Die Staatsanwaltschaft Hannover hat Anklage gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Automobilzulieferers Continental, Karl-Thomas Neumann ("KTN"), erhoben. Der Vorwurf lautet auf Beihilfe zum Betrug in mittelbarer Täterschaft.

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Neben Neumann wurden auch drei weitere ehemalige Führungskräfte des Konzerns angeklagt. Dies bestätigte ein Sprecher der Behörde gegenüber der Deutschen Presseagentur auf die sich zahlreiche Medien beziehen. Die Anklagen stehen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal bei Volkswagen und der Entwicklung des manipulierten Motors EA 189.

Steuergeräte von Continental

Laut der Staatsanwaltschaft soll Neumann das Motorprojekt gefördert und Mitarbeiter trotz Kenntnis der Manipulation in der Fortführung des Projektes bestärkt haben. Continental hatte Motorsteuergeräte geliefert, die eine Software enthielten, welche – nach Vorgaben von Volkswagen – als Abschalteinrichtung programmiert wurde. Diese Software sorgte dafür, dass Fahrzeuge mit dem EA-189-Dieselmotor die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte nur auf dem Prüfstand einhielten, nicht jedoch im Straßenverkehr.

Karl-Thomas Neumann, der auch als "KT Neumann" oder kurz "KTN" bekannt ist und unter anderem Führungspositionen bei Opel und Volkswagen in China innehatte, hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Gegenüber der "Wirtschaftswoche" erklärte er: "Ich habe mir im Zusammenhang der Diesel-Affäre kein Fehlverhalten vorzuwerfen und weise den gegen mich erhobenen Vorwurf entschieden zurück. Wir werden die jetzt erhobene Anklage mit der erforderlichen Sorgfalt prüfen, sobald uns alle Akten vorliegen. Ich bitte um Verständnis, dass ich mich bis dahin nicht weitergehend äußern werde", erklärt er in einem Statement gegen www.auto-motor-und-sport.de.

Hintergrund des Dieselskandals

Der Dieselskandal um den Motor EA 189 wurde im September 2015 bekannt. Dabei stellte sich heraus, dass Millionen von Fahrzeugen mit einer Software ausgestattet waren, die nur unter Testbedingungen gesetzliche Schadstoffgrenzen der EU5-Norm einhielt. Die Manipulationen reichten jedoch viele Jahre weiter zurück. Zwischen November 2008 und September 2015 wurden laut Staatsanwaltschaft über drei Millionen Fahrzeuge mit einem Motorsteuergerät von Continental verkauft, die keine Zulassung hätten erhalten dürfen.

Continental wollte sich nach Angaben von Nachrichtenagenturen zu den Anklagen nicht äußern und verwies darauf, dass sich diese nicht gegen das Unternehmen selbst richten. Bereits im April hatte die Staatsanwaltschaft Hannover ein Bußgeld von 100 Millionen Euro gegen den Zulieferer verhängt. Dieses Verfahren wegen fahrlässiger Verletzung der Aufsichtspflicht richtete sich gegen die Continental AG sowie weitere Gesellschaften des Konzerns. Continental verzichtete auf Rechtsmittel, um die Angelegenheit abzuschließen.

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Neben den Ermittlungen gegen ehemalige Continental-Führungskräfte laufen weiterhin Verfahren gegen frühere Verantwortliche von Volkswagen, darunter den früheren VW-Konzernchef Martin Winterkorn. Der Ausgang dieser Verfahren bleibt abzuwarten.  © auto motor und sport

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