Die Griechen stürmen die Geldinstitute. Seit Beginn der Woche hat sich das Tempo der täglichen Abhebungen verdreifacht. Insgesamt hoben die Menschen an nur drei Tagen Einlagen von insgesamt zwei Milliarden Euro ab. Geht den Banken nun tatsächlich noch das Bargeld aus?

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Die Griechen haben Angst. Angst vor einer Pleite ihres Landes. Angst, dass ihr Erspartes schon bald nichts mehr wert sein könnte. Seit Montag stürmen sie die Bargeldautomaten, um ihre Einlagen in Sicherheit zu bringen.

Wie viel Geld haben die Griechen schon abgehoben?

Unglaubliche zwei Milliarden Euro, die sie zuvor bei der Bank deponiert hatten, haben die Griechen in nur drei Tagen von ihren Konten geräumt. Dies entspricht einem Anteil von rund 1,5 Prozent des gesamten Guthabens von privaten und Firmenkunden bei griechischen Geldinstituten. Erschreckend ist auch das Tempo der täglichen Abhebungen, das sich in den drei ersten Tagen dieser Woche verdreifacht hat.

Wie ernst ist die Situation wirklich?

Sehr ernst. Denn wenn den Banken das Geld ausgeht, und dies könnte schon am Wochenende der Fall sein, dann kommt die Wirtschaftsaktivität zum Erliegen. Um dies zu verhindern, hat der geldpolitische Rat der Europäischen Zentralbank Medienberichten zufolge am Freitagmittag eine Not-Telefonkonferenz abgehalten und die Notfinanzierung erneut aufgestockt. Bereits seit längerem erlaubt die EZB der griechischen Notenbank, die Geldhäuser mit sogenannten Ela-Notkrediten am Leben zu halten. Nun habe diese um eine weitere Erhöhung um mehr als drei Milliarden Euro gebeten, heißt es. Erst am Mittwoch hatte die EZB eine weitere Erhöhung der ELA-Notkredite um 1,1 Milliarden auf 84,1 Milliarden Euro bewilligt. "Es ist nicht mehr 5 Minuten vor 12, sondern 5 Sekunden vor 12", heißt es aus Zentralbankkreisen.

Wie kann einen Bankensturm noch verhindert werden?

Angesichts der erstarrten Verhandlungen mit Griechenland haben sich die Europartner auf einen Notfallplan für Athen verständigt. Dieser sieht vor, am Wochenende die Kontrolle des griechisch-europäischen Zahlungsverkehrs vorzubereiten. Die Banken in Griechenland blieben dann zunächst einige Tage geschlossen und der Onlinetransfer würde unterbrochen werden. Nach der Wiedereröffnung könnten tägliche Abhebungen an Geldautomaten und der elektronische Zahlungsverkehr im Inland auf kleinere Beträge begrenzt sowie der ins Ausland verhindert werden.

Voraussetzung für diese Regelung ist allerdings, dass die griechische Regierung ein Sondergesetz verabschiedet, da der freie Waren- und Geldverkehr ein Grundprinzip der Europäischen Union ist. Sollte Athen sich weigern, bliebe den Euro-Ländern als allerletzte Möglichkeit, Griechenland im Zahlungssystem zu isolieren.

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