Es gibt etwa gleich viele Mädchen und Jungen unter 18 Jahren auf der Welt – je 1,1 Milliarden. In der Theorie haben alle Kinder die gleichen Rechte, aber ihre Situation kann sehr unterschiedlich sein.
Seit ein paar Jahren gibt es einen Weltmädchentag, aber einen Weltjungentag offiziell noch nicht. Es stimmt, dass Mädchen in vielen Ländern und Bereichen stark benachteiligt sind und besondere Förderung brauchen. Aber deshalb dürfen die Probleme und Herausforderungen der Jungen nicht übersehen werden.
Höhere Kindersterblichkeit bei Jungen
In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Kindersterblichkeitsrate – also der Anteil der Kinder, die ihren fünften Geburtstag nicht überleben – für Jungs höher.
Zum Beispiel sterben in Afghanistan 66 von 1.000 Mädchen, aber 74 von 1.000 Jungen. Im weltweiten Durchschnitt ist die Kindersterblichkeitsrate 39 pro 1.000 bei Mädchen und 43 pro 1.000 bei Jungen. Nur in Westeuropa und Südasien sind die Überlebenschancen von Kleinkindern beider Geschlechter in etwa gleich.
Warum ist das so? Darauf gibt es noch keine zufriedenstellende Antwort. Eine mögliche Ursache ist, dass Jungen häufiger zu früh geboren werden oder bei der Geburt ein geringeres Gewicht haben.
Jungen sind schlechter ernährt
In fast allen Ländern mit verfügbaren Daten sind Jungen häufiger chronisch mangelernährt als Mädchen und dadurch unter Umständen in ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung beeinträchtigt.
Auch hier gilt das Gleiche wie für die Kindersterblichkeit: Die Ursachen und Zusammenhänge werden noch erforscht.
Kinderarbeit von Mädchen und Jungen
Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, dass mehr Jungen von Kinderarbeit betroffen sind als Mädchen. Das stimmt so nicht ganz, denn in den meisten Weltregionen, in denen Kinderarbeit verbreitet ist, müssen Mädchen und Jungen gleichermaßen arbeiten.
Mädchen werden öfter für Arbeiten im Haushalt eingesetzt, weshalb ihre Tätigkeit nicht so augenfällig ist. Aber auch Arbeiten im Haushalt werden als Kinderarbeit eingestuft, wenn der Umfang so groß ist, dass die Kinder dadurch zum Beispiel nicht zur Schule gehen können.
Eine Ausnahme ist die Region Lateinamerika und Karibik: Hier gibt es mehr männliche Kinderarbeiter. In Guatemala sind zum Beispiel 35 Prozent der Jungen betroffen, im Vergleich zu 16 Prozent der Mädchen.
Jungen als Kindersoldaten
Bewaffnete Gruppen in vielen Konfliktregionen rekrutieren Minderjährige und missbrauchen sie für ihre Zwecke. Das kann alles umfassen: von Hilfstätigkeiten wie Kochen, Putzen und Ausspähen bis hin zum Missbrauch als Sexsklaven oder Kämpfer. Sehr häufig sind das Jungen – aber nicht nur.
So wurde 2016 in der Zentralafrikanischen Republik die Neu-Rekrutierung von 50 Jungen und 24 Mädchen dokumentiert. Rund 2.700 Jungen und 1.200 Mädchen wurden dort im gleichen Jahr aus bewaffneten Gruppen befreit.
In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Rekrutierung von 492 Kindern registriert, davon 63 Mädchen und der Rest Jungen.
Im Jemen haben die UN die Rekrutierung von 517 Jungen verifiziert, von denen die jüngsten erst elf Jahre alt waren.
Dies sind nur einige Fälle, die überprüft und dokumentiert werden konnten – die Dunkelziffer ist vermutlich sehr viel höher.
Tödliche Gewalt gegen Jungen
Mehr Jungen als Mädchen sterben einem aktuellen UNICEF-Report zufolge gewaltsam: 36 pro 100.000 heranwachsenden Jungen (10 bis 19 Jahre) sterben durch kollektive Gewalt im Mittleren Osten und Nordafrika, im Vergleich zu 24 Mädchen. Diese Zahlen gehen vor allem auf die Konflikte in Syrien, Irak und Jemen zurück.
In Lateinamerika gibt es eine erschreckend hohe Zahl von Tötungsdelikten an Jungen im gleichen Alter: Durchschnittlich 38 von 100.000 Jungen werden getötet. Hier spielt Gang-Gewalt eine zentrale Rolle.
Überraschend ist die Statistik zum Thema häusliche Gewalt: Mehr Mädchen oder Frauen finden es gerechtfertigt, wenn Ehemänner ihre Ehefrauen schlagen, als Jungen beziehungsweise Männer.
Frühehen bei Jungen seltener
Auch Jungen werden als Minderjährige verheiratet, wenn auch in weit geringerem Ausmaß: Weltweit werden fünfmal so viele Mädchen unter 18 verheiratet wie Jungen.
Aber es gibt neun Länder, in denen mehr als zehn Prozent der Jungen unter 18 verheiratet sind. Dazu gehören Kuba, Nepal, Laos und die Zentralafrikanische Republik.
Bildung: 61 Millionen Jungen nicht in der Schule
Wer ist bei Bildung weltweit mehr benachteiligt, Jungen oder Mädchen? Antwort: beide. Im Grundschulalter gehen 32 Millionen Mädchen und 29 Millionen Jungen nicht zur Schule.
Während in zwei Dritteln der Länder eine Gleichstellung in der Grundschule erreicht ist, gibt es regional große Unterschiede. Vor allem in West- und Zentralafrika werden deutlich weniger Mädchen eingeschult als Jungen.
Wenn die Kinder etwas größer werden, ändert sich das Bild. In der unteren Sekundarstufe gehen 30 Millionen Mädchen im Vergleich zu 32 Millionen Jungen im entsprechenden Alter nicht zur Schule. In Lateinamerika und der Karibik sind mehr Mädchen in der unteren Sekundarstufe eingeschrieben als Jungen.
Flucht und Migration
Kinder auf der Flucht sind oft männlich, und sie sind häufig allein. 59 Prozent der Minderjährigen, die 2017 über die Mittelmeerroute nach Griechenland gekommen sind, waren männlich. Von den Kindern und Jugendlichen, die in Italien ankamen, waren sogar 93 Prozent Jungen, ein Großteil von ihnen unbegleitet von den Eltern.
Diese Kinder sind nicht nur besonders gefährdet, auf ihnen lastet häufig auch eine große Verantwortung und der Druck, es in der Fremde "zu schaffen" und möglichst schnell Geld zu verdienen.
Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen
Was für Mädchen gilt, gilt auch für Jungen: Mit den "nachhaltigen Entwicklungszielen" oder "UN-Entwicklungszielen" hat sich die Weltgemeinschaft sehr ehrgeizige Ziele gesetzt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Dazu gehört auch die vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter.
UNICEF setzt sich mit Partnern wie United Internet for UNICEF weltweit dafür ein, dass alle Kinder überleben, gesund aufwachsen, geschützt sind und zur Schule gehen können – egal, ob es Mädchen oder Jungen sind. Ein Kind ist ein Kind, und alle Kinder haben die gleichen Rechte und verdienen eine faire Chance im Leben.
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