Man kann nur hoffen, dass der berühmte Designer Bruno Sacco diesen Beitrag nie zu Gesicht bekommt. Der Gestalter so zahlreicher wie zeitloser Mercedes-Designs bekäme sonst wahrscheinlich einen ausgeprägten Augen-Tinnitus. Denn was ein US-"Künstler" aus der ebenso aus Saccos Feder stammenden W124-E-Klasse entstehen ließ, lässt einen auch beim zweiten Blick ratlos zurück.
Video: Im Video: Endzeit E-Klasse
Ausgangsbasis der ziemlich hart verbastelten E-Klasse war ein 1990er-300E, heute im guten Zustand längst ein gefragter Klassiker. Daraus wurde jedoch statt eines gepflegten Feiertags-Oldies ein Gerät, das der Requisite eines Endzeit-Films mit Zombie-Bezug entsprungen scheint. Allerdings eines solchen mit recht beschränktem Budget. Die betagte Limousine wurde mit offenbar großer Fröhlichkeit auf das Fahrgestell eines ML 430, Baumuster W163, geschraubt.
MG-Attrappe aus Mercedes-Lenksäule
Rundherum bekam die Karosserie ebenso martialische wie sinnfreie Accessoires angebraten, das reicht von Ölkühlern über Zylinderkopfabdeckungen bis zum echten Highlight, einer aus einer Mercedes-ML-Lenksäule zusammengefrickelten Maschinengewehr-Attrappe. Das einzige Teil mit Funktion ist eine Dampfpfeife auf dem Dach, die im Video (siehe oben) allerdings eher schütter klingt.
Von gleichfalls großem Improvisationstalent erzählt ein Blick in den Motorraum, der mit dem ML-V8 (4,3 Liter, 279 PS) bestückt ist. Dort warten unter anderem ein kunstvoll per Panzertape vorgeschalteter Luftfilter und eine freihändig geworfene Verkabelung, der über dem Motor montierte Kühlwasser-Ausgleichsbehälter ist auch ein Fall für Leute mit Humor.
Innen wird es nicht unbedingt besser. Die ehemals edle graue Lederausstattung in beklagenswertem Zustand, im Cockpit klaffende Löcher und kurios verlegte Kabel wecken so wenig Vertrauen wie die eingeklebten Instrumente (immerhin – sie funktionieren zum Teil). Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass die Bastelorgie tatsächlich fährt, zumindest, wenn man sich traut.
Das hat wirklich jemand gekauft
Die Endzeit-E-Klasse hat jetzt jemanden gefunden, der ein Herz für solche Absurditäten hat: Ende Dezember wurde der Gerät beim US-Auktionshaus "cars & bids" erfolgreich versteigert. Immerhin 4.999 Dollar, rund 4.600 Euro, ließ sich der Käufer das graue Grauen kosten. Der kann dann auch mal die Rechtschreibfehler bei den in deutsch ausgeführten Beschriftungen auf der Karosserie ausbessern. © auto motor und sport
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