Brasilianische Behörden haben 163 chinesische Arbeiter auf einer Baustelle des Elektroautoherstellers BYD im Bundesstaat Bahia als Opfer von Menschenhandel eingestuft.
Die Arbeiter seien auf dem Gelände einer Fabrik entdeckt worden, teilten die Behörden am Donnerstag (26.12.2024) mit. Ein Video soll zeigen, dass die Arbeiter unter untragbaren Bedingungen leben mussten, darunter Betten ohne Matratzen, nur eine Toilette für 31 Personen und kaum nutzbare Kochgelegenheiten.
"Sklavenartige Bedingungen" festgestellt
Laut der brasilianischen Staatsanwaltschaft, so berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, mussten die Arbeiter teilweise ihre Pässe abgeben und durften die Unterkunft nur mit Genehmigung verlassen. Zudem hätten sie eine Kaution hinterlegen müssen, und bis zu 60 Prozent ihres Lohns seien einbehalten worden. In einigen Fällen hätten sie an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Die Staatsanwaltschaft sprach von "Arbeitsbedingungen wie für Sklaven".
Die Vorwürfe wurden erstmals am 23. Dezember 2024 bekannt. BYD, das sich zu einem der weltweit größten Hersteller von Elektrofahrzeugen entwickelt hat, und das mit dem Bau beauftragte Unternehmen Jinjiang Group widersprachen den Vorwürfen. Beide erklärten jedoch, die betroffenen Arbeiter vorerst in Hotels unterzubringen, bis über die Auflösung der Arbeitsverträge entschieden sei.
Unternehmen reagieren
BYD erklärte laut der Zeitung Folha de São Paulo, keine Missachtung brasilianischer Gesetze und der Menschenwürde zu dulden. Der Vertrag mit der Jinjiang Group sei aufgrund der Vorfälle umgehend gekündigt worden. Jinjiang hingegen bestritt die Anschuldigungen vehement: "Die ungerechte Bezeichnung als ‚versklavt‘ hat unseren Mitarbeitern das Gefühl gegeben, dass ihre Würde beleidigt wurde", hieß es in einer Stellungnahme auf dem chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo.
Li Yunfei, BYDs Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, sprach auf seinem Weibo-Konto von "absichtlicher Verleumdung" chinesischer Marken durch "ausländische Kräfte und einige chinesische Medien". Die in Hongkong ansässige South China Morning Post, die zuerst über die Vorwürfe berichtete, wurde dabei besonders kritisiert.
Arbeiten vorerst eingestellt
Die Arbeiten an der Baustelle wurden laut brasilianischen Behörden bis auf Weiteres eingestellt. Ursprünglich sollte die Fabrik, die BYDs größte Produktionsstätte außerhalb Asiens werden soll, im März 2025 in Betrieb gehen und jährlich 150.000 Fahrzeuge produzieren. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, bleibt ungewiss.
BYD ist nach Tesla der weltweit zweitgrößte Hersteller reiner Elektroautos und der größte, wenn Plug-in-Hybride einbezogen werden. Neben Fahrzeugen produziert das Unternehmen auch Batterien, Solaranlagen und elektronische Komponenten.
In der Fotoshow zeigen wir Ihnen einen BYD-Werksbesuch in China.
© auto motor und sport
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