Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich auf steigende Krankenkassenbeiträgen einstellen. Schuld sind laut dem Verband der Betriebskrankenkassen gestiegene Kosten im Gesundheitssektor. Und es könnte sogar noch viel teurer werden, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.
Angesichts hoher Kostensteigerungen im Gesundheitswesen gibt es weitere Warnungen vor massiven Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. "Bereits für 2025 rechnen wir mit einem Zusatzbeitragssatz von mindestens 2,2 Prozent", erklärte am Montag der Betriebskrankenkassen-Dachverband BKK. "Nach 2025 wird der Zusatzbeitragssatz regelrecht explodieren, wenn nicht gegengesteuert wird", hieß es weiter.
Derzeit liegt der allgemeine Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung bei 14,6 Prozent. Hinzu kommt der von der Kasse abhängige Zusatzbeitrag, den das Bundesgesundheitsministerium für dieses Jahr mit durchschnittlich 1,7 Prozent angesetzt hat. Finanziert werden beide Bestandteile bei sozialversicherungspflichtig Erwerbstätigen jeweils zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Der Schätzerkreis – bestehend aus Expertinnen und Experten des Gesundheitsministeriums, des Bundesamts für Soziale Sicherung und des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung – schätzt immer im Oktober die Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung. Auf Basis der Schätzung legt das Gesundheitsministerium dann den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das Folgejahr fest.
"Die Schätzerkreisprognosen waren zu positiv, entsprechend ist der für 2024 angesetzte durchschnittliche Zusatzbeitragssatz zu niedrig", erklärte der BKK-Dachverband. Ein kostendeckender Zusatzbeitragssatz müsste demnach bereits im laufenden Jahr um mindestens 0,2 Prozentpunkte höher liegen. Der Verband wies darauf hin, dass deswegen zahlreiche Krankenkassen unterjährig die Zusatzbeiträge anheben. Tatsächlich lägen diese derzeit zwischen 0,7 und 3,3 Prozent.
Fianzieller Druck auf Krankenkassen könnte sogar noch stärker werden
"Die Schnelligkeit, mit der Prognosen über den Haufen geworfen werden müssen, und die aktuelle massive Spreizung der Zusatzbeitragssätze zeigen die entfesselte Ausgabendynamik in der GKV", erklärte BKK-Vorständin Anne-Kathrin Klemm. Dabei ist dem Dachverband zufolge die volle Kostenwirkung aktueller Gesetzesänderungen noch nicht einmal berücksichtigt, die den ohnehin hohen Druck auf den Zusatzbeitragssatz massiv noch verstärken werde.
Bei den Krankenkassen des BKK-Dachverbands stiegen nach dessen Angaben die Ausgaben im ersten Quartal 2024 um sieben Prozent verglichen mit dem ersten Quartal des Vorjahres. Vom Schätzerkreis erwartet worden sei nur ein Anstieg um 5,8 Prozent. Besonders auffällig war demnach der Kostenanstieg bei Krankenhausbehandlungen um 8,5 Prozent und bei der Arzneimittelversorgung um 9,1 Prozent. Die Beitragseinnahmen seien hingegen nur um 5,3 Prozent gestiegen.
Anfang August hatte bereits die Techniker Krankenkasse vor einem Anstieg der Kassenbeiträge auf insgesamt bis zu 20 Prozent bis Ende des Jahrzehnts gewarnt. Für das kommende Jahr sei ein Beitragsanstieg um 0,6 Prozentpunkte realistisch, hieß es.
Die Krankenkasse KKH hatte zum 1. August ihren Zusatzbeitrag außerplanmäßig von 1,98 Prozent auf 3,28 Prozent angehoben. Bei der Knappschaft gab es einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. Auch weitere Krankenkassen erhöhten ihre Zusatzbeiträge Anfang August teils deutlich. (afp/bearbeitet von thp)
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