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Das ist keine optische Täuschung oder ein Photoshop-Fake: In England ist der Transporter mit zwei verbundenen Fahrerhäusern erhältlich. Der Grund ist erstaunlich simpel.

Wer sich hin und wieder auf Auto- und Tuning-Treffen herumtreibt, hat vielleicht schon mal einen jener wilden Umbauten gesehen, bei dem zwei Autofronten zu einem Spaßmobil miteinander verschweißt werden. Ihre Erbauer nutzen sie gerne als Spielzeuge und führen beispielsweise Endlos-Donuts mit den skurrilen Gefährten auf. Doch mit derlei Späßen haben Transporter mit sogenannten "Back-to-Back"-Fahrgestellen nichts zu tun. Im Gegenteil: Ihre Erbauer meinen das Konzept durchaus ernst.

Video: Im Video: Die Stellantis Nutzfahrzeug-Baureihen

Ein Nutzfahrzeug-Hersteller, der seine Modelle auch im Back-to-Back-Zuschnitt anbietet, ist Stellantis. Die zum internationalen Konzern gehörend Marke Citroën bietet in Großbritannien ihre große Transporter-Baureihe Relay (hierzulande bekannt als Jumper) mit zwei miteinander verschraubten Fahrerkabinen an, unter denen sich jeweils der komplette Antrieb verbirgt. Damit der netto ab 36.018 Pfund (aktuell umgerechnet etwa 42.100 Euro) Relay Back-to-Back ganz normal fahren kann, sind die Aufgaben zwischen den Zwillingen klar verteilt: Eine Seite dient als "Triebkopf" (ein Begriff, der vor allem aus dem Bahn-Bereich bekannt ist), das Anhängsel nennt sich "Windlauf".

Vorteil Vorderradantrieb

Die Stellantis-Transporter wie Fiat Ducato, Citroen Relay aka Jumper, Peugeot Boxer oder Opel Movano sind zu dieser Skurrilität in der Lage, weil sie über Vorderradantrieb verfügen. Soll sich der Back-to-Back-Transporter von A nach B bewegen, ist allein der Motor des Triebkopfes aktiv. Jener des Windlaufs hat Funkstille, und da sich dessen Getriebe im Leerlauf befindet, kann die eigentliche Vorder- problemlos als Hinterachse verwendet werden. Bei den hinterradgetriebenen Mercedes-Sprinter-Varianten beispielsweise ist das nicht möglich.

Haben die Back-to-Back-Transporter ihren Bestimmungsort erreicht, werden die Fahrerkabinen voneinander getrennt. Nun verfügt der Käufer oder die Käuferin also über zwei Führerhäuser ohne Hinterachse. Das erscheint wenig sinnvoll, zumal Stellantis seine Nutzfahrzeug-Modelle ab Werk in allerlei Fahrgestell-Varianten anbietet, die Heckaufbauten aller Art ermöglichen. Doch so manche Spezialfirma benötigt noch mehr Flexibilität im Transporter-Heck, man denke an dreiachsige Abschlepper, Rettungswagen, Busaufbauten oder besondere Reisemobile. So bietet sich die Möglichkeit, diesen Aufbau ans vorhandene Fahrerhaus anzuflanschen und die hintere(n) Achse(n) dort einzubauen, wo man sie haben will. Das spart Ressourcen, denn würde der Transporter mit komplettem Fahrgestell geliefert, müsste der hintere Teil abgetrennt und entweder komplett oder in großen Teilen entsorgt werden. Dieser Schritt entfällt, indem Fiat, Citroën und Co. diesen erst gar nicht mitliefern.

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Einfachere Logistik

Doch das alles erklärt noch nicht den genauen Zweck der Back-to-Back-Version. Die Fahrerkabinen lassen sich schließlich auch einzeln an ihren Bestimmungsort bringen – etwa per Lkw oder Bahn, was natürlich ebenfalls gemacht wird. Doch das erschwert die Logistik, denn die Fahrerhäuser müssen mangels zweiter Achse auf die jeweilige Ladefläche gehoben werden, um sie transportfähig zu machen. Der Back-to-Back-Transporter kann einfach selbst hinauffahren, denn in den seltensten Fällen wird er auf eigener Achse über lange Distanzen auf der Straße bewegt. Im Vergleich zum Einzeltransport spart diese Lösung obendrein sogar etwas Platz auf der Ladefläche.  © auto motor und sport

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