Gestatten? Das ist das neue "Bike Eco System" von ZF: Mit dem neuen CentriX getauften Antrieb haben die Friedrichshafener wohl das Motoren-Highlight der Eurobike 2024 in petto. Die Details? Haben wir!

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Etwas größer als eine 0,33er-Cola-Dose und dennoch stärker als Bosch CX und Shimano EP8: Mit dem CentriX-Motor attackiert Getriebe-Riese ZF die großen Motorenhersteller und will Light-E-Bikes mit dickem Drehmoment möglich machen.

Kurz & knapp: ZF Bike Eco System

  • 48-Volt-Antriebssystem aus Motor, Batterien und App
  • Der neue ZF-Motor hört auf den Namen "CentriX"
  • und hat wahlweise 90 oder 75 Nm Drehmoment
  • 600 oder 450 Watt Spitzenleistung (Dauerleistung 250 Watt)
  • Motorgewicht: ca. 2,5 Kilo, 88 x 118 mm Einbaumaß
  • Akkus mit 504 oder 756 Wattstunden, entnehmbar
  • diverse Peripherie (Display, Controller...)

Herzstück: Der CentriX-Motor

Mit satten 48 Volt Batteriespannung geht der CentriX-Motor von ZF in gleich zwei Varianten an den Start. Gemein ist ihnen neben der 48-Volt-Technik (Bosch und Shimano setzen noch auf 36) das sehr geringe Einbaumaß: Aufgrund seiner zylindrischen Bauart kommt der CentriX auf winzige 88x118 mm, ein Bosch Performance Line CX ist deutlich größer – und mit 2,9 gegen die von ZF angegebenen 2,5 Kilo auch noch merklich schwerer.

Wer nun an ein Performance-Level à la Light-Motor denkt, ist weit gefehlt: Der CentriX 90 soll namensgebende 90 Nm Drehmoment und 600 Watt Spitzenleistung schaffen, beim "kleineren" Modell CentriX 75 sind es immer noch sehr potente 75 Nm bei 450 Watt. Die Dauerleistung liegt wie üblich bei gesetzeskonformen 250 Watt.

Verfügbare Akkus: Von groß bis größer

Zwei Akkus bietet ZF zum Start seines "Bike Eco System" an. 504 Wattstunden Kapazität sind bei Light-E-MTBs mittlerweile beinahe Gardemaß, für "Full-Size"-E-Bikes dürfte der deutlich reichweitenstärkere 756-Wattstunden-Akku zum Einsatz kommen. Ob es wie derzeit Mode noch einen kleinen Range-Extender geben wird, ist, Stand jetzt, bislang nicht bekannt. Was aber bekannt ist: Die Akkus sollen per Schienensystem entnehmbar sein.

Bildergalerie: So sieht der CentriX von ZF aus!

Displays, Controller & Co.: Alles verfügbar, alles auf Einfachkeit ausgelegt

Wie üblich setzt auch ZF auf einen modularen Bike-Baukasten aus diversen Controllern, Displays und Akkus. Auch Konnektivität wird großgeschrieben, per Pogo-Pin-Stecker kann man Smartphones und Co. unterwegs aufladen, das E-Bike per Bluetooth ansteuern, navigieren, das System updaten und mehr. "Perspektivisch", wie es in der Pressemitteilung heißt, wird es auch "Komfort-" und "Sicherheitsfeatures" geben.

Löblich: ZF sieht das System als offen an – Schnittstellen und Integrationsmöglichkeiten für Drittanbieter sind explizit vorgesehen. Das gesamte Antriebssystem soll auf einfache Wartung ausgelegt sein, der Austausch einzelner Komponenten soll innerhalb weniger Minuten möglich sein.

Vorgestellt: Das ist das erste E-MTB mit CentriX-Motor!

Das bringt die Zukunft: Wo du den CentriX-Motor finden wirst

Als einen der ersten Hersteller, der auf das ZF Bike Eco System setzen wird, zählt laut der Friedrichshafener Raymon, ihr "Tarok" E-Allmountain soll Anfang 2025 verfügbar sein. Weitere Hersteller sind — stand jetzt – bislang nicht bekannt. ZF gibt einen vagen Ausblick auf die denkbare Modellpalette mit CentriX-Antrieb: Der CentriX 75 soll ideal für Gravel-, Commuter oder Urban-E-Bikes sein. Den stärkeren CentriX 90 sieht man am Bodensee logischerweise eher in E-Mountainbikes, E-Trekking oder SUV-Bikes.

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Unsere Meinung zu ZFs CentriX-Motor:

Bislang bediente ZF den E-Bike-Markt mit dem wuchtigen, brachial anschiebenden Sachs-RS-Motor. Kein schlechtes Aggregat, wirklich Fuß fassen konnten die Friedrichshafener mit diesem Kraftprotz, dem erst Firmware-Updates Manieren beibrachten, aber nicht. Mit dem neuen "Bike Eco System" könnte sich das ändern. Mehr noch, der CentriX-Motor samt Peripherie hat für mich speziell im E-MTB-Bereich das Zeug zum Game-Changer! Wenn die Herstellerangaben stimmen, gab es noch nie so viel buchstäblich geballte Kraft: maximal 90 Nm Drehmoment und 600 Watt Spitzenleistung in einem derart kompakten und mit 2500 g auch leichtem Paket – wow! Kombiniert mit großem Akku und Display sind so "Full-Size"-E-MTBs mit Gewichten von vermutlich locker unter 21 Kilo möglich. Ohne Verzicht auf Power, Reichweite oder Bedienkomfort. Setzt der Bike-Hersteller auf den kleinen Akku samt Oberrohr-Display, entsteht wiederum ein Light-E-MTB von 19 bis 20 Kilo – aber mit 90 statt 50-60 Nm. Dabei beziehen sich meine Gewichtseinschätzungen auf All-Mountain- und Enduro-Bikes, also auf echte Ballermaschinen. Wie das Ganze dann in der Realität aussieht, wie sich der Motor fährt, wie gut die App ist, wie viele Radhersteller sich ZF zuwenden, werden erst die kommenden Monate zeigen. Ein Highlight der kommenden Eurobike 2024 ist das neue ZF-System für mich aber jetzt schon.
- André Schmidt, Redaktionsleiter

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