Aktuell herrscht bei Elektroautos eine Kaufzurückhaltung, der Absatz stagniert. Experten sagen voraus, dass das Tal bald durchschritten ist – aus mehreren Gründen.

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Zuerst die gute Nachricht: Der Automarkt in Deutschland erholt sich, wenn auch sicher langsamer, als von den Herstellern gewünscht. Treiber dieses Trends sind herkömmliche Verbrenner- und Hybridmodelle, nicht jedoch Elektroautos. Bei reinen Stromern schrumpfte die Anzahl der Neuzulassungen in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 um satte 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Kein Wunder, dass viele Autokonzerne angesichts dieser Entwicklung ihre Investitionen in die E-Mobilität zurückfahren und die Szenarien für den oft selbst verordneten Verbrenner-Ausstieg aufweichen.

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Doch dies könnte verfrüht sein, glaubt man den Zahlen des Marktforschungsunternehmens Dataforce. Zwar sagen auch die Frankfurter, dass der erste Hype vorbei ist, doch für den gesamteuropäischen Markt sehen die Experten immerhin eine Stagnation statt eines gravierenden Rückgangs. Die Zulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen stiegen von Januar bis Mai 2024 immerhin um 2,5 Prozent. Im selben Zeitraum sank ihr Marktanteil im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Vorjahres leicht von 13,7 auf 13,4 Prozent. Bis zum Jahresende geht Dataforce von einem Rückgang der BEV-Zulassungen (Battery Electric Vehicle) um 2,5 Prozent für Gesamt-2024 aus.

Wieder höhere Marktanteile ab 2025

"Der aktuelle Rückgang hängt zusammen mit der Rücknahme der staatlichen Unterstützung, steigender Finanzierungskosten und schrumpfender verfügbarer Einkommen", heißt es in einer Dataforce-Mitteilung. Für die nahe Zukunft sieht das Marktforschungsunternehmen allerdings klare Zeichen der Erholung und prognostiziert, dass Elektroautos vom Jahr 2025 an allmählich höhere Marktanteile gewinnen werden.

Ihre Vorhersage begründen die Frankfurter mit mehreren Argumenten. Allen voran: die bald wieder strengere CO2-Regulierung in Europa. Um das Flottenziel der Hersteller von 93,6 g/km CO2 (WLTP) im Jahr 2025 zu erreichen, sind ein durchschnittlicher BEV-Anteil von 23 Prozent sowie ein PHEV-Marktanteil (Plug-in-Hybrid) von mehr als acht Prozent erforderlich. Um dahin zu kommen, werden die Hersteller den Analysten zufolge Kaufanreize für Pkw mit Verbrennungsmotoren zurückfahren und sich auf den Verkauf von BEVs und PHEVs konzentrieren. Hersteller, die ihre aktuellen Ziele übertreffen, könnten außerdem die Auslieferungen von Verbrenner-Fahrzeugen bis 2024 vorziehen.

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Politik entscheidend für Entwicklung ab 2026

Darüber hinaus dürften der Eintritt in einen insgesamt besseren Konjunkturzyklus und der technische Fortschritt bei den E-Autos den Absatz ankurbeln. Hier nennt Dataforce den Wechsel von NMC- zu LFP-Zellchemie bei günstigeren Fahrzeugen, was Reichweiten und Ladegeschwindigkeit erhöht und gleichzeitig die Preise drückt. Mittel- und Oberklasse-Modelle würden durch die zunehmende Verbreitung der 800-Volt-Technologie samt verbesserter Energieeffizienz besser für längere Fahrten gewappnet.

Die weitere Entwicklung von 2026 bis 2029 hängt Dataforce zufolge von vielen externen Faktoren ab: Wird die EU ihren Green Deal rückgängig machen und mehr CO2-Emissionen für einen längeren Zeitraum zulassen? Können die Regierungen die finanzielle Unterstützung für die Käuferinnen und Käufer von E-Autos beibehalten oder sogar wieder erhöhen? Und als wichtigster Punkt: Wird die Ladeinfrastruktur schnell genug ausgebaut, um mehr Autofahrenden den Umstieg zu ermöglichen? Bleibt es bei einem Status-quo-Szenario mit Beibehaltung der EU-CO2-Vorschriften und einem allmählichen Ausbau der Ladeinfrastruktur, sehen die Dataforce-Experten durchaus Chancen auf einen nachhaltig starken E-Auto-Absatz.

Hinweis: In der Fotoshow präsentieren wir Ihnen die 50 meistverkauften Elektroautos in Deutschland im Juni 2024.  © auto motor und sport

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