In Deutschland fühlen sich viele Radfahrende im Verkehr unsicher, besonders im Stadtverkehr und auf Landstraßen. Eine aktuelle DEKRA-Studie zeigt, welche Maßnahmen sich Radfahrende wünschen, um sicherer unterwegs zu sein und was der zunehmende Pedelec-Boom für die Unfallzahlen bedeutet.

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Wie sicher sind Radfahrende im Straßenverkehr? Diese Frage wird in den letzten Wochen viel diskutiert, nicht erst seit in Paris Mitte Oktober ein Radfahrer unter den Rädern eines SUV gestorben ist – mutmaßlich absichtlich überrollt. Der Vorfall lenkt den Fokus erneut auf die Sicherheit von Radfahrern im Verkehr und wirft Fragen auf, die auch hier in Deutschland immer relevanter werden.

Viele, die täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, kennen das Gefühl, im Straßenverkehr nicht genug geschützt zu werden. Eine neue Studie der DEKRA und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos bestätigt nun, was viele bereits vermuten: Ein erheblicher Teil der Radfahrer fühlt sich auf deutschen Straßen unsicher – und das aus gutem Grund.

Wie sicher fühlen sich Radfahrende?

Laut der DEKRA/Ipsos-Studie gaben 41 Prozent der Befragten an, sich im Stadtverkehr unsicher zu fühlen. Auf Landstraßen liegt der Anteil bei 34 Prozent – keine kleinen Zahlen. Radfahrer teilen die Straßen oft mit Autos, Bussen und manchmal auch mit Fußgängern, was zu einer ständigen Gefahrenquelle wird. Nur knapp über die Hälfte fühlt sich sicher. Wenn der Mobilitätswandel gelingen soll, muss auch der Radverkehr in den Städten sicherer gestaltet werden, so DEKRA-Unfallforscher Peter Rücker. Nur wenn Radfahrer sich sicher fühlen, werden sie häufiger auf das Fahrrad umsteigen. Die ganze Studie gibt es hier zum Nachlesen.

40 % wollen abgetrennte Radwege

Radwege könnten viele Gefahren mindern – doch die gibt es bisher nicht überall. Knapp über die Hälfte der Befragten wünscht sich in Städten wie auf Landstraßen mehr Radwege, und fast ebenso viele sprechen sich für breitere Wege aus. Besonders in der Stadt, in der Lastenräder und E-Bikes zunehmend das Straßenbild prägen, wird der Platz eng. Ein weiteres Anliegen vieler Radfahrer ist die Trennung der Radwege vom Straßenverkehr. Die Niederlande sind in dieser Hinsicht Vorbild: Dort verlaufen Radwege oft parallel zur Straße, aber eben getrennt. 40 Prozent der Befragten möchten, dass deutsche Städte und Landstraßen diese Trennung ebenfalls umsetzen.

Unfallzahlen: Der Einfluss von Pedelecs und E-Bikes

Das Statistische Bundesamt verzeichnet für das Jahr 2023 in Deutschland insgesamt 444 getötete Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenverkehr. Das sind 30 weniger als im Jahr zuvor – allerdings gab es davor zuletzt 2009 eine höhere Zahl. "Dass im Zusammenhang mit der Pandemie wieder mehr Menschen aufs Fahrrad gestiegen sind, schlägt sich auch in den Unfallzahlen nieder", so der Leiter der DEKRA Unfallforschung. "Umso wichtiger ist, dass die Infrastruktur mit dem wachsenden Verkehr mithalten kann", erklärt Rücker. 188 der 444 Getöteten hatten ein Pedelec genutzt. Zum Vergleich: Für 2014 weist die offizielle Statistik noch 39 Pedelec-Fahrer unter den insgesamt 396 getöteten Radfahrenden aus.

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Fazit: Miteinander auf den Straßen ist zunehmend angespannt

Neben den Unsicherheiten auf der Straße und den steigenden Unfallzahlen zeigt die DEKRA-Studie, dass das Miteinander von Radfahrern und Autofahrern zunehmend angespannt ist. Enge Überholmanöver, unachtsames Abbiegen und fehlende Rücksichtnahme führen immer wieder zu gefährlichen Situationen, die das Sicherheitsgefühl vieler Radfahrenden beeinträchtigen. Gerade in Städten, in denen Fahrradspuren oft fehlen oder abrupt enden, fühlen sich Radfahrende häufig bedrängt oder sogar gefährdet. Neben baulichen Maßnahmen muss sich also auch der Respekt zwischen den Verkehrsteilnehmern ändern.  © Bike-X

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