Jetzt ist es offiziell: Bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette Karstadt-Kaufhof sollen 62 der 172 Filialen und zwei Schnäppchencenter dicht gemacht werden. Rund 6.000 Mitarbeiter dürften ihre Stelle verlieren.
Bei der Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird es ernst: Insgesamt 62 der 172 Filialen und zwei Schnäppchencenter sollen geschlossen werden. Rund 6.000 der insgesamt 28.000 Mitarbeiter dürften dadurch ihre Arbeitsplätze verlieren. "Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden", sagte der GKK-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Freitag. Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele tausend Arbeitsplätze zu sichern.
Für die Schließungsfilialen bestehe angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive mehr, betonte Gleiwitz. Welche Filialen genau betroffen sind, darüber sollen die Mitarbeiter nach dpa-Informationen am (heutigen) Freitag um 14 Uhr informiert werden.
Schließung bei Karstadt-Kaufhof: Verdi will für Standorte kämpfen
Die Zahl der Filialschließungen fällt damit etwas geringer aus als zunächst befürchtet. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar signalisiert, dass im Zuge der Sanierung des ums Überleben kämpfenden Unternehmens bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten.
Die Gewerkschaft Verdi hofft jedoch, die Zahl der Schließungen noch weiter senken zu können. "Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Hier sei auch die Politik gefordert.
Noch offen ist weiterhin das Schicksal der Karstadt-Sport-Häuser. Hier gelten mehr als zwei Drittel der rund 30 Filialen als gefährdet. Und auch bei den Galeria Reisebüros werden drastische Einschnitte erwartet.
Erst am Donnerstagabend hatten sich das Unternehmen, der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich für Galeria Karstadt Kaufhof verständigt. Er sieht unter anderem vor, dass die gekündigten Mitarbeiter für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können. Als Erfolg wertete die Gewerkschaft, dass der vom Unternehmen ursprünglich geplante Abbau von zehn Prozent der Stellen in den verbleibenden Filialen vom Tisch sei. Außerdem bleibe der im Dezember 2019 vereinbarte Integrationstarifvertrag in Kraft.
Krise wegen Corona-Pandemie
Der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus begrüßte die Einigung mit den Arbeitnehmern. Jetzt müsse aber auch noch "zeitnah" eine befriedigende Lösung mit den Vermietern gefunden werden.
Galeria Karstadt Kaufhof war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Galeria Karstadt Kaufhof rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Auch in vielen Kommunen dürfte die Bekanntgabe der Schließungsfilialen mit großer Unruhe erwartet werden. Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebund warnte schon bei Bekanntwerden der ersten Schließungspläne im Mai vor der Gefahr einer Verödung vieler Innenstädte. "Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht irgendwer. Die Warenhäuser sind für viele Innenstädte systemrelevant", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gerade für viele strukturschwächere Innenstädte sei ein Verlust der Warenhäuser nach seiner Einschätzung kaum auszugleichen.
Die Gewerkschaft Verdi warnte damals, eine Schließungswelle bei Galeria Karstadt Kaufhof werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben. Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht. © dpa
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