Wegen des wachsenden Finanzierungsbedarfs des Deutschlandtickets könnte das Abo bald deutlich teurer sein als 49 Euro.

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Nach einer Prognose des Nahverkehrsverbands VDV ergibt sich für das kommende Jahr ein Bedarf von 4,09 Milliarden Euro - Bund und Länder sagten bislang aber nur eine Finanzierung in Höhe von drei Milliarden Euro zu. Der VDV entwickelte vor diesem Hintergrund das Szenario, den Ticketpreis auf 59 Euro zu erhöhen.

Das Deutschlandticket gibt es seit Mai. Es berechtigt für derzeit 49 Euro im Monat bundesweit zu Fahrten im Nah- und Regionalverkehr. Bund und Länder teilen sich die Kosten für das Deutschlandticket bis 2025 zu je 1,5 Milliarden Euro jährlich. Potenzielle Mehrkosten sollen ebenfalls je zur Hälfte übernommen werden - jedoch ist dieses Finanzierungsmodell lediglich bis Ende dieses Jahres gesichert.

Die Finanzierung des 49-Euro-Tickets beherrscht seit Wochen die Debatte über die Zukunft des Abos. Die Länder forderten zuletzt Finanzzusagen vom Bund, dieser wiederum verwies auf nötige Einsparungen in den Ländern.

Der VDV drängte Bund und Länder nun zu einer sofortigen Einigung bei der Frage der künftigen Finanzierung. Die öffentliche Debatte darüber sei "nicht zumutbar" und "aus unternehmerischer Sicht hochgradig unklug".

Sie gefährde "massiv die wirtschaftliche Situation der Verkehrsunternehmen und damit die weiteren Entwicklungen des Tickets", erklärte der Verband. "Bund und Länder müssen bis Ende September nicht nur gegenteilige Positionen diskutieren, sondern eine Lösung für die Kostenübernahme präsentieren."

"Wir brauchen eigentlich bis zum 01. Oktober eine klare Zusage von Bund und Ländern, wie die gesamten Kosten der Branche im Zuge des Deutschland-Tickets auch im kommenden Jahr finanziert werden sollen", führte Verbandschef Oliver Wolff aus.

Andernfalls könnten Verkehrsverbünde und Unternehmen keine verlässliche Planung für 2024 vorlegen. Das Ticket sei "kein politisches Spielzeug", sondern ein Tarifprodukt, von dem auch die Fahrgäste Verlässlichkeit erwarteten. Es sei auch "selbstverständlich", dass ein "von der Politik bestelltes Ticket vollständig bezahlt werden muss".

In einem Papier des VDV mit verschiedenen Szenarien, das AFP am Dienstag vorlag, präzisierte der Verband den Bedarf für das kommende Jahr. Darin ist unter anderem die Rede davon, dass die monatliche Kündbarkeit des Tickets "intensiver als prognostiziert genutzt" werde. Insgesamt führe die Preissenkung für viele Nahverkehrsgäste "zu spürbaren Mindereinnahmen (der Unternehmen) im bestehenden Tarifsortiment".

Als mögliches Szenario nennt der VDV nun eine Preiserhöhung auf 59 Euro pro Monat. Das werde zu geringeren Verkaufszahlen, aber höheren Einnahmen führen - der VDV geht in diesem Szenario von zusätzlichen 100 Millionen Euro pro Monat aus.

Der Linken-Verkehrspolitiker Victor Perli erklärte zu den bekannt gewordenen Überlegungen, eine Erhöhung des Ticketpreises "wäre ein Debakel für die Millionen von Menschen, die sich schon das 49-Euro-Ticket gerade so oder gar nicht leisten können". Busse und Bahnen müssten "günstiger werden, nicht noch teurer". Bund und Länder stünden in der Pflicht, die Finanzierung dafür sicherzustellen.  © AFP

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