Die deutschen Hopfenpflanzer haben dieses Jahr eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren und sehen den Grund im Klimawandel. Verbandspräsident Adi Schapfl sagte am Mittwoch in Nürnberg, die Ernte sei zwar gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf über 41 000 Tonnen gestiegen. Die Menge und die nach Alphasäuren bemessene Qualität lägen aber unter dem langjährigen Durchschnitt. Schuld sei der zu trockene Juli. Bewässerungsanlagen und neue Hopfensorten sollen langfristig Abhilfe schaffen.
Am Weltmarkt gibt es allerdings ein Überangebot an Hopfen und als Folge sinkende Preise. Die weltweite Hopfenernte sei um 9 Prozent auf 117 000 Tonnen gestiegen, aber "die hohen Bestände aus früheren Ernten belasten den Markt zunehmend", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbands, Pascal Piroué. Denn der Bierausstoß in Europa, Asien und Nordamerika sinke. Aus der Brauwirtschaft gebe es viele Anfragen, Lieferverträge für Hopfen zu stornieren.
Für nächstes Jahr werde ein weiterhin schwacher Biermarkt erwartet. "In der Folge haben die Notierungen für Spothopfen in der Ernte 2023 mit deutlich fallenden Preisen bereits erheblich reagiert", sagte Piroué. Russland als bisher wichtiger Abnehmer europäischen Hopfens dürfte zunehmend Selbstversorger werden. "Um den Markt wieder in die Balance zu bekommen, müsste die Fläche in allen Hauptanbaugebieten spürbar reduziert werden", sagte der Experte.
Rund 35 000 Tonnen oder fast ein Drittel des weltweit angebauten Hopfens stammt aus der zwischen München und Regensburg gelegenen Hallertau. Auch Tettnang am Bodensee und die Elbe-Saale-Region gehören zu den größeren Anbaugebieten.
Schapfl sagte, in den USA sei bereits ein Siebtel der Anbaufläche wegen der massiven Überversorgung mit Aroma-Hopfensorten gerodet worden. "Aktuell sehen wir auch einen deutlichen Preisverfall für deutsche Freihopfen", also die noch nicht schon mit Vertrag vorab verkauften Mengen. "Auch für die Hopfenfläche in Deutschland könnten Flächenreduzierungen die Konsequenz sein." © dpa
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