Der chinesische Hersteller BAW bringt eine Neuauflage des Hardcore-Geländewagens BJ212. Das ist die erste umfangreiche Überarbeitung seit 1965. Großes Vorbild ist der Jeep Wrangler.
Unter all den schicken Neugründungen auf dem chinesischen Automarkt ist Beijing Automobile Works (BAW) ein wahrer Methusalem; gegründet im Jahr 1953, kurz nach der Schaffung der Volksrepublik. Bereits in den 1960er-Jahren war BAW damit beschäftigt, Militärfahrzeuge für die aufstrebende chinesische Armee zu produzieren, die mit tatkräftiger Unterstützung aus Russland und der Technik von russischen UAZ-Geländewagen entwickelt wurden. Seitdem hat sich in Anlehnung an das amerikanische Original der Name "Beijing Jeep" (Peking-Jeep) etabliert, abzulesen an der Typbezeichnung BJ.
Schon Mao fuhr mit dem BJ212
Den BJ212 produziert der Hersteller seit respektablen 60 Jahren äußerlich nahezu unverändert; bereits Mao fuhr seinerzeit in einem Exemplar am Volk vorbei. Lediglich bei den Antrieben gab es von Zeit zu Zeit einige Updates. Mit seinen zwei Starrachsen ist der bis heute als Zivilfahrzeug erhältliche BJ212 ein klassischer Geländewagen, wie es früher der Toyota Land Cruiser J4 oder der alte Land Rover 110 waren.
Das hilft ein wenig, um die Bedeutung zu unterstreichen, die dem neuen BJ212 zukommt. Den will BAW im Juli 2025 auf den Markt bringen und versucht dabei, moderne Technik mit dem klassischen Auftritt des Vorgängers zu kombinieren. Beim Design wurde dabei ein bisschen nach Westen geschielt, etwa mit dem von der G-Klasse inspirierten Dachverlauf, der am klassischen Defender orientierten Schulterlinie oder der Frontgestaltung, die den Jeep Wrangler zitiert.
Ein bisschen G, ein wenig Wrangler
Mit 4,75 Meter Länge wächst der neue BJ212 deutlich über den Vorgänger hinaus. Die Breite liegt bei 1,95 und die Höhe bei zwei Metern. Ebenfalls bereits bekannt sind das Leergewicht (2,3 Tonnen) und die Anhängelast von 2,5 Tonnen.
Kräftig modernisiert wird im Maschinenraum. Der bisherige 2,4-Liter-Turbobenziner wird von einer ebenfalls aufgeladenen Zweiliter-Maschine ersetzt. Die Leistung steigt dennoch, angegeben werden 185 kW/251 PS. Als Getriebe kommt eine Achtgang-Automatik zum Einsatz, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 170 km/h angegeben.
Ganz nach dem Geschmack von Hardcore-Offroadern ist auch der Rest der Technik. Der neue BJ212 verfügt über einen zuschaltbaren Allradantrieb mit Geländeuntersetzung und Differenzialsperren in beiden Achsen. Für bessere Verschränkung der nach wie vor starren Vorderachse wird dort ein elektrisch entkoppelbarer Stabilisator eingesetzt. Vorbild ist auch hier der Jeep Wrangler: Der Wrangler Rubicon bekam dieses Feature im Jahr 2002 erstmals eingebaut.
Innen ganz modern
In völligem Gegensatz zur rustikalen Außenoptik ist das Cockpit des BAW BJ212 gestaltet. Ein modernes, unten abgeflachtes Multifunktionslenkrad ist vor den volldigitalen Instrumenten montiert. Das heute unvermeidliche Zentral-Display ist im Querformat freistehend installiert, das Automatikgetriebe wird mit einem Designer-Hebel bedient.
All das treibt Fans von waschechten Geländewagen bereits Tränen der Rührung in die Augen. Diese Klientel kann dann bei den angekündigten Preisen sogar ganz fest weinen: Rund 100.000 Yuan, umgerechnet etwa 13.300 Euro, soll der BJ212 kosten. © auto motor und sport
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