Auf den Straßen der Republik sind immer mehr alte Menschen unterwegs. Doch ob Autofahren im Alter immer ein Risiko bedeutet und ob es eine verpflichtende Überprüfung der Fahrtüchtigkeit geben sollte, darüber herrscht Uneinigkeit. Die Argumente reichen von selbstbestimmter Mobilität auf der einen bis zur Gefährdung des Straßenverkehrs auf der anderen Seite.

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Mehr als zwei Drittel aller Personen über 65 besitzen noch ihren Führerschein und setzen sich hinters Steuer. Die Hälfte davon wiederum fährt jeden Tag. Geht die gesellschaftliche Entwicklung so weiter, wird es immer mehr Menschen geben, für die das Thema Autofahren im Alter von Bedeutung ist. Denn in wenigen Jahren wird ein Drittel aller Fahrer über 60 Jahre alt sein.

Autofahren im Alter: Die Sinne lassen nach

Dass die zusätzlichen Lebensjahre nicht spurlos an Autofahrern vorbeigehen, liegt auf der Hand. Dem Plus an Erfahrung stehen schwächer werdende Sinne, schlechtere Reaktionen, geringere Beweglichkeit und ein nachlassendes Gedächtnis gegenüber. Das hat zur Folge, dass immer wieder Forderungen laut werden, Autofahren im Alter stärker zu reglementieren. Regelmäßige gesundheitliche Nachprüfungen gibt es in Deutschland allerdings noch nicht, im Gegensatz zu Spanien, Italien oder den Niederlanden. Lediglich der Führerschein ist mittlerweile auf 15 Jahre befristet, die Verlängerung aber nur eine Formalität.

Weniger Unfälle bei älteren Autofahrern?

Die Unfallstatistiken geben den Kritikern eines Senioren-TÜVs erst einmal Recht. So waren 2009 beispielsweise nur an elf Prozent aller Unfälle mit Personenschäden Menschen über 64 beteiligt. Dabei stellt diese Gruppe 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Doch da sich Ältere insgesamt seltener hinters Steuer setzen als Jüngere, ist der Schluss, dass Autofahren im Alter sicherer sei, eine Milchmädchenrechnung. Studien belegen, dass das Risiko eines Unfalls ab einem Alter von 75 Jahren deutlich ansteigt. Wer noch mit Ende 80 ein Auto lenkt, ist ungefähr so anfällig wie ein blutjunger Fahranfänger. Ältere sind außerdem häufiger Verursacher, wenn sie an einem Unfall beteiligt sind.

Wichtig: Die richtige Selbsteinschätzung

Pauschale Urteile über die Kompetenz von Senioren im Straßenverkehr verbieten sich nach Auffassung von Medizinern allerdings. Wichtig ist es, die eigene Situation richtig einzuschätzen und sich auch nachlassende Fähigkeiten einzugestehen. Dazu zählt ebenso die Einnahme von Medikamenten, deren Wirkung jeder Autofahrer kennen sollte. Ein Konfliktpotenzial birgt die Situation, wenn Menschen nicht anerkennen wollen, dass Autofahren im Alter immer schwieriger wird. Im solchen Fällen, beispielsweise bei Demenzerkrankungen, sollten Angehörige nicht zögern, sich professionelle Hilfe zu holen.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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