Der ehemalige griechische Finanzminister Gianis Varoufakis hat offenbar versucht, das eigene Ministerium zu hacken. Einem Medienbericht zufolge wollte er so Steuerdateien seines eigenen Landes kapern - um ein paralleles Zahlungssystem aufzubauen. Dies geht aus einem Mitschnitt einer Telekonferenz hervor. Worum handelt es sich genau um den von Varoufakis genannten Plan B, von dem er kürzlich sogar in einem CNN-Interview sprach? Was steckt dahinter und wer wusste davon?

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Es klingt wie ein Wirtschaftskrimi: Fünf Männer der Griechischen Regierung, darunter der Ex-Finanzminister Gianis Varoufakis, sollen einen Hacker einer US-Elite-Uni beauftragt haben, das Finanzministerium zu hacken. Der Studienfreund von Varoufakis, inzwischen Professor der Columbia-Universität in New York, soll sich in das Datensystem der obersten Steuerbehörde Griechenlands eingeklinkt haben, um unzählige Steuerdaten zu stehlen. Der Grund: Da die Behörde zum Zeitpunkt unter der Kontrolle der europäischen Gläubiger stand, hätte die griechische Regierung unter normalen Umständen keinen Zugriff auf die Daten gehabt.

Was hat Varoufakis mit dem Hacker-Angriff beabsichtigt?

Ziel der ganzen Aktion war es offenbar, an die Steuerdaten und insbesondere die Steueridentifikationsnummern griechischer Bürger und Unternehmen heranzukommen. Den geheimen Plänen zufolge hätten die Steuerzahler in einer zweiten Phase eine PIN-Nummer erhalten sollen. Mit dieser hätten sie auch dann noch Zahlungen abwickeln können, falls die Europäische Zentralbank die Nothilfen an die griechischen Banken einstellen würde. In diesem Falle hätten die Geldhäuser dann schließen müssen. "Es braucht ein paralleles Zahlungssystem, das die Wirtschaft für eine Weile am Laufen erhält und der Bevölkerung des Gefühl gibt, dass der Staat die Kontrolle hat und es einen Plan gibt", soll Varoufakis in dem Gespräch gesagt haben.

Die Währung wäre weiterhin der Euro gewesen, so Varoufakis. Aber "per Knopfdruck" hätte man das System auf die Drachme umstellen können.

Wieso wird das ausgerechnet jetzt bekannt?

Die Athener Sonntagszeitung "Kathimerini" hatte die Hacker-Pläne in seiner Sonntagsausgabe veröffentlicht. Ihr liegt ein Mitschnitt eines Gesprächs vor, dass der ehemalige Finanzminister Gianis Varoufakis am 16. Juli – also mehr als eine Woche nach seiner Ablösung – bei einer Telefonkonferenz mit mehreren Hedgefonds-Managern geführt haben soll. Darin habe er ganz offen über die Pläne gesprochen.

Laut Varoufakis habe ihn Alexis Tsipras bereits Ende vergangenen Jahres – noch vor seinem Amtsantritt – mit einem Geheimplan für den Euro-Austritt beauftragt.

Was sagt Varoufakis zu den Anschuldigungen?

Bereits in der Runde der Analysten hatte der ehemalige Minister gesagt, dass er, sollten jemals Inhalte an die Öffentlichkeit dringen, alles dementieren würde. Auf Twitter schrieb er: "Also ich hatte vor, die Steuerdaten der griechischen Bürger zu hacken? Ich bin beeindruckt von der Fantasie meiner Verleumder."

Dem britischen "Telegraph" allerdings gab er gestern doch noch eine Stellungnahme ab. Er gab zu, dass die Zitate richtig seien, jedoch verzerrt dargestellt würden. Er habe nicht von Anfang an eine Rückkehr zur Drachme geplant.

Dass Varoufakis während seiner Zeit als Finanzminister eine Alternativstrategie verfolgt hatte, hatte er bereits in der vergangenen Woche in einem CNN-Interview bekannt gegeben: "Wir hatten einen Plan B. Wir im Finanzministerium haben ihn entwickelt." Dieser sei allerdings nie in die Tat umgesetzt worden – weil er von seinem Regierungschef ausgebremst worden sei. "Ich bekam kein grünes Licht, den Knopf zu drücken", sagte er dem Nachrichtensender.

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