Die Abhängigkeit der deutschen Industrie von ausländischen Zulieferern ist ungeachtet der politischen Rufe nach größerer Resilienz seit 2020 sogar noch leicht gestiegen. Zu diesem Fazit kommt das Prognos-Institut in einer am Mittwoch veröffentlichten neuen Studie. Die direkte Importabhängigkeit habe sich trotz steigender Risiken grundsätzlich wenig verändert, in den meisten Branchen aber leicht erhöht, resümieren die Autoren. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.
China ist laut Studie im Schnitt aller Branchen die wichtigste Bezugsquelle für Vorprodukte und Teile, gefolgt von den USA und Frankreich. Nach dem Wert der importierten Vorprodukte aus aller Welt betrachtet, liegt die Autoindustrie mit 62 Milliarden Euro an der Spitze. Die Plätze zwei und drei belegen Chemie und Maschinenbau mit jeweils 37 Milliarden Euro.
Eine "kritische Importkonzentration" mit wenigen Lieferländern sehen die Autoren jedoch vor allem in Branchen, die eher einfache Vorprodukte importieren. Dazu gehören laut Studie Landwirtschaft, Nahrungsmittel, Bergbau, Holzverarbeitung und Textilien. Auto und Maschinenbau haben der Prognos zufolge weniger anfällige Lieferketten, da diese zwei Zweige Vorprodukte und Teile aus vielen verschiedenen Ländern beziehen.
Doch auch in einigen Kernbranchen inklusive Chemie, außerdem Pharma, Datenverarbeitung, Elektronik und Optik, sind "Zahl und der Anteil von Vorleistungs-Gütergruppen mit einer kritischen Importkonzentration ohne inländische Ausweichmöglichkeit groß", wie es in der Untersuchung heißt.
Eine hohe Importabhängigkeit von einzelnen Ländern bei Lieferausfällen könne zu empfindlichen Störungen in den industriellen Produktionsabläufen führen. "Mittelfristig führt aber an einer weiteren Diversifizierung kein Weg vorbei", kommentierte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt, und forderte dafür politische Unterstützung in Form von Freihandelsabkommen und Rohstoffpartnerschaften. © dpa
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