Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher, gestiegene Bauzinsen und die lahmende Weltkonjunktur setzen der deutschen Wirtschaft zu. Die Wirtschaft schrumpft zum Jahresende 2023. Der Start ins laufende Jahr dürfte nicht einfach werden.
Die deutsche Wirtschaft geht ohne Rückenwind ins laufende Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden anhand vorläufiger Daten mitteilte. Die Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Volkswirte rechnen auch 2024 mit einem schwierigen Jahr. Im vergangenen Jahr war Europas größte Volkswirtschaft in eine leichte Rezession gerutscht.
Viele Ökonomen gehen von einem schwachen Start ins laufende Jahr aus. "Da sind die Sparmaßnahmen der Regierung, aber auch anhaltende Streiks der Lokführer und Störungen der Lieferketten infolge des militärischen Konflikts im Roten Meer", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Ein erneuter Rückgang der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal 2024 erscheine wahrscheinlicher.
Nachfrage in nahezu allen Wirtschaftsbereichen gesunken
Nach Angaben von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser klagen die Firmen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen über eine rückläufige Nachfrage. Zusätzlich werde die Wirtschaft durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet. "Dazu zählen der hohe Krankenstand, die Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der außergewöhnlich kalte und schneereiche Januar. Aber erste Lichtblicke gibt es beim privaten Konsum."
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hatte sich zu Beginn des Jahres verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel im Januar den zweiten Monat in Folge. "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest unlängst.
Die Aussichten für das Gesamtjahr 2024 hatten sich zuletzt eingetrübt. Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Prognosen. Einige Volkswirte schließen auch einen erneuten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Gesamtjahr nicht aus.
Hoffnungen ruhen auf Wiederanspringen des Privatkonsums
Die Hoffnungen für das laufende Jahr ruhen vor allem auf der Konsumlust der Menschen. "Dank kräftiger Reallohnzuwächse wird wohl vor allem der private Konsum wieder zulegen", erwartet KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Prognosen zufolge soll die Inflation in diesem Jahr sinken bei gleichzeitig steigenden Löhnen.
Die Kauflaune der Menschen trübte sich nach Angaben des Konsumforschungsinstituts GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zuletzt allerdings wieder ein. Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas müssten weiter in die Zukunft verschoben werden. Krisen und Kriege sowie eine anhaltend hohe Inflation verunsicherten Verbraucher und verhinderten eine Verbesserung der Konsumstimmung, hieß es.
Im Gesamtjahr 2023 sank die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr preisbereinigt um 0,3 Prozent. Auch hier bestätigte die Behörde vorläufige Daten. Im vergangenen Jahr fiel der Privatkonsum als wichtige Konjunkturstütze aus. Zugleich bekamen Deutschlands Exporteure die Schwäche des Welthandels zu spüren, gestiegene Immobilienzinsen bremsten den Bau aus. (dpa/tas)
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