In drei Monaten muss jedes verkaufte Auto die Anforderungen des neuen Testzyklus WLTP erfüllen. Doch für über 500 Automodelle stehen die Typgenehmigungen noch aus. Die Autoindustrie sieht den Grund dafür in der übereilten Einführung der neuen Abgasvorschriften durch die EU.
Ab dem 1. September 2018 dürfen in der EU nur noch solche Autos verkauft werden, die nach dem WLTP-Messverfahren geprüft wurden. Ab dem 1. September 2019 wird außerdem im Zuge der Abgasnorm 6d-Temp ein Fahrtest verpflichtend, bei dem der Kraftstoffverbrauch unter Realbedingungen auf der Straße gemessen wird. Im Anschluss an die Messungen ist eine neue Zulassung jeder Fahrzeugausführung bei der zuständigen Behörde erforderlich.
Von EU veranlasste Umrüstung zu kurzfristig
Das wird die Industrie voraussichtlich nicht schaffen, denn es fehlen immer noch für über 500 Automodelle die Genehmigungen. Den Grund für diese gravierende Verzögerung sieht die Branche in der „überhasteten EU-Regulierung“, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am vergangenen Wochenende mitteilte.
Das Problem dabei ist nicht die Durchführung von Prüfstandsmessungen. Sondern die EU hat zugleich die Einführung von Partikelfiltern bei direkt-einspritzenden Motoren beschlossen.
Einbau von Partikelfiltern erforderlich
Die Fahrzeughersteller müssen den Filter in der Motorentwicklung einplanen, die Produktionsanlagen auf deren Montage umrüsten und die Arbeitsabläufe anpassen. Laut VDA erfordert eine solche Maßnahme normalerweise einen Vorlauf von drei Jahren.
Aus Sicht des VDA ist die kurzfristige Einführung von WLTP plus Partikelfilter auch deswegen nicht sinnvoll, weil ein Jahr später der zusätzliche Test unter Realbedingungen in Kraft tritt.
„Wenn die EU den WLTP-Einführungszeitpunkt für alle Neuzulassungen auf den 1. September 2019 gelegt hätte, also ein Jahr später, würde sich die Lage wesentlich entspannter darstellen. Es wäre nicht zu diesen Engpässen gekommen. Produktionsausfälle kann niemand wollen, sie schaden besonders dem Automobilstandort Deutschland“, betonte der VDA.
Engpässe bei Lieferbarkeit schon jetzt spürbar
So hat etwa BMW mehrere Modelle vorübergehend aus dem Programm genommen, die die absehbar kommende WLTP nicht erfüllen. Dazu zählen der M3 und der M550i. Den 7er gibt es derzeit nur als Diesel sowie als Hybrid zu kaufen, aber nicht mit konventionellem Benzinmotor.
Porsche hat unlängst Berichte dementiert, wonach der Sportwagenhersteller den Verkauf von Neuwagen in der EU vorerst ganz einstellt. Ganz so arg kommt es wohl nicht: Vom 911 und dem Cayman wird es ab September Ausführungen mit Partikelfilter geben. Die anderen Modelle werden vorerst nur an Märkte außerhalb der EU geliefert. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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