Der Autohersteller Fiat Chrysler und der französische Opel-Mutterkonzern PSA haben Fusionsgespräche bestätigt. Bei einem Zusammenschluss würden die Autobauer zum viertgrößten Hersteller weltweit werden. Im Juni war die Fusion von Fiat Chrysler und Renault gescheitert - die französische Regierung könnte auch jetzt wieder Einspruch erheben.
Der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler (FCA) hat Gespräche mit dem französischem Opel-Mutterkonzern PSA über einen möglichen Zusammenschluss bestätigt.
"Es gibt laufende Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen", schrieb FCA in einer kurzen Mitteilung am Mittwochmorgen. Gegenwärtig habe man nichts weiter hinzuzufügen, hieß es darin. Eine gleichlautende Mitteilung gab es von PSA. Eine Pressekonferenz sei zunächst nicht geplant.
Druck auf Autohersteller wächst
Das "Wall Street Journal" hatte am Dienstag berichtet, Fiat Chrysler und der PSA wären an der Börse rund 50 Milliarden Dollar (45 Mrd Euro) wert. Peugeot-Chef Carlos Tavares soll den Konzern nach Angaben des Blattes als Vorstandsvorsitzender führen, der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde dieselbe Rolle bei dem neuen Unternehmen einnehmen.
PSA führt auch die Traditionsmarken Peugeot und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach. Autohersteller stehen unter einem riesigen Druck, denn sie müssen in autonome Autos und Elektromobilität investieren.
Frühere Verhandlungen mit Renault scheiterten
Fiat Chrysler wollte sich bereits zuvor mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss überraschend zurück.
Die Schuld für das Scheitern schoben sich Renault und FCA dann gegenseitig zu. Fiat Chrysler erklärte, der französische Autobauer habe die Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche verzögert - Hersteller Renault, an dem der Staat 15 Prozent der Anteile hält, sagte, der italienische-amerikanische Konzern habe Druck gemacht und zudem nicht auf die ausdrückliche Zustimmung des japanischen Partners Nissan warten wollen.
Traditionshersteller Opel wieder profitabel
An der Börse hatten Gerüchte bereits am Dienstagabend für kräftige Kursbewegung gesorgt. Die Aktien von FCA waren am Dienstag mit einem Plus von 7,5 Prozent aus dem US-Handel gegangen.
PSA-Chef Tavares gilt in der Branche als ein harter Sanierer. Vor gut zwei Jahren hatte PSA den deutschen Traditionshersteller Opel übernommen, der unter der Führung von General Motors (GM) lange rote Zahlen geschrieben hatte.
Opel wird von den Franzosen auf Effizienz getrimmt und arbeitet wieder profitabel, beschäftigt aber deutlich weniger Mitarbeiter. So wurde das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim teilweise an den Dienstleister Segula verkauft.
Französische Regierung könnte Fusion scheitern lassen
Der 1899 gegründete Autohersteller Fiat - eines der wichtigsten Unternehmen der italienischen Wirtschaftsgeschichte - war 2014 in der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufgegangen.
Die italienische Zeitung "La Repubblica" warnte am Mittwoch, dass die französische Regierung, wie schon bei der gescheiterten Fusion mit Renault, das Projekt gefährden könnte.
"In Frankreich ist die Regierung dieselbe geblieben, und sie ist Aktionärin bei Peugeot, wie sie es bei Renault war. Was hat sich geändert?", fragte das Blatt. Möglicherweise sei die Regierung in Paris dieses Mal zurückhaltender in ihren Anforderungen. (sus/dpa)
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