Licht ausschalten, Standby-Modus an, so geht Energie-Sparen. Oder? Nicht nur. Auch mit dem neuen T-Shirt, dem Deo und dem Druckerpapier lässt sich eine Menge Strom sparen und das Klima schützen.
Wie das gehen soll? Nur so viel sei verraten: Blaue Engel, Online-Shopping und alte hässliche Schmuckstücke spielen dabei eine wichtige Rolle. Hier sind die acht Lifestyle-Artikel, mit denen Sie nicht nur sich sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun.
Klima-Klamotten
Wie viel brauchen wir davon?
Insgesamt kauft jeder Deutsche pro Jahr rund 20 Kilo Kleidung. Rechnet man anderen Stoff wie Bettwäsche oder Tischdecken dazu, können es sogar noch um einiges mehr werden. Damit sind wir wieder einmal Weltspitze.
Was ist schlimm daran?
Doch wieso ist die Kleidung so ein Energiefresser? In der Produktion von Stoff werden Unmengen Wasser verbraucht, 90 Prozent der benötigten Chemikalien werden ins Grundwasser gespült und es gibt immer wieder zahlreiche Tote und Vergiftungen bei den Arbeitern
Aber was kann ich da tun?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Flachs und Leinen sind unbedenklicher als andere Stoffe. Wenn es denn Kunstfaser sein muss, kaufen Sie Polyamid – das ist die umweltverträglichste dieser Fasern. Vorsicht bei "Bio", "Natur" und "Öko" auf den Schildchen. Die Bezeichnungen sind nicht geschützt und so darf sich grundsätzlich alles so nennen.
Verlässlich sind dagegen: "Natur textil" und "Ökotext-Standard 100" (verspricht, dass gesundheitsgefährdende Stoffe fehlen) oder noch besser "Ökotext-Standard 1000" (Belastung, Abfälle und Energieaufwand sind hier unbedenklich). Super-Sauber ist dann "Ökotext-Standard 100+", der die beiden anderen vereint – allerdings gibt es weltweit nur 30 Hersteller, die dieses Siegel führen.
Klima-Kosmetik
Wie viel brauchen wir davon?
Immerhin 12,6 Milliarden geben wir jährlich für Kosmetik aus. Der Deo-Markt ist im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gewachsen, nur die Herren-Kosmetik ist leicht rückläufig. Pro Kopf geben wir 153 Euro pro Jahr für Cremes und Co. aus.
Was ist schlimm daran?
Die Nitro-Moschusverbindungen, die in sehr vielen Produkten stecken, sind kaum abbaubar. Im Haarspray sind sogar 95 Prozent des Inhaltes Lösungs- und Treibmittel, das in der Herstellung Unmengen Energie verbraucht und die Umwelt schädigt. Für das benötigte Palmöl werden indonesische Urwälder gerodet und Heil- und Duftpflanzen werden so intensiv gesammelt, dass einige schon kurz vor der Ausrottung stehen.
Aber was kann ich da tun?
Leider gilt auch hier wieder: "Bio" ist keine Lösung. Doch es gibt trotzdem viel, was man tun kann. Mehrweg-Pumpzerstäuber statt Spraydosen und Zahnbürsten mit auswechselbarem Kopf sind schon einmal ganz einfache Tipps. Was die Inhaltsstoffe angeht, enthüllt beispielsweise die Zeitschrift "Ökotest" immer wieder die Zutaten.
Bei Deo-Sprays und -rollern kann man auf den "Blauen Engel" achten. Verlässlich ist außerdem noch das Zeichen "Kontrollierte Naturkosmetik": Künstliche Moschusverbindungen, Paraffine und Erdölprodukte werden weggelassen, dafür greifen die Hersteller auf weitgehend ökologisch angebaute Rohstoffe zurück.
Klima-Blumen
Wie viel brauchen wir davon?
Und schon wieder ist Deutschland Spitzenreiter: Mit vier Milliarden Euro für 1,5 Tonnen Frischblumen im Jahr sind wir größter Importmarkt weltweit.
Was ist schlimm daran?
Die Export-Länder. So kommt der Großteil der Blumen aus Kolumbien, wo die Bedingungen zu wünschen übrig lassen: Sowohl was die Energie, als auch die Umweltbelastung und die Arbeitsbedingungen angeht.
Aber was kann ich da tun?
Zum Beispiel auf das Gütesiegel FLP achten, was "Flower Label Programme" bedeutet. Dieses gewährt Mindestlöhne, vermeidet Pestizide, Dünger und Chemikalien und duldet keine Kinderarbeit. Auf www.fian.de finden sich dazu weitere Informationen. Bei vielen Gärtnereien gibt es außerdem selbst gepflanzte Bio-Blumen, die Nützlinge die Arbeit der Pestizide verrichten lassen. Großes Klima-Plus hier: Es werden Arten angepflanzt, die wenig bis keine zusätzliche Wärme brauchen – im Gegensatz zu den hunderten importierten exotischen Exemplaren.
Klima-Handy
Wie viel brauchen wir davon?
Knapp 63 Millionen Mobiltelefone besitzen alle Deutschen zusammen, sogar jedes zweite Kind hat mittlerweile ein Handy. Eine Milliarde Kilowattstunden Strom fressen die Mobilfunknetze jährlich.
Was ist schlimm daran?
Zur Herstellung wird Coltan benötigt, eine der wenigen Lagerstätten befindet sich im Kongo. Gewaltsame Auseinandersetzungen um den Stoff zerstören dort die Umwelt und gefährden Tierbestände. Außerdem werden zur Herstellung der kleinen Telefone extrem viele Rohstoffe, Wasser und Energie benötigt. Da die Handys schnell veralten und immer das Neueste her muss, sind sie bald Elektronikschrott.
Aber was kann ich da tun?
Lieber Hochwertiges und Langlebiges kaufen, was sich leicht reparieren lässt. Auch bei PC und anderen Elektronik-Geräten kann man tätig werden. Energiesparmodus einschalten und nur Geräte kaufen, die genau die Anforderungen erfüllen, die man benötigt. Je mehr Leistung, desto mehr Rohstoffe und Energie verbraucht das Gerät schon in der Produktion.
Klima-Papier
Wie viel brauchen wir davon?
Über 200 Kilo Papier verbraucht jeder Deutsche im Jahr und das ist, wenn überhaupt, zwei mal recycelt. Möglich wären sechs bis sieben Recycling-Vorgänge, ohne dass das Papier deshalb braun sein muss.
Was ist schlimm daran?
Tropenwald wird abgeholzt und ein wichtiger Lebensraum geht verloren, ebenso wie ein wichtiger Stabilisator für unser Klima. Es würde weitaus weniger Energie verbraucht, wenn nicht Tropenhölzer transportiert und verarbeitet würden, sondern das bereits hier vorhandene Altpapier genutzt würde.
Aber was kann ich da tun?
Vorsicht Falle! Fallen Sie nicht auf das Zeichen "Schützt den Tropenwald" herein – es bedeutet lediglich, dass für das Papier die Bäume in nördlichen Wäldern sterben mussten. Auch die Bezeichnung "Holzfrei" ist nicht wirklich aussagekräftig: Es bedeutet nur, dass im Papier kein störender Holzstoff enthalten ist – für diese Methode wird aber überdurchschnittlich viel Holz verbraucht.
Achten Sie lieber auf den "Blauen Engel" – und darauf, dass Sie selbst Papier und damit Holz und Geld sparen. Drucken Sie nicht alles aus, kleben Sie einen "Keine Werbung"-Aufkleber auf den Briefkasten, überweisen und bestellen Sie im Internet. So können Sie auch Ihre ganz persönlichen jährlichen 100 Kilo Papiermüll reduzieren
Klima-Gold
Wie viel brauchen wir davon?
Seit 1980 hat sich die weltweite Förderung verdreifacht, heute werden jährlich rund 2600 Tonnen gefördert, fast alles wird zu Schmuck verarbeitet, der technische Bedarf ist gering.
Was ist schlimm daran?
Allein in den Amazonas fließen deshalb jedes Jahr 100 Tonnen Quecksilber, das zum Auslösen benötigt wird. Die ebenfalls nötigen Cyanid-Lösungen stehen nach dem Prozess in Becken, die der ganzen Umgebung tödliche Folgen bescheren. Da außerdem eine Tonne Erdreich bearbeitet werden muss, um drei Gramm Gold zu bekommen, gehen in den Abbaugebieten – vor allem Südafrika – ganze Landstriche verloren.
Aber was kann ich da tun?
Leider ist es schwer, die wahre Herkunft von Gold zu erfahren, selbst die Händler wissen da oft nicht Bescheid. Doch hier kann man sehr viel ausrichten, wenn man einem neuen Trend folgt: Dem Umschmelzen. So werden alte unansehnliche Stücke in eine neue Form gebracht, das ist individueller, ganz nach den eigenen Vorstellungen von Goldschmied geschaffen und das Schmuckstück ist für den Besitzer persönlich viel mehr wert. Und dabei ist auch noch Natur und Menschen geholfen.
Klima-Holz
Wie viel brauchen wir davon?
20 Millionen Hektar Regenwald werden jährlich abgeholzt – um dann hierzulande unter anderem als Toilettensitze und Bilderrahmen zu enden.
Was ist schlimm daran?
Tiere und Urvölker werden aus ihrem Umfeld vertrieben, die Sauerstoff produzierenden wichtigen Wälder verschwinden und Energie geht bei der tausende Kilometer langen Reise der Hölzer in Mengen verloren
Aber was kann ich da tun?
Das Problem ist, dass Zertifikate so gut wie immer wertlos sind. Und Achtung: Nicht nur Mahagoni und Teak, sondern auch die unbekannteren Arten Meranti, Balau und Irroko sind Tropenhölzer. Oft werden sie mit der Beschreibung "Buche dekor" getarnt. Weder das Label des malayischen Holzzertifizierungsrats noch das der Myanmar Timber Enterprise oder das "PEFC"-Zeichen sind zuverlässig. Getestet wird derzeit das Siegel des Forest Stewardship Councils FSC. Es hat den Anspruch höchster ökologischer und sozialer Standards.
Klima-Tausch
Doch muss man überhaupt immer kaufen? Am energie- und geldsparendsten sind Mieten, Leasen und gemeinsames Nutzen. Die in der Landwirtschaft üblichen Maschinenringe gründen sich in Großstädten als "Tauschringe", die sich statt Mähdreschern Bierbänke, Bohrmaschinen und Dampfstrahler teilen. Auch Heimwerkermärkte bieten oft einen solchen Leihservice an. Die wohl bekannteste Art, Geräte zu teilen, ist der Waschsalon: Dort läuft eine Waschmaschine in ihrem Leben zehn mal so oft wie eine eigene.
(Quelle: Andreas Schlumberger: 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Welt zu retten und wie Sie dabei Geld sparen. Heyne Verlag)
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