Auf der Italien-Tour von Redakteur Philipp Heise mit dem Dauertester war einfach alles dabei. Trotz kleiner Katastrophen hat sich das Wohnmobil gut geschlagen.
Manchmal starten Reisen schon abenteuerlich, bevor es richtig losgeht. Als ich zum Einräumen der Küchenoberschränke einen vollbepackten Beutel auf die Arbeitsfläche stelle, erwische ich aus Versehen einen der Knöpfe vom offenen Kochfeld. Vom Klicken des Zünders irritiert, merke ich, wie der kleinere der beiden Brenner durchzündet und ein darauf liegendes Mikrofasertuch in Brand setzt.
Fast kam es zum Brand im Wohnmobil
Geistesgegenwärtig kann ich den Brenner abstellen und das Mikrofasertuch löschen. Der Zwischenfall ist zwar meiner eigenen Unachtsamkeit geschuldet, dennoch erschließt sich mir der Vorteil des offenen Kochfeldes nicht. Im Vergleich zu einem eingelassenen Modell kostet es Stell- und Arbeitsfläche und will mit seiner schmutzanfälligen Hochglanz-Glasoberfläche permanent geputzt werden. Dass einer der vorherigen Nutzer einen der Gussrostarme an einem der Brenner abgebrochen hat, macht die Sache auch nicht besser.
Viel Platz für Gepäck
Pluspunkte sammelt derweil das enorme Stauraumangebot im gesamten Fahrzeug und in der außergewöhnlich gut erreichbaren Heckgarage. Kleidung verschwindet in den zahlreichen Dachschränken, Hemden und Jacken im Kleiderschrank unter dem Bett und Sperriges in der riesigen Heckgarage. Kleinkram findet Platz in den nützlichen Fächern des Zwischenbodens. Kurz bevor wir loskommen, geht die Sonne unter und die mehrschichtige und größtenteils dimmbare Beleuchtung zeigt, was sie kann.
Kurz nach 20 Uhr starten wir zu dritt mit zwei Reisemobilen und zwei Hunden im Konvoi Richtung Italien. Aufgrund der späten Abfahrt ist Österreich, genauer die Tankstelle hinter dem Grenztunnel Füssen, das angedachte Etappenziel für die erste Zwischenübernachtung. Auf der Autobahn spielt der Sprinter, der die Basis des Neo stellt, seine Stärken aus, offenbart aber im direkten Vergleich zum Begleitfahrzeug, einem Grand California auf VW-Crafter, auch Schwächen.
Wie gut ist das Mercedes-Basisfahrzeug?
Punkten kann beispielsweise der potente Antrieb (170 PS) in Kombination mit der präzise schaltenden 9-Gang-Automatik. Besser als beim Crafter sind der Abstandsregeltempomat, der beim Sprinter auch im Stand funktioniert, die Mercedes-eigene "Hold"-Funktion, die sich intuitiv über das Durchdrücken des Bremspedals aktivieren lässt und die elektronische Handbremse. Nicht restlos überzeugen kann beim Sprinter der Spurhalter, der hier nur grob per Bremseingriff und nicht feinfühlig per Lenkeingriff (wie beim Crafter) regelt.
Vernetzung kann der Crafter ebenfalls etwas besser: Android Auto verbindet sich zeitgemäß via WLAN und wird auf dem Display optimal dargestellt. Beim Sprinter muss ein USB-Kabel aus dem Fach oberhalb des Armaturenbrettes gezogen werden, das leider keine Kabeldurchführung aufweist. Fremd-Apps laufen teils etwas instabil und sind nicht perfekt an die vorhandene Bildschirmfläche angepasst.
Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Alles in allem funktioniert das MBUX samt Sprachsteuerung prima und ist ein Gewinn an Bequemlichkeit. Die Auflösung des Displays ist präzise und klar, was einem insbesondere bei der Nutzung der Rückfahrkamera zugute kommt.
Camping bei Minustemperaturen
Als nach der ersten klirrend-kalten Nacht die Sonne am wolkenlosen Himmel aufgeht, finden wir uns bei Sonnenschein in einer herrlichen Alpen-Winterlandschaft wieder. Nach dem morgendlichen Hundespaziergang im Schnee geht es weiter Richtung Fernpass und Italien.
Nachdem wir die Alpen bei bestem Wetter überquert haben, peilen wir für die zweite Zwischenübernachtung die Po-Ebene an, die wir erst lang nach Sonnenuntergang erreichen. Wir finden ein wunderschönes Fleckchen direkt am Fluss Po.
So wohnt es sich im Frankia MT 7 GT Neo
Passend zum Reiseziel gibt es frische Pasta. Dabei stellen wir unfreiwillig fest, dass die drehbare Tischerweiterung für den Beifahrersitz zwar praktisch, aber auch etwas druck- und kippgefährdet ist. Das anschließende Spülen geht dank Druckwasserpumpe und ordentlich Wasserdruck leicht von der Hand, auch wenn wir verwundert feststellen, dass dem Fahrzeug kein passender Stöpsel für das Spülbecken beiliegt. Ein entsprechendes Universalteil haben wir aber glücklicherweise dabei.
Der nächste Morgen startet mit einer Dusche im Neo und die gehört zum Besten, was in dieser Klasse zu finden ist. Platzangebot, Wasserdruck, Belüftung und Beleuchtung sind top. Dass dafür Toilette und Waschbecken schiebbar ausgeführt sind, ist ein akzeptabler Kompromiss. Dem Fahrzeugpreis nicht angemessen ist derweil die Umsetzung der Schiebekonstruktionen hinter den Kulissen: Die Gasdruckdämpfer sind zum einen von unten statt von oben gesteckt, was ein Herausfallen begünstigt und außerdem mit normalen statt selbst sichernden 10er-Muttern fixiert, weshalb das Herausfallen der Dämpfer im Werkszustand ein ständiges Thema ist.
Als wir am zweiten Tag der Reise das Meer sehen, ist die Euphorie groß, bis wir feststellen, dass wir wohl nicht die einzigen Camper mit der Idee waren, den Jahreswechsel am Meer zu verbringen. Die wenigen offenen Camping- und Stellplätze sind komplett ausgebucht und können maximal eines, aber keinesfalls zwei Reisemobile unterbringen.
Leicht demotiviert finden wir schließlich zwei Stellplätze auf dem Campingplatz Camping Valdeiva, der zwar einige Kilometer vom Meer entfernt liegt, dafür aber mit einem Shuttleservice aufwartet. Auch hier ist die Auslastung sehr hoch, weshalb wir für die ersten Übernachtungen jeweils auf dem Platz selbst umziehen müssen.
Autarkes Camping ist kein Problem
Auf einem der Hundespaziergänge finden wir schließlich einen Wendehammer in der Nähe der Grauwasserentsorgung und dürfen uns nach einigen Verhandlungen dort ausbreiten. Dank Powerstation für die Kaffeemaschine und Solar auf beiden Dächern, kommen wir bei dem stabilen Wetter auch ohne Landstromanschluss gut über die Runden.
Als kleines Highlight der Reise geht es am 29.12.24 bei 16 Grad Lufttemperatur zum Abbaden ans Meer. Den Jahreswechsel zelebrieren wir zwar ohne Feuerwerk, dafür aber mit einer Wohnmobil-Party in unserer kleinen Wagenburg.
Bevor wir am Neujahrstag den Campingplatz Richtung Heimat verlassen, tanken wir noch einmal Frischwasser auf. Leider ist der Druck am Campingplatz so gering, dass sich das Auffüllen hinzieht und wir parallel weiter packen. In der Annahme, der Frischwassertank habe einen funktionierenden Überlauf, verpassen wir die 100 % knapp und bemerken anschließend beim Blick auf den Tank im Zwischenboden, dass das überschüssige Wasser aus dem geschlossenen Weithalsdeckel drückt. Hier ist die Druckwasserpumpe mit ungeschützten 12-Volt-Anschlusskabeln montiert – in diesem Fall ein echtes Sicherheitsrisiko, geht bei uns aber gut.
Neben dem Wasservorrat sind auch unsere Gasvorräte erschreckend geschrumpft. Die Erkenntnis, dass Alugasflaschen bzw. die deutschen Tauschflaschen in Italien nicht zu bekommen sind, wandert auf die Merkliste für die nächste Reiseplanung.
Für den ersten Rückreisetag ist der Gardasee das geplante Etappenziel. Unzählige Mautstationen später, finden wir in Monzambano einen wundervollen Stellplatz mit kleinem See und Vollversorgung. Leider fehlt in unserem Dauertester die Ausstattungsoption Truma Combi 6E für die Gasheizung, sonst könnten wir mit elektrischer Unterstützung unsere dezimierten Gasvorräte schonen.
Wie fährt der Frankia Neo bei Schnee?
Die geplante letzte Tagesetappe addiert sich auf circa 580 Kilometer bis in heimische Gefilde. Aber wie so oft, gehen Pläne nicht auf. Wir hangeln uns von Stau zu Stau und während uns der Mercedes-Bordcomputer eine niederschmetternde Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 km/h errechnet, verstreicht der Reisetag mit Hörbuch und einem letzten Pizza-Stopp in Südtirol. Kritisch wird es nach Sonnenuntergang als Regen einsetzt und die Apps immer häufiger vor Schneefall warnen. Und tatsächlich: Als wir gegen kurz nach 20:00 Uhr die ersten Steigungen des Fernpass unter die Räder nehmen, wird der Dauerregen zu Schnee. Auch ohne Kaffee hellwach, geht es im dichten Schneetreiben den Fernpass hinauf. Dabei überholen wir im Konvoi sogar das ein oder andere Fahrzeug, das traktionsbedingt nicht weiterkommt.
Unser Problem: Für den Dauertester haben wir zwar Winterreifen, aber keine Schneeketten. Für den 18-Zoll-Allwetter-Aluradsatz auf dem Grand California gibt es diese nicht einmal. Mit sanftem Gasfuß und permanent an der Regelschwelle von ASR und ESP erreichen wir schließlich die Tankstelle am höchsten Punkt des Fernpasses und beschließen für ein paar Fotos anzuhalten.
Dann haben wir richtig Glück, denn gerade, als wir weiterwollen, dreht vor uns ein Räumfahrzeug und präpariert uns die Abfahrt. Gegen 23:30 Uhr, nach neun Stunden und gerade einmal 400 Kilometern, sind wir wieder in Deutschland. Da die Konzentration mittlerweile leidet und der Schneefall nicht abklingt, entscheiden wir uns spontan für eine weitere Zwischenübernachtung. Mit dem Risiko, dass uns die letzten Gasreserven ausgehen, steuern wir einen Autobahnparkplatz für die Nacht an.
Im Notfall würde uns eben der laufende Diesel mit etwa ein Liter Kraftstoff pro Stunde warm durch die verschneite Nacht bringen. Als wir früh morgens aufbrechen, sind die ersten Räumfahrzeuge bereits durch und der Schneefall hat aufgehört. Die letzten 180 Kilometer geht es zügig und ohne weitere Zwischenfälle heim.
Noch ein Manko zum Schluss
Wie knapp die Gasplanung letztlich aufgeht, zeigt sich erst am nächsten Tag als nach einer Nacht im Minimalbetrieb gegen das Einfrieren alle vier Gasflaschen leer sind. Ein letztes Manko des Dauertesters zeigt sich bei der Endreinigung: Der volle Grauwassertank lässt sich mit nur leichter Steigung und komplett geöffnetem Schieber (ohne Schlauch) nicht entleeren. Erst als der Stern am Bug leicht bergab zeigt, leert sich der Grauwassertank.
Bei der abschließenden Außenreinigung ein paar Tage später fällt ein weiterer Kritikpunkt auf. Die von Lesern bereits angesprochene Rissbildung an den Heckteilen hat mittlerweile den promobil-Dauertester ereilt. © Promobil
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