Frankfurt/Main - Die Sparzinsen in Deutschland sind im Schnitt wieder deutlich gesunken - und der Zinskurs der Europäischen Zentralbank lässt einen weiteren Rückgang erwarten. "Die Talsohle rückt näher, ist aber noch nicht ganz erreicht", sagt der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier.
Aktuell bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei Jahren Laufzeit der Übersicht des Vergleichsportals Verivox zufolge durchschnittlich 2,27 Prozent Zinsen (Stand 27.12.2024). Auf dem Höhepunkt im November 2023 waren es im Schnitt 3,39 Prozent. Seitdem ging es stetig nach unten.
Verivox wertet regelmäßig Konditionen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro aus. Informationen zur Verzinsung von Sparanlagen bietet zum Beispiel auch das Verbraucherportal Biallo.de.
Weitere Zinssenkungen wahrscheinlich
Nach dem stärksten Zinsanstieg der vergangenen 25 Jahre hat die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt. Den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, verringerte die Notenbank in vier Schritten vom Rekordniveau von 4,0 Prozent auf 3,0 Prozent. An diesem Zins orientieren sich Banken bei ihren Angeboten für Sparer.
Volkswirte erwarten, dass die EZB die Leitzinsen 2025 weiter absenken wird. Denn die Inflationswelle, die die Notenbank mit höheren Zinsen bekämpft hat, ist vorbei und niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur. "Wenn die eingehenden Daten weiterhin unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar. Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde Mitte Dezember.
Viele Tagesgeldkonten bringen gar nichts ein
Bei Tagesgeldangeboten hat die Zinswende nach unten nach Verivox-Beobachtung etwas später eingesetzt als beim Festgeld. Bis März 2024 seien die Tagesgeldzinsen gestiegen und hätten sich dann für einige Monate auf einem Durchschnittsniveau von etwa 1,75 Prozent gehalten. Doch seit der ersten Leitzinssenkung im Juni gehe es auch bei den Zinsen für täglich fällige Einlagen kontinuierlich abwärts. Aktuell bringen bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote Verivox zufolge im Marktdurchschnitt 1,60 Prozent.
Viele Banken und Sparkassen liegen sogar noch darunter, bei einem Viertel der etwa 800 analysierten Institute wird Tagesgeld gerade einmal mit 0,25 Prozent verzinst - oder noch darunter.
"An vielen Sparerinnen und Sparern ist die Zins-Rallye komplett vorbeigelaufen", stellt Maier fest. "Wer bei der Hausbank bislang kaum Zinsen bekommt, kann angesichts der aktuellen Marktlage auch in Zukunft kaum noch mit größeren Sprüngen rechnen." Wer auf Tages- und Festgeld setzt, hat da nur die Möglichkeit, sich bei einer anderen Bank lukrativere Angebote zu suchen. © Deutsche Presse-Agentur
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