München (dpa/tmn) - Es gibt Skier, und es gibt Skier für Frauen. So unterteilen viele Hersteller aktuell ihre Wintersport-Serien. Man kann an dem Geschäft mit Produkten in Rosa und Türkis eine bloße Werbemasche sehen - doch Experten betonen, dass Skier speziell für Frauen echte Vorteile bieten.
Viele Hersteller haben schon Frauen-Kollektionen im Programm, und sie stellen aktuell noch mehr davon für die kommende Saison 2018/19 auf der Sportartikelmesse Ispo in München vor (noch bis 31. Januar). Der Ski-Hersteller K2 zum Beispiel verkündet dort zur Präsentation seiner LUV-Kollektion: "Es ist an der Zeit, die bisherigen Parameter in der Konstruktion von Frauenski gründlich zu überdenken." Und die Analysten der Messe erklären die Frauenkollektionen sogar zum Trend.
Nun könnte man böse fragen: Was ist daran neu? Und warum jetzt erst? K2 entwickelt - wie viele andere Unternehmen auch - schon seit vielen Jahren besondere weibliche Produkte. "Aber das Frauenthema ist immer stärker im Kommen", erklärt Laura Engel, Marketing-Koordinatorin bei K2.
Auch Tobias Streibl vom Deutschen Skilehrerverband sagt: "Es fällt schon auf, dass gerade im Design und der Farbgebung Ansprechenderes für Frauen gesucht wird, als es lange Zeit der Fall war." Seiner Meinung nach gehört dies zu einer "wahnsinnigen Ausdifferenzierung" des Marktes.
So gehe es zunehmend um eine Individualisierung der Produkte - es muss für jeden das perfekt passende Produkt geben. Für große wie kleine, dicke wie dünne Menschen. Und für Frauen und Männer. Letztere werden allerdings nur selten extra erwähnt.
"Wenn man es ganz genau nimmt, ist jeder Ski erst mal unisex", erklärt Skilehrer Streibl. Frauen könnten damit nicht schlechter Ski fahren. "Aber für viele Frauen sind die Modelle zu hart." So sind Produkte, die derzeit gerne für die weibliche Kundschaft beworben werden, vor allem weicher. "Sie lassen sich auch mit weniger Körpergewicht biegen."
Spezielle Frauenprodukte widmen sich teils auch dem anderen Aufbau des Körpers, erklärt Engel. "Hüften und der Po der Frauen sind anders gebaut, der Körperschwerpunkt ist unterschiedlich, und sie haben eine andere Haltung auf dem Ski." So werde etwa im Freeriden, wo der Montagepunkt der Bindung eher leicht nach hinten versetzt ist, dieser bei Frauen gerne mittig angesetzt, ergänzt Streibl.
Auch bei Schuhen gibt es unterschiedliche Bedürfnisse von Frauen, nicht nur in Sachen Schuhgröße. So sitze ihr Wadenansatz in der Regel tiefer, erläutert eine Tecnica-Sprecherin. Diese Stelle werde in den wadenhohen Schuhen durchaus belastet. Tecnica hat daher ein spezielles Anpassungsverfahren für Skischuhe, das diese Stelle bedenkt. Gleiches gilt für Helme: Frauen und Männer haben tendenziell unterschiedliche Kopfformen. Daher hat zum Beispiel Alpina das neue Modell Parsena extra für Frauen entwickelt.
Aber es fällt natürlich auch auf in den Messehallen: Neben der üblichen Skioptik mit sportlichem Design, Neonfarben und viel Schwarz stehen und hängen an vielen Ständen rosa- oder pinkfarbene Produkte. Nur ein Farben-Klischee? Nein, findet Laura Engel von K2. Über das Design der neuen rosa- und türkislastigen LUV-Kollektion des Herstellers durften in einer Befragung 100 Frauen entscheiden. © dpa
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