweils sieben Zentimeter breite Erweiterungen. Die sind allerdings nicht gepolstert, liegen direkt auf dem Bettrahmen auf und können deshalb nicht als bequeme Liegefläche genutzt werden. Somit bleibt als effektiv nutzbare Schlaffläche eine Breite von 1,02 Meter – für eine Person reicht das prima; schlafen zwei Erwachsene oben, dann wird es allerdings eng.

Der Zeltbalg des Aufstelldaches besitzt ein Folienfenster auf der rechten Seite sowie ein Fliegengitter an der Front. Außerdem kann er vorne komplett geöffnet werden. Das sorgt für Cabrio-Feeling im Oberstübchen. Eine Absturzsicherung ist aktuell optional erhältlich, ab Spätsommer 2023 soll sie laut Hersteller serienmäßig in allen Ultimate-Modellen eingebaut sein.

Beladen

Zum Stauraum: Der Ultimate besitzt in der Möbelzeile zwei Kleiderschränke, die jeweils mit einem Zwischenboden versehen sind. Zusätzlich gibt es unterhalb dieser Schränke noch ein geschlossenes, allerdings nicht besonders hohes Fach. Im Heck ist zudem ein schmaler Auszug eingebaut, der sich nach hinten herausziehen lässt. Auf ein geschlossenes Staufach oberhalb der Sitzbank, wie etwa beim VW California Ocean, muss der Rhön Camp verzichten, hier sind stattdessen die beiden Boxen der Soundanlage installiert. Auch unterhalb der Sitzbank gibt es kein Staufach, da hier die bereits erwähnten Verlängerungspolster für das Bett untergebracht sind.

An offenen Ablagen mangelt es dem Rhön Camp dagegen nicht. Oberhalb der Küchenzeile findet sich ein Schrankelement mit drei offenen Fächern. Außerdem ist auf der rechten Fahrzeugseite, zwischen Sitzbank und Schiebetür, ein Miniregal mit zwei Ablageflächen eingebaut. Praktische Zusatzfunktion dieses kleinen Regals: Auf der oberen der beiden Ablageflächen lässt sich ein Smartphone induktiv laden.

An der rechten Innenwand gibt zudem zwei mit Gummibändern gesicherte Fächer, die mit einem optisch ansprechenden Holzrahmen in die Filzverkleidung der Wand integriert sind. Ebenfalls gut: Der Heckstauraum hinter der Sitzbank lässt sich auf voller Höhe nutzen, ein Zwischenbrett gibt es nicht. Bei komplett nach vorne geschobener Sitzbank haben hier sogar zwei Fahrräder in Längsrichtung Platz. Eine clevere Stauraumlösung haben sich die Entwickler des Ultimate beim VW California abgeschaut. Wie beim Branchenprimus sind auch beim Rhön Camp der Außentisch und zwei Stühle platzsparend in der Schiebetür und in der Heckklappe untergebracht.

Technik

Bei der Bordtechnik punktet der Ultimate mit einem für die Fahrzeugklasse großen, 65 Liter fassenden Frischwassertank. Weiterer Pluspunkt: Eine Solaranlage mit 180 Watt gehört bereits zur Serienausstattung. Dagegen ist die Webasto-Dieselheizung für den Fahrgastraum nur gegen Aufpreis (899 Euro) erhältlich. Optisch ansprechend präsentiert sich die Beleuchtung. Geschwungene LED-Bänder sind in die Küchenzeile sowie in das darüber angebrachte Möbelelement integriert.

In der Decke des Wohnraums sind außerdem mehrere Spots eingelassen. Alle Lichter sind dimmbar und können von zwei Stellen im Bus aus bedient werden. Dadurch hat man sowohl beim Schlafen als auch beim Sitzen Zugriff auf einen der beiden Lichtschalter. Zwei Schwanenhals-Leseleuchten, eine im Heck und eine auf Höhe der B-Säule, ergänzen die Beleuchtungsaustattung. Auf eine Lampe im Aufstelldach muss man im Testwagen verzichten.

Fahren

Der Rhön Camp basiert auf dem VW T 6.1 Transporter mit 150 PS. Die Motorisierung ist sowohl für den Alltagseinsatz als auch beim Reisen angemessen. Lediglich an steileren Anstiegen und bei Überholvorgängen wünscht man sich die eine oder andere Pferdestärke mehr unter der Motorhaube. In Serie kommt der Ultimate mit Sechsgang-Schaltgetriebe – der Testwagen ist dagegen mit der Siebengang-DSG-Automatik sowie dem 4motion-Allradantrieb mit Differenzialsperre ausgestattet.

Während das Automatikgetriebe für Komfortgewinn sorgt, vermitteln Allrad und Differenzialsperre ein Gefühl von Sicherheit – vor allem wenn man abseits asphaltierter Straßen unterwegs ist. Für Kunden, die ihr Fahrzeug noch mehr in Richtung Offroad-Einsatz ausstatten wollen, bietet Rhön Camp unter anderem All-Terrain-Reifen, eine Fahrwerkhöherlegung um 30 Millimeter sowie Unterfahr- und Tankschutz an. Auch eine Luftfederung ist erhältlich.

Mit einem Grundpreis von 73.990 Euro für die Sechsgang-Schaltversion ist der Rhön Camp günstiger als ein VW California Ocean (ab 79.718 Euro), der im Gegensatz zum Ultimate ein elektrisches Aufstelldach mitbringt. Dafür glänzt der Rhön Camp neben seinem schicken Ausbau mit zahlreichen serienmäßigen Details wie der erwähnten Solaranlage, einer Markise und einer Außendusche. Diese sind beim VW California nur gegen Aufpreis oder überhaupt nicht ab Werk erhältlich.

Bedienung per App

Sieht so die Bedienungsanleitung der Zukunft aus? Statt einer Anleitung in gedruckter Form, in der beispielsweise steht, wie das Kontrollboard bedient, die Sitzbank verschoben oder das Aufstelldach geöffnet wird, soll das Ganze in Zukunft per Videosequenzen in einer Smartphone-App funktionieren. Die entsprechende Anwendung für den Rhön Camp Ultimate läuft auf Basis der App "Yona", einer Plattform für Augmented Reality, kurz AR.

Der Besitzer des Fahrzeugs hält dazu die Kamera seines Smartphones auf den erklärungswürdigen Bereich im Campingbus, die App spielt ihm dann das zugehörige Video ab. Für die Zukunft ist außerdem geplant, dass Ultimate-BesitzerInnen mithilfe der kostenlosen App kleinere Reparatur- und Wartungsarbeiten am Camper selbst durchführen können.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie mit manuellem GfK-Aufstelldach, Isolierung Wände Kautschukschaum 6–19 mm, Boden XPS-Schaum 16 mm, Wand mit Filz verkleidet, 1 Schiebefenster, 3 feste, Einscheiben-Glasfenster, im Aufstelldach: 1 Fenster mit Fliegengitter, komplett öffenbar, 1 Seitenfenster mit Folienscheibe.
  • Bordtechnik: Gebläseheizung Webasto Air Top 2000 ST Diesel, 1 Ausströmer (Sitzgruppe), Wasseranlage: Frisch- und Abwasserschläuche, Tauchpumpe, Kaltwasseraußendusche, Steckdosen 12 V/230 V/USB 0/1/4, LED-Beleuchtung.
  • Basisfahrzeug: VW T 6.1 Transporter, Kastenwagen, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1968 cm3, Leistung 110 kW/150 PS, Drehmoment 340 Nm, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb mit Differenzialsperre.

Fahrleistungen

  • Beschleunigung: 0–50/80/100 km/h 4,9/10,2/15,6 s
  • Wiederbeschleunigung: 60–80/100 km/h (Automatik) 3,7/9,4 s,
  • Testverbrauch: 9,2 L/100 km

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 75.180 Euro (VW T 6.1 Transporter, 110 kW/150 PS) inklusive Überführung und TÜV

Testwagenpreis: 90.675 Euro

  • ✘ Siebengang-DSG-Automatik: ✔ 6.000 Euro
  • ✘ 4motion-Allradantrieb inkl. Differenzialsperre: 5.000 Euro
  • ✘ 180-Watt-Solaranlage: Serie
  • ✘ Markise, 2,6 m: ✔ Serie
  • ✘ Metallic-Lackierung Deep Black Perleffekt: 999 Euro
  • ✘ Diesel-Gebläseheizung: ✔ 899 Euro
  • Fahrwerkshöherlegung, 30 mm: 2.499 Euro
  • 18"-Alufelgen inkl. AT-Reifen: 3.899 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

(+) Platzsparend untergebracht: Die beiden Stühle für draußen verstecken sich in der Heckklappe.
(+) Durchdachte Konstruktion: Der Sitzgruppentisch kommt ohne Bein aus, das schafft Beinfreiheit.
(+) Sieht gut aus und hat zudem eine positive Wirkung aufs Wohlfühlklima: die Filzverkleidung.
(+) Macht optisch ebenfalls einiges her: die LED-Beleuchtung mit Spots und geschwungenen Lichtbändern.

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(-) Könnte leichter gehen: Das Verschieben der Sitzbank erfordert einiges an Kraftaufwand.
(-) Kosten ganz schön Kraft: Die Schließhebel für das Aufstelldach zeigen sich im Test recht schwergängig.

Wertung

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