So schnell kann sich der Wind an den Börsen drehen. Nicht einmal zwei Wochen ist die scharfe Korrektur an den internationalen Aktienmärkten her. Doch in den längerfristigen Charts könnte der Absturz bald nur noch als kleine Kerbe erkennbar sein.
Innerhalb weniger Tage hat die Weltleitbörse in New York und mit ihm der deutsche Aktienmarkt die Schwächephase zu Monatsbeginn überwunden. Der deutsche Aktienindex Dax schloss am Freitag den Handel bei 18.322,40 Punkten, ein Tagesplus von 0,77 Prozent und ein Anstieg von 3,4 Prozent innerhalb einer Woche.
Die Gründe für den raschen Wechsel sind Daten und Einschätzungen zur Weltkonjunktur im Allgemeinen und zur US-Wirtschaft im Besonderen.
"Die zuletzt veröffentlichten Daten schoben die Sorgenwolken rund um die US-Konjunktur beiseite", schreibt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einem Kommentar. Fast schon euphorisch wurden zuletzt jegliche Signale aufgenommen, dass die US-Wirtschaft nicht in die Rezession abdriftet und die Inflation nachlässt. Zunächst hätten Preisdaten gezeigt, dass der Trend bezüglich des Rückgangs der Inflationsrate intakt sei, heißt es dazu von LBBW. Dann hätten die US-Konsumenten wieder einmal bewiesen, dass auf sie Verlass ist.
Damit ist ein fortgesetzter Aufschwung an den Aktienmärkten aber keineswegs sicher. Die Experten der LBBW betonen, dass lediglich die Ausgangslage vor dem Kurseinbruch wieder hergestellt sei - und damit eine ganze Reihe ungelöster Fragen weiterhin bestehe. "Die hohen Bewertungen in den USA mahnen zur Vorsicht, der US-Wahlkampf bringt Unsicherheit, geopolitische Risiken sind besonders hoch, und die Konjunktur im Euroraum, vor allem in Deutschland, lahmt", so die Experten. Hinzu komme die für den Aktienmarkt traditionell ungünstige saisonale Phase.
Auch Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, rät zur Vorsicht: "Trotz der zuletzt günstigen Signale bewegt sich die Kerninflation in den USA, die besonders die Preisdynamik bei Dienstleistungen abbildet, hartnäckig über der Drei-Prozent-Schwelle." Daher gelte der Blick in der kommenden Woche besonders den anstehenden Konjunkturdaten und dem Treffen von Zentralbankern in Jackson Hole. "Notenbanker und Ökonomen aus aller Welt kommen dort zusammen, um ihre Einschätzungen zur weiteren geldpolitischen Entwicklung zu präsentieren", erläuterte Kater.
Auch die Einkaufsmanager-Indizes für den Euroraum am Donnerstag könnten Akzente setzen. Angesichts der jüngsten Frühindikatoren sollte die Erwartungen an die Daten nicht zu hoch angesetzt werden, mahnt Kater: "Die Industrie fällt als Wachstumsmotor weiterhin aus, und der gut laufende Dienstleistungssektor reicht für eine hohe Konjunkturdynamik alleine nicht aus." © dpa
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