Der Trend zu Reisemobilen, die nur ein Hubbett als einzige feste Schlafstätte bieten, hat in den vergangenen Jahren viele interessante Grundrissvarianten hervorgebracht. Damit lassen sich angenehm offene Wohnräume schaffen und großzügige Raumbäder im Heck. Einigen Erfolg mit diesem Konzept hat auch der Ahorn-Camp-Teilintegrierte T 640. Als Marke, die dem Alkoven bewusst treu bleibt, hat Ahorn das Raumkonzept nun erstmals auf diese Aufbauform übertragen, mit der Dachmansarde als einziger Schlafstätte. Kann diese Variante ebenso überzeugen?

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Ahorn Camp A 640

  • Grundpreis ab: 58.600 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 6,60/2,34/3,06 m
  • Zul. Gesamtgewicht: ab 3.500 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/4

Offenes Raumgefühl

Der erste Eindruck vom Fahrzeug ist positiv, was vor allem am luftigen Grundriss liegt. Der offene Raum, den das Fehlen eines schmalen Ganges mit WC und Bad an den Seiten hervorbringt, verstärkt den raumspendenden Charakter, mit dem ein Alkoven dank ansteigender Dachlinie in aller Regel ohnehin punkten kann. Großgewachsene freuen sich über eine Mindesthöhe von knapp unter zwei Metern. Der Wohnraum teilt sich in Küche und Sitzgruppe auf.

Erstere verfügt über eine Arbeitsplatte mit Dreiflammkocher und runder, tiefer Spüle – ausreichend auch für große Pfannen und Töpfe. Fläche zum Schnibbeln ist rar – da weicht man auf den erweiter- und drehbaren Tisch der Sitzgruppe aus. Lebensmittel und Kochutensilien finden im Hängeschrank über dem Küchenblock oder in den beiden Schubladen im Unterschrank Platz. Leider verzichtet Ahorn hier und bei den restlichen vier Hängeschränken im Fahrzeug auf ordnungsgebende Trenner. Gegenüber neben dem Eingang befindet sich der Absorberkühlschrank, der im Testwagen als optionale 140-Liter-Variante (690 Euro) eingebaut wurde. Serienmäßig sind es 89 Liter. Darüber befindet sich eine große, offene Ablage.

Anders als eine Vielzahl an Alkoven besitzt der A 640 statt üblicher Voll- oder Halbdinette eine Face-to-Face-Sitzgruppe. Dazwischen befindet sich der hälftig zusammenfaltbare Tisch, so dass durch Umklappen einer Tischplattenhälfte ein freier Zugang zum Fahrerhaus und zu den beiden Pilotensitzen entsteht. Es ergibt sich ein Rund, das für bis zu sechs Personen Platz liefert. Der aufgeklappte Tisch ist groß genug, steht allerdings ein bisschen wackelig da. Weitere offene Ablagen sind Mangelware.

Das Alkovenbett

Im Normalfall ist der Ahorn für zwei Reisende ausgelegt. Wer zu viert unterwegs ist, kann aus vier Polstern und den zwei Bänken ein Notbett aufbauen. Das ist mit 2,2 mal 1,2–1,45 Metern zwar groß, leidet aber ebenfalls unter dem wackligen Tisch-Unterbau. Sicher mitfahren können die weiteren Passagiere auf Dreipunktgurtplätzen. Mit wenigen Handgriffen und einem Rückenpolster sowie einer Kopfstütze ist der zusätzliche Sitz in Fahrtrichtung schnell hergerichtet.

Das einzige feste Bett befindet sich wie bereits erwähnt in der Dachnische. Über eine schmale Leiter erreicht man die 2,2 mal 1,48 Meter große Kaltschaummatratze, die auf einem Lattenrost aufliegt. Zwei Vorhänge schotten zur Wohnkabine ab und dank des an der Decke einhängbaren Absturznetzes fallen kleine Mitreisende nicht aus der Koje. Die Entwickler spendieren dem Schlafplatz lediglich ein Fenster auf der Beifahrerseite.

Mehr Tageslicht gibt es nicht – eine Dachluke und ein weiteres fahrerseitiges Fenster sind auch nicht gegen Aufpreis erhältlich. Die Nachtlektüre landet auf der breiten Ablage über dem Kopfende, zwei USB-Leuchtspots spenden Leselicht und Energie für Tablet und Co. Baubedingt geht es in der Alkovennische etwas enger zu. Gerade auf der äußeren bzw. vorderen Bettseite ist der Platz zwischen Liegefläche und Decke schon sehr gering. Das nächtliche Über-den-Nebenschläfer-Krabbeln ist kein leichtes Unterfangen.

Raumbad mit viel Stauraum

Durch den Verzicht auf ein heckseitiges Bett steht dem Ahorn-Alkoven für die Nasszelle der komplette hintere Fahrzeugteil zur Verfügung. Zwar ist mit dem Waschtisch, einem Ober- und einem Unterschrank, einem Badfenster, zwei Spiegeln und einer separaten Dusche alles Nötige vorhanden. Allerdings fehlen offene Ablagen für Zahnputzbecher oder Kosmetika sowie eine Trockenstange für nasse Handtücher oder Jacken. In der Dusche wäre ein weiterer Abfluss gut, und der Radkasten schränkt die Standfläche in der Duschtasse leicht ein. Positiv sind die 230-Volt-Buchse, das Badfenster und die Dachluke für eine Be- und Entlüftung sowie der großzügige Raumeindruck.

So lässt sich das Badezimmer auch prima als Ankleide nutzen. Grund dafür ist neben der Raumgröße vor allem der angrenzende, beleuchtete Schrank. Zwei tiefe, breite Schubladen sowie vier große offene Fächer und ein hohes Fach mit Kleiderstange versprechen jede Menge Staukapazitäten (ca. 1140 Liter). Praktisch ist zudem die Schiebetür unter dem Schrank, die einen bequemen Zugang zur Heckgarage ermöglicht.

Der Heckstauraum im Ahorn ist mit einer Breite von knapp 65 Zentimetern ziemlich schmal. Fahrräder bekommt man dort nur mit Mühe hinein und dann am besten mit gedrehtem Lenker. Oder man greift direkt zum Faltrad. Doch davon abgesehen macht die Garage einen soliden Eindruck. Verzurrösen am Boden und eine bewegliche Stableuchte fallen ebenso positiv ins Gewicht wie das hohe Abteil auf der Fahrerseite, wo sich dank zweier Fachböden zwei Fächer abtrennen lassen. Außerdem gefallen das offene Bordbatteriefach und der manuelle Batterietrennschalter – beides leicht zugänglich.

Weitere Außenstaufächer besitzt der A 640 nicht. Für die Energieversorgung stehen dem Alkoven bis zu zwei Elf-Kilo-Gasflaschen zur Verfügung, die in einem breiten Fach unterkommen. Eine leichte Kante erschwert das Beladen.

Technik lässt ein paar Wünsche offen

Auch wenn Öffnungen wie die Aufbautür oder die beiden Garagentüren zweifach abgedichtet sind, lässt sich der Ahorn-Alkoven nicht gerade als Winter-Reisemobil empfehlen. Serienmäßig verbaut ist eine Truma Combi 4. Der Wärmeverteilung kommt der offene Hauptraum entgegen, wobei die Konstrukteure im gesamten Fahrzeug lediglich vier Ausströmer verteilt haben. In der Schlafkabine über dem Fahrerhaus fehlen ebenso Warmluftdüsen wie in der Heckgarage. Gegen Aufpreis wird der unterflur sitzende Abwassertank ebenfalls beheizt – für 588 Euro oder als Teil des Nordic Packs (3.108 Euro). Dann erwärmt zudem eine Fußbodenheizung den Innenraum.

Das Lichtkonzept im Ahorn lässt sich ambivalent bewerten. Es gibt drei Lichtszenarien, die über das Eingangspanel gesteuert werden und den Innenraum sehr gut ausleuchten – praktisch beispielsweise bei der Kochzeile. Kleine Dimmschalter ermöglichen sogar die Helligkeitsregelung. Zentral ausschalten kann man das Licht jedoch lediglich über das Panel oder Schalter am Eingang.

Ahorn-Camp-üblich basiert der A 640 auf einem Renault Master. 145 PS treiben den Fronttriebler an. Da man mit einem Alkoven ohnehin nicht rast, halten sich die Spritkosten trotz des auskragenden Dachvorbaus in Grenzen. Positiv ist auch die leise Geräuschkulisse; selbst bei höheren Geschwindigkeiten lassen sich kaum Knarz-, Klapper- oder andere Störgeräusche wahrnehmen. Die Lenkung des Masters reagiert direkt, der Schaltknauf ist nah am Lenkrad, was das Schalten komfortabel macht. Unangenehm ist die hohe Sitzposition, die ein eingeschränktes Sichtfeld bedingt. Auf längeren Fahrten könnte das zum Problem für den Rücken und die Haltung werden.

Gewogen haben wir das Fahrzeug mit vollem Kraftstoff- und vollen Frischwassertanks, zwei Elf-Kilo-Gasflaschen und knapp 64 Kilo für die eingebaute Sonderausstattung. So ermittelten wir eine Zuladung von 400 Kilo, die für zwei Erwachsene ausreicht. Bei zwei Reisenden mehr ist eine Auflastung – Ahorn bietet hier die 4-Tonnen-Auflastung in Verbindung mit Luftfedern für 432 Euro – dringend zu empfehlen.

Den erschwinglichen Preis – der Alkoven startet bei unter 60.000 Euro – ermöglicht eine wenig aufwendige Konstruktion in GfK-Sandwichbauweise mit EPS als Wärmedämmung. Mit Ausnahme der getönten Kunststoff-Fenster mit Alu-Rahmen gönnt sich der Ahorn-Alkoven keine Extravaganzen. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis wird allerdings durch eine 2.450 Euro teure Abwicklungspauschaule geschmälert, die Ahorn Camp als Importeur für unter anderem eine Fahrzeugeinweisung und die CoC-Dokumente haben möchte.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, außen und innen GfK, Kunststoff-Verstärkungen, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS/EPS/EPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/ 41 mm, keine Doppelboden, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben, 1 Pilzlüfter.
  • Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 4 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, Küche, Sanitärraum), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe.
  • Basisfahrzeug: Renault Master, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.298 cm3, Leistung 107 kW/145 PS bei 3500/min, Drehmoment 360 Nm bei 1.500/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,1/14,8/24,5 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,8/15,5//9,0/21,6 s, Testverbrauch 10,7 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 58.600 Euro

Renault Master, Motor 107 kW/145 PS mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 69.526 Euro

  • ✘ Paket Renault Chassis: Beifahrerairbag, Radio-MP3-Bluetooth-Freisprechanlage, elektr. Fensterheber, Tempomat, Hill Start Assist, Traction Control u. a. (15 kg): ✔ 2.890 Euro
  • ✘ Designpaket: Chrom-Zierleisten innen und außen, Stoßstange in Weiß u. a. (2 kg): 990 Euro
  • ✘ Fahrerhausklimaanlage (8 kg): ✔ 1.890 Euro
  • ✘ gr. Kühlschrank mit sep. Gefrierfach (10 kg): 690 Euro
  • ✘ Markise 3,5 m (27 kg): ✔ 1.188 Euro
  • ✘ Rückfahrkamera (2 kg): ✔ 828 Euro

✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Das fiel uns auf

(+) Das per Gasfeder leicht aufstellbare Alkovenbett erleichtert den Durchgang ins Fahrerhaus.
(+) Vom Bad aus ermöglicht eine 60 mal 75 Zentimeter große Luke den Zugriff auf die Heckgarage.
(+) Der Tisch lässt sich nicht nur ausklappen, sondern auch verschieben, drehen und absenken.
(+) Der Frischwassertank (Sitzbank) und die Bordbatterie (Heckgarage) sind relativ leicht zugänglich.

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(-) Mit 66 cm ist die Heckgarage sehr schmal. Der Batteriekasten behindert zudem den Radtransport.
(-) Die Pilotsitze samt Drehkonsolen bauen zu hoch. Großgewachsene finden keine entspannte Sitzposition.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich; Maßstab: Alkoven unter 60.000 Euro  © Promobil

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