Bei günstigem Pauschalurlaub denken viele wohl gleich an die Türkei. Entlang der türkischen Riviera finden sich zahlreiche Hotels, die mit günstigen Angeboten locken. Doch so preiswert wie noch in den Jahren zuvor ist der Urlaub dort nicht mehr - aufgrund der enormen Inflation im Land.

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Im Mai dieses Jahres galt die Türkei noch als eines der günstigsten Reiseländer in Süd- und Südosteuropa. Das Land mit seiner beliebten türkischen Riviera war laut dem Statistischen Bundesamt um mehr als die Hälfte günstiger als Deutschland. Doch das hat sich geändert. Grund dafür ist die Wirtschaftslage. Die Inflationsrate in der Türkei ist rapide gestiegen: Im Juni lag sie 38 Prozent, im Juli waren es dann schon 47,8 Prozent. Dadurch ziehen besonders die Verbraucherpreise an. Ein Ende ist erst mal nicht in Sicht.

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Wirtschaftspolitik führt zu höheren Preisen für Touristen

"Wir müssen die Preise anheben, weil unsere Kosten für Personal, Mahlzeiten und Renovierungen immer weiter steigen", sagte etwa der Hotelinhaber Fatih Canözü dem "Handelsblatt". Diese Kosten müssten an Urlauber weitergegeben werden. "Und dann wird es für manche einfach zu teuer."

Mete Vardar, Vorstandsvorsitzender des türkischen Reiseveranstalters Jolly Tur, sagte der Tageszeitung, Hotels müssten inzwischen das Doppelte für Energie, Verpflegung und Löhne ausgeben. So seien allein die Energiekosten um 180 Prozent gestiegen.

Laut dem Datendienstleister STR Global kostet ein Hotelzimmer in Antalya mittlerweile 37,4 Prozent mehr als vergangenes Jahr. Im Schnitt zahle man 110 Euro pro Nacht, in Istanbul seien es sogar 138 Euro. Der Durchschnittspreis in Europa liege nur knapp darüber – bei rund 140 Euro.

Pauschalreisen, Flüge und Ausflüge in diesem Jahr deutlich teurer

Wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, stiegen die Preise für Pauschalreisen im ersten Halbjahr deutlich. Für Reisen in die Türkei mussten Urlauber im Schnitt elf Prozent mehr hinlegen als im ersten Halbjahr 2021. Auch die Flüge in die Türkei wurden teurer, Ausflüge ebenso: Aus einem Vergleich der Ticket-Suchmaschine TicketLens geht hervor, dass der Eintritt für verschiedene Attraktionen 35 Prozent mehr kostet als noch vor vier Jahren.

Für Deniz Ugur, Leiter des auf Türkei-Urlaube spezialisierten Reiseveranstalters Bentour, ist die Entwicklung in der Türkei nicht überraschend. Anfang des Jahres hatte die Tourismusbranche auf einen Post-Corona-Boom gehofft; zum Jahreswechsel habe es eine "starke Frühbucherphase" gegeben, sagt er dem "Handelsblatt". Doch der erwartete Aufschwung sei dann ausgeblieben.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Noch schrecken die gestiegenen Kosten Urlauber allerdings nicht ab. Murat Kizilsac von der Anex-Gruppe, einem Spezialisten für Türkei-Reisen, sagte "Reisereporter", die Nachfrage aus Deutschland habe zwar "nach einer sehr guten Frühbucherphase über den Sommer insgesamt an Schwung verloren". Dennoch würden die Buchungen bereits zehn Prozent über den Gesamtbuchungen des Vorjahres liegen.

Auch die Nachfrage nach Last-Minute-Buchungen sei besonders für den August sehr hoch gewesen. Seiner Ansicht nach profitierten Touristen vor allem in Urlaubsorten an der türkischen Riviera auch weiterhin von einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Verwendete Quellen:

  • Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Handelsblatt.de: "Immer weniger Touristen wählen die Türkei als Reiseziel"
  • Reisereporter.de: "Türkei-Urlaub: So wirkt sich die Inflation auf den Urlaub aus"
  • ticketlens.com: "Touristenattraktionen im Vergleich: So teuer sind Tickets geworden"
  • Website des Statistischen Bundesamts
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