Die Zahl der Baugenehmigungen befindet sich weiter im Sinkflug: Im August wurde der Bau von 19.300 Wohnungen genehmigt - das waren 31,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.
In den ersten acht Monaten des Jahres sank die Zahl der Baugenehmigungen damit im Jahresvergleich um 28,3 Prozent. Bauindustrie, Handwerk und Wohnungswirtschaft zeigten sich alarmiert und erinnerten an die Versprechen des Baugipfels Ende September.
Die Genehmigungen im August entsprechen dem Niveau von Anfang 2014. Grund für den anhaltenden Absturz sind weiterhin vor allem die steigenden Baukosten sowie schlechtere Finanzierungsbedingungen, wie das Statistikamt betonte.
Die Preise für den Neubau von Wohngebäuden waren im August im Jahresvergleich um 6,4 Prozent höher, die Preise für Baumaterialien waren im ersten Halbjahr fast durchgängig höher als vor der Energiekrise, besonders Zement, Frischbeton und Bausand waren deutlich teurer.
Die Ergebnisse, die das Statistikamt in Wiesbaden am Mittwoch veröffentlichte, umfassen sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Die Zahlen für Niedersachsen lagen noch nicht vor und wurden geschätzt. Den Angaben zufolge gab es bei allen Gebäudearten außer den Wohnheimen "deutliche Rückgänge".
Die Genehmigungen für Wohnungen in Zweifamilienhäusern gingen in den ersten acht Monaten besonders stark zurück (minus 52,5 Prozent). Die Zahl der genehmigten Einfamilienhäuser sank um 37,8 Prozent. Bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern - der Gebäudeart mit den meisten Wohnungen - sank die Zahl der Genehmigungen im Zeitraum von Januar bis August um 28,0 Prozent. Lediglich die Zahl der Wohnungen in Wohnheimen nahm zu, um 700 oder 13,5 Prozent.
Die beteiligten Branchen verwiesen auf den Wohnungsbaugipfel kürzlich im Kanzleramt. "Noch immer warten wir auf ein deutliches Signal für den Wohnungsbau", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Sollte die Regierung nicht über die angekündigten Mittel hinaus weitere Initiativen ergreifen, "wird die Wohnungsnot zu einem der drängendsten politischen Probleme des kommenden Jahres". Es fehle bezahlbarer Wohnraum und Deutschland werde so auch nicht attraktiv für die Fachkräfteeinwanderung.
Auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, betonte, nun "sollte allen klar sein, dass die auf dem Wohnungsbaugipfel angekündigten Maßnahmen zügig umgesetzt werden müssen". Am wichtigsten sei es, dass der sogenannte EH-55-Standard für den Wohnungsbau gefördert werde, "damit die Nachfrage in Gang kommt".
Ende September hatte sich die Regierung im Kampf gegen den Wohnungsmangel bei einem Baugipfel auf ein Maßnahmenpaket geeinigt. Darin vorgesehen ist unter anderem der Verzicht auf die geplante Verschärfung der Energiestandards bei Neubauten. Eigentlich sollte der neue Energieeffizienzstandard EH-40 ab Anfang 2025 vorgeschrieben werden, darauf wird nun verzichtet. Außerdem soll es mehr Geld für Familien auf dem Weg ins Eigenheim geben.
Der Präsident des Wohnungswirtschaftsverbands GdW, Axel Gedaschko, erklärte zu den Zahlen des Statistikamts, es könne nicht sein, "dass wir uns an diesen Absturz für das Wohnen gewöhnen". Es stehe der soziale Frieden auf dem Spiel. Überfällig sei etwa eine Zinsverbilligung. © AFP
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