- Nach dem Suizid eines Robinhood-Nutzers hat die Familie des Opfers den US-Finanzdienstleister verklagt.
- Alex K. hatte noch zu Schulzeiten einen Account eröffnet und eines Tages ein Minus von über 730.000 Dollar vorgefunden.
- Laut Robinhood sei die Kommunikation "tragischerweise" missverständlich gewesen - Alex K. habe niemandem Geld geschuldet.
Nach dem Suizid eines jungen Nutzers der App Robinhood hat die Familie des Opfers den US-Finanzdienstleister verklagt.
Robinhood ziehe mit "aggressiven Taktiken und Strategien" junge unerfahrene Investoren an, damit diese "große Risiken für den Reiz verlockender Gewinne aufnehmen", heißt es in der am Montag in Santa Clara im Bundesstaat Kalifornien eingereichten Klage.
Der 20-jährige Alex K. hatte sich im Juni vergangenen Jahres das Leben genommen.
Robinhood zuletzt wegen Gamestop-Turbulenzen in den Schlagzeilen
Robinhood mit Sitz im Silicon Valley ist eine besonders für Kleinanleger gedachte Handelsplattform, auf der Nutzer schon mit wenig Geld in Finanzprodukte investieren können.
Der Broker war zuletzt im Zusammenhang mit den Börsen-Turbulenzen rund um Gamestop in die Schlagzeilen geraten.
Es gab Kritik an Robinhood, weil das Unternehmen nach den durch Kleinanleger ausgelösten Kursanstiegen den Kauf der Aktien von Gamestop und weiterer Unternehmen eingeschränkt hatte.
Alex K. eröffnete Account noch zu Schulzeiten
Alex K. hatte noch zu Schulzeiten einen Robinhood-Account eröffnet und später wild mit Finanzprodukten und Optionen gehandelt und spekuliert. Eines Tages fand er seinen Account bei der App in den roten Zahlen vor - dort stand ein Minus von über 730.000 Dollar (rund 600.000 Euro).
Er schuldete dem Unternehmen dieses Geld zwar nicht, sei aber zu unerfahren gewesen, um die Mitteilung zu verstehen, heißt es in der Klage, die seine Eltern und seine Schwester einreichten.
Anrufe bei Kundendienst halfen nicht weiter
Der junge Mann aus Illinois habe anschließend mehrfach versucht, den Kundendienst von Robinhood zu kontaktieren, jedoch nur automatische Antworten erhalten. Er sei schließlich in "komplette Panik" verfallen, weil er dachte, er müsse die komplette Summe an Robinhood zurückzahlen.
Seine Familie macht Robinhood für den Tod des Mannes verantwortlich und wirft dem Unternehmen unfaire Geschäftspraktiken vor.
Der Finanzdienstleister vermarkte seine Plattform "wie ein Videospiel" und suggeriere, dass Aktienhandel und Optionen "lustige Wege" seien, um Geld zu machen und sogar reich zu werden, monieren die Kläger. Sie verlangen Entschädigung, die Höhe der geforderten Summe blieb aber unbekannt.
Robinhood "erschüttert" vom Tod des jungen Mannes
Robinhood erklärte über eine Sprecherin, das Unternehmen sei bereits damals "erschüttert" vom Tod des jungen Mannes gewesen. "Tragischerweise" sei die Kommunikation missverständlich gewesen, denn Alex habe niemandem Geld geschuldet.
Robinhood habe in der Folge sein Angebot überarbeitet - vor allem mit mehr Hinweisen an die Nutzer. Robinhood solle weiterhin ein Ort bleiben, an dem Nutzer "verantwortungsvoll investieren" können.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 08 00/ 11 10 - 111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz). © AFP
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