Viele Finanzprodukte werben damit, auf erneuerbare Energien oder umweltfreundliche Technologie zu setzen. Doch nicht immer ist die Geldanlage so nachhaltig, wie das Etikett die Kunden glauben lässt. Die Schweizer Großbank UBS will das ändern, mit einer Art Bio-Siegel für Fonds und Co. Staatliche Regulation lehnt sie vorerst ab.
Die Schweizer Großbank UBS will Qualitätsstandards für nachhaltige Investments ohne Beteiligung von Aufsehern auf die Beine stellen.
"Bevor eine große Regulierungsmaschinerie losgetreten wird, sollte die Industrie versuchen, sich selbst auf Definitionen und Kriterien zu einigen - und letztlich auch Produkte, die gegen diese Regeln verstoßen, als nicht nachhaltig zu brandmarken", sagte UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber im Interview der Nachrichtenagentur dpa-AFX am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Sollte es zu Marktversagen kommen, muss man über Regulierung nachdenken. Aber ich finde, dass Regulierung dieses entstehenden Marktes nur die zweitbeste Wahl ist."
Investitionen aus Privatwirtschaft gefragt
Die UBS gehört zu den größten Vermögensverwaltern weltweit. Die Bank sieht aber beim Beitrag privater Investitionen zu den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen bis 2030 ein deutliches Defizit.
Pro Jahr würden 2 bis 7 Billionen US-Dollar zusätzlich an privaten Investitionen benötigt, um Ziele wie Armutsbekämpfung und Umweltschutz wie angestrebt zu erreichen, hieß es von der Bank zum Treffen von Wirtschaftslenkern und Politikern in den Schweizer Alpen.
"Die Vereinten Nationen haben sich notwendigerweise sehr ambitionierte Ziele gesetzt, sowohl was das Klimaabkommen in Paris betrifft, als auch was die Entwicklung von nachhaltigen Investments betrifft", sagte der ehemalige Chef der Bundesbank. "Diese Märkte existieren bisher nur sehr unzureichend und in rudimentärer Form."
Häufiger Etikettenschwindel
Für Privatkunden entstehen derzeit immer mehr Geldanlage-Produkte wie zum Beispiel Fonds, die damit werben, nur auf erneuerbare Energien und umweltfreundliche Technologien zu setzen - oder erklären, Firmen auszuschließen, die ihr Geld mit Waffen, Alkohol oder Tabak verdienen.
Bei genauer Betrachtung halten viele Produkte die hohen Standards, die sie sich auf die Fahnen schreiben, laut UBS nicht ein.
Insofern müssten die Akteure in einem sich gerade entwickelnden Markt hohe Standards setzen, sagte Weber. "Sie kennen das zum Beispiel in Deutschland aus der Ernährungsindustrie, wo es ein Bio-Label gibt. Und für diese Bio-Siegel gibt es gewisse Anforderungen, die nachhaltige Nahrungsmittel erfüllen müssen, um das Label zu bekommen. Beim Bereich nachhaltiges Investments ist es genau dasselbe - sie brauchen klare Kriterien, sie brauchen eine Marktinfrastruktur, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist", forderte Weber. (dpa/mcf)
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