Die Vogesenkammstraße im französischen Elsass verbindet Cernay im Süden mit Sainte-Marie-aux-Mines im Norden. Von einem Höhepunkt zum anderen geht es dabei auf rund 70 Kilometern durch wunderschöne Berglandschaften.
Unsere Tour beginnt in Cernay, dem südlichen Startpunkt der Vogesenkammstraße, auf Französisch Route des Crêtes genannt. In einer Boulangerie kaufen wir frisches Baguette und Croissants für die erste Fahrtpause. Die Straße windet sich durch den Wald nach oben bis zum Hartmannswillerkopf. Auf dem pyramidenförmigen Felsvorsprung im Vogesenmassiv liegt eine beeindruckende Gedenkstätte mit viel Geschichte. Hier stärken wir uns erst einmal bei einem französischen Frühstück und genießen den Weitblick.
Wandern im Naturpark
Mit seinen 956 Metern Höhe überragt der Hartmannswillerkopf die elsässische Ebene des Haut-Rhin. An diesem besonderen Ort wurden – zum Gedenken an die Schlachten, die während des Ersten Weltkriegs hier stattfanden – ein Nationaldenkmal und ein Infozentrum errichtet. Die heutige Gedenk- und Naturstätte war einst als "Menschenfresserberg" bekannt. Die Ausstellung möchte Besucherinnen und Besucher weniger auf die blutige Geschichte hinweisen als vielmehr den symbolträchtigen Ort als Wahrzeichen für die deutsch-französische Beziehung erhalten.
Der nächste Höhepunkt und mit 1.424 Metern gleichzeitig die höchste Erhebung unserer Route ist der Grand Ballon (Großer Belchen). Von der durch Gletscher und Erosion ziemlich abgerundeten Bergspitze hat man einen einzigartigen Panoramablick, der vom Schwarzwald bis zu den Alpen reicht. Am Fuße des Gipfels ist ein Informationszentrum, in dem es in den Sommermonaten Tipps zu Wanderungen sowie Details über den Park gibt. Gegenüber stehen bereits einige Wohnmobile und genießen die einzigartige Aussicht über die Landschaft. Bevor wir es uns im Windschatten gemütlich machen – hier weht meist ein kräftiger Wind –, wollen wir noch auf den Gipfel.
Vom Besucherzentrum des Naturparks führen mehrere Wanderwege nach oben. Der kürzere, ein nur ungefähr 30 Minuten dauernder Rundweg führt bis zum Denkmal für die Diables Bleus, ein Blaue Teufel genanntes Gebirgsjägerbataillon im Ersten Weltkrieg. Wir nehmen die längere Route und wandern rund eine Stunde durch die Natur.
Auf dem Grand Ballon wachsen über 200 Pflanzenarten, von denen einige nur in den Vogesen vorkommen. Außerdem leben hier die unterschiedlichsten Vögel, Säugetiere wie der Luchs, Amphibien, Reptilien und jede Menge Insekten. Im Schutz des Wohnmobils genießen wir anschließend den Sonnenuntergang, der die Umgebung rötlich aufleuchten lässt.
Entlang der Vogesenkammstraße
Auch am nächsten Tag beeindruckt uns die Straße, die sich durch die Landschaft schlängelt. Kein Wunder, dass sie zu den schönsten Höhenstraßen Europas zählt. Sie verläuft meist auf über 1.200 Metern entlang des Hauptkamms der Vogesen. Ursprünglich wurde sie im Ersten Weltkrieg als Versorgungsstraße angelegt.
Im Sommer kann man rund um das Skigebiet Markstein wandern, das direkt an der Strecke liegt und in dem wir einen kurzen Stopp einlegen. Hier gibt es eine Sommerrodelbahn und Startplätze für Drachenflieger. Immer wieder begegnen uns Mountainbiker. Zurück auf der Straße, treffen wir einmal mehr auf Rinder, die oft schwarz-weiß gefleckt sind. Auch gegenüber der Auberge du Kastelberg lassen sie sich das Gras schmecken. Am Gasthof stehen bereits einige Wohnmobile. Nach dem Einkauf in der Käserei beschließen wir weiterzufahren. Vergeblich halten wir nach Gämsen Ausschau, die es vereinzelt geben soll, uns aber verborgen bleiben.
Das Hohneck-Massiv reckt sich auf über 1.350 Meter. Von hier blicken wir weit über die Vogesen hinaus. Etwas unterhalb am Col de la Schlucht sind die Parkplätze knapp. Auf dem Pass steht im Schatten des Restaurants eine kleine Kirche und im Souvenirladen kann man die bunten Vogesen-Bonbons kaufen. Sie sind handgemacht und werden nach alten Rezepten hergestellt. Dabei wird der Zucker am offenen Feuer erhitzt, mit natürlichen Geschmacksstoffen oder ätherischen Ölen aromatisiert und mit oder ohne natürliche Farbstoffe verarbeitet. Es gibt sie verfeinert mit Tannensirup, Eukalyptus, Mohn, Bergamotte, Veilchen, Mirabelle, Minze, Lakritz-Anis, Himbeere oder Brombeere.
Wir fahren vom Parkplatz weiter ins Vallée de Munster. Nur ein paar Kilometer entfernt finden wir an der Straße einen freien Platz, von dem wir zum Lac Vert, einem grün schimmernden See, wandern. Einige Schritte weiter schmeckt der Heidelbeerkuchen im Chalet Erichson köstlich. Hier treffen wir nicht nur auf Wanderer und Radfahrer, sondern auch auf eine Gruppe Reiter, die ihre Pferde vor der Hütte angebunden haben.
Statt weiter nach Sainte-Marie-aux-Mines zu fahren, biegen wir kurz davor nach Saint-Dié-des-Vosges ab. Hier gibt es einen beschrankten Stellplatz am Fluss Meurthe. Wir haben Glück und finden noch ein schattiges Plätzchen unter den alten Bäumen. Das Städtchen liegt im Meurthe-Tal zwischen Sainte-Marguerite und Saint-Michel-sur-Meurthe. Entlang des Flusses laufen wir in die Altstadt. Ein besonderer Anblick ist die Kurzwarenfabrik Claude et Duval. Sie zählt zu den historischen Monumenten und ist das einzige Industriebauwerk, das vom Architekten Le Corbusier entworfen wurde.
Camping-Tipps fürs Elsass
Das sind die Campingplatz- und Stellplatz-Empfehlungen unserer Autorin:
Camping du Schlossberg
Camping Les Bouleaux
Aire de Services Saint-Dié-des-Vosges
Wohnmobilstellplatz Munster © Promobil
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