Bad Ems - Gerade in der dunklen, ungemütlichen Jahreszeit suchen viele Menschen Entspannung in Saunen und Thermalbädern. In wohliger Wärme wollen sie für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergessen und einmal nicht an Krieg und Preiserhöhungen denken.
Doch nicht überall mag das gelingen, erreichen die Auswirkungen der Energiekrise doch auch die Wohlfühloasen. Die stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas stellen die Betreiber der Anlagen vor Herausforderungen. Wie die einzelnen Betriebe darauf reagieren, ist unterschiedlich.
Kein Besucherrückgang in der Eifel
Vergleichsweise gut haben es Anlagen wie die Vulkaneifel-Therme in Bad Bertrich oder die Emser Therme in Bad Ems, die ihre Schwimmbecken mit eigenem Thermalwasser speisen können, das bereits erwärmt aus der Erde kommt. Eine Absenkung der Temperaturen in den Becken ist hier kein Thema. "Besonders die älteren Besucher und die, die unsere Therme aus gesundheitlichen Gründen besuchen, sind dankbar, dass wir die Wassertemperatur nicht gesenkt haben", berichtet Michael Krämer, Geschäftsführer der Vulkaneifel-Therme.
Dass dies in anderen Bädern der Fall sein kann, hat sich unter den Badewilligen offenbar herumgesprochen. "Es gibt sehr viele Anrufe", berichtet Krämer. "Die Besucher machen ihren Besuch davon abhängig, ob es Einschränkungen gibt oder nicht."
Sowohl in der Eifel als auch an der Lahn können die beiden Thermen bislang auf eine treue Kundschaft zählen. Von einem Besucherrückgang könne nicht die Rede sei, berichtet Andrea Meurer-Wiedmayer von der Geschäftsleitung der Emser Therme. "Die Leute freuen sich alle, ins Warme zu kommen." Auch in der Eifel sind die Besucherzahlen stabil. "Es ist aber damit zu rechnen, dass es in den Wintermonaten Rückgänge geben wird", befürchtet Krämer.
Einige Betriebe passen Öffnungszeiten an
Nach Angaben des Tourismus- und Heilbäderverbands wurden in einigen Betrieben in Rheinland-Pfalz einzelne Saunabereiche geschlossen oder Öffnungszeiten angepasst, um Energiekosten zu sparen. Komplette Schließungen seien aber nicht bekannt, sagt Projektmanagerin Gudrun Selzer.
Einige Thermen haben dem Verband zufolge ihre Preise gar nicht erhöht, manche nur geringfügig. Die Erhöhung der Eintrittsgelder sei allerdings weit unter dem Maß der Kostensteigerung geblieben, fügt Selzer hinzu. Heilbäder und Kurorte in Rheinland-Pfalz erhielten derzeit keinen kurortspezifischen Sonderlastenausgleich in Millionenhöhe wie etwa in Hessen und Thüringen, um diese Kostensteigerung annähernd aufzufangen. "Der Erhalt der kurortspezifischen Infrastruktur liegt komplett auf den Schultern der Kommunen", kritisierte Selzer.
In den meisten Thermen, Bäderhäusern und Saunen in Rheinland-Pfalz sei kein Besucherrückgang festzustellen, weil die Kundschaft sparen muss. "Die Ausgabebereitschaft eines gesundheitsorientierten Gastes liegt generell höher als bei anderen Gästen", sagte Selzer unter Verweis auf eine vom Verband in Auftrag gegebene Studie. "Besonders Senioren sind dankbar, dass die Einrichtungen offen sind." Bei manchen Unternehmen sei allerdings ein gewisser Rückgang der Besucherzahlen festzustellen.
Erhöhung der Eintrittspreise ab 2023
Die von dem Verband beobachtete höhere Ausgabebereitschaft bei vielen Thermen- und Saunenbesucher könnte der gesamten Branche helfen, möglichst unbeschadet über die nächste Zeit zu kommen. "Es wird ein harter Winter für die Thermen und Saunen", befürchtet Krämer. Ohne eine Deckelung der Strom- und Gaspreise könne es zur Schließung von Anlagen kommen.
Die Erhöhung des Gaspreises trifft die Vulkaneifel-Therme nach eigenen Angaben erst im nächsten Jahr, da das Unternehmen seinen Gasbedarf für dieses Jahr schon im Frühjahr 2020 eingekauft hat. Die Eintrittspreise sollen zum 1. Januar 2023 um maximal zwei Euro erhöht werden.
Die Emser Therme hat die Eintrittspreise im August nicht nur wegen der Energiepreisexplosion, sondern auch wegen der allgemeinen Kostensteigerung um einen Euro für zwei Stunden Aufenthalt erhöht. Gegebenenfalls werde über einen Energiekostenzuschlag für eine gewisse Übergangszeit nachgedacht, sagt Meurer-Wiedmayer.
Wärmepumpen und Photovoltaik
Seit Anfang des Jahres bemühe sich die Emser Therme "mit Hochdruck", mehr Energie selbst zu erzeugen und irgendwann unabhängig von Gaslieferungen zu werden, erklärt sie. Seit Kurzem gebe es eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, und auch die Technik zur Wärmegewinnung aus dem Thermalwasser solle weiter ausgebaut werden. Dafür sei schon viel Geld investiert worden.
Einen ähnlichen Weg verfolgt auch die Vulkaneifel-Therme. "Über zwei Wärmepumpen können wir dem nicht genutzten 32 Grad warmen Thermalwasser die Wärme entziehen und die daraus gewonnene Wärme in unseren Heizkreislauf einspeisen", berichtet Krämer. Außerdem werde in Kürze auf dem Dach der Therme eine Photovoltaik-Anlage installiert, mit der der Betrieb dann zehn Prozent seines jährlichen Strombedarfs selbst erzeugen will. Zudem werde über eine Erweiterung der Wärmepumpenanlage nachgedacht.
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