Mit dem Auto in den Urlaub: Oftmals geht es für Reisende dann in die Berge. Dort lauern für Autofahrer einige Gefahren - beachtet man einige Regeln, wird die Fahrt durch die Berge jedoch viel sicherer.
Scharfe Kurven, steile Abhänge und ein sensationeller Blick: Eine Fahrt durch die Berge ist für Autofahrer ein Erlebnis, das schnell im Desaster enden kann. Deshalb sollten Anfänger und auch Erfahrene sich und ihren Wagen immer gut vorbereiten - egal ob es nur für einen Tag in die Berge geht oder zum Urlaub.
Wolfgang Müller rät Autofahrern vor der Fahrt, ihr Auto vorzubereiten. "Wie bei jeder Fahrt sollte auch bei der Urlaubsfahrt die Ladung ausreichend gesichert werden. Bei einer Fahrt mit Gefällen noch sorgfältiger, denn auf abschüssigen Strecken kann das Gepäck rutschen", warnt der Chefinstruktor von Auto-Fahrtrainings.
Sichere Fahrt durch die Berge: Vorbereitung ist wichtig
Bei offenen Kofferräumen wie bei SUVs oder bei Kombis sollte deshalb ein Trennnetz zum Innenraum die Ladung festhalten. "Wichtig ist vor der Fahrt auch die Kontrolle des Luftdrucks. Bei vollgeladenem Fahrzeug benötigen Reifen einen erhöhten Luftdruck, die Angaben stehen meist im Tankinnendeckel", sagt Müller. Die korrekte Einstellung sei wichtig, da die Reifen in den Bergen bei voller Beladung stärker beansprucht werden.
Besonders bei Autos, die sonst nicht regelmäßig zur Inspektion fahren, ist ein technischer Check inklusive aller Flüssigkeiten ratsam, meint Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Dazu gehört ausreichend Motoröl, Wischwasser und Kühlflüssigkeit. Auch Bremse, Kupplung und Zahnriemen dürfen nicht vergessen werden. Bei der Montage von Dachboxen sollten Autofahrer die vom Hersteller maximale Dachlast beachten. Generell fährt sich das beladene Auto mit Dachbox anders, da sich der Schwerpunkt ändert. Die zusätzliche Masse bewirkt auch, dass für die gleiche Bremsleistung das Pedal stärker getreten werden muss.
Generell gilt für alle langen Strecken: Autofahrer sollten sich ausgeruht hinters Steuer klemmen. Und Herbert Müller sieht darüber hinaus eine Gefahr bei falschem Schuhwerk. "Wer mit Flipflops oder dicken Wanderschuhen fährt, kann unter Umständen an der Fußmatte hängen bleiben oder hat zu wenig Gefühl für die Pedale", sagt der Reiseexperte beim Auto Club Europa (ACE).
Sichere Bergfahrt: Konzentriert bleiben, Fahrweise anpassen
Während der Fahrt durch Täler oder über hohe Berge mit engen Kurven hilft ein möglichst weiter Blick. "Häufig schauen Piloten nur ein paar Meter nach vorne. Besser ist es, wenn sie die ganze Umgebung im Blick haben, so weit wie möglich schauen, nicht nur bis zur nächsten Kurve", rät Wolfgang Müller. Mit der richtigen Blickführung fahre es sich entspannter. So erkennen Autofahrer frühzeitig, wie die Strecke verläuft, ob es Warnhinweise gibt und ob ihnen ein Fahrzeug entgegenkommt.
Achtung bei Warnhinweisen vor Steinschlag. Besonders nach Regenfällen können dicke Steine auf der Straße liegen und Reifen oder den Unterboden beschädigen. Deshalb gilt: "Fuß vom Gas, vorausschauend fahren und bremsbereit halten", warnt Müller. So können Autofahrer noch rechtzeitig entscheiden, ob sie um die Steine oder darüber fahren können. Nach Schildern mit dem Glätte-Symbol rät der Experte ebenso zur Vorsicht. "Auch im Frühling oder Sommer kann es in Kurven glatt sein, wenn sie am Tag im Schatten liegen und feucht sind", sagt der Fahrtrainer.
Autofahrer sollten bei einer Fahrt in die Berge generell ihre Fahrweise ändern, rät Jürgen Bente. "Sonst begehen sie den Fehler, dass sie in einem hohen Gang bergab fahren und ständig auf der Bremse stehen." Das könne die Bremse überhitzen und unter Umständen bei alter Bremsflüssigkeit zu Dampfblasenbildung führen. "In der nächsten Kurve treten Piloten dann ins Leere", sagt Bente.
Für Bergfahrten die Technik richtig nutzen
Sicherer fahren Urlauber, wenn sie bei der Bergabfahrt einen kleineren Gang wählen und so die Motorbremse einsetzen. "Bei Autos mit DSG oder Automatik lässt sich der kleinere Gang über den Wählhebel oder die Schaltpedale am Lenkrad verstellen", erklärt Wolfgang Müller. Viele Modelle bieten eine elektronische Hilfe für die Bergabfahrt an. In manchen Automatikfahrzeugen lässt sich auch ein Programm individuell belegen, sodass per Knopfdruck ein niedriger Gang eingelegt wird.
"Autofahrer sollten sich vor der Fahrt mit der Technik vertraut machen und die auch sinnvoll einsetzen", erklärt Müller. Dazu zählt auch die Berganfahrhilfe. Sie verhindert durch kurzen Bremseingriff ein Zurückrollen und schont damit die Kupplung.
Um die Bremsen bei der Bergabfahrt zu schonen, stellt Herbert Müller vom ACE bei seinem Auto mit Automatik meist den Tempomat ein: Die Elektronik regelt automatisch die Gänge runter und bremst mit dem Motor. Für die Fahrt bergauf rät er zu einer mittleren Drehzahl von rund 3.000 Umdrehungen und nennt als Faustregel: "Wenn das Gaspedal getreten wird, muss das Auto sofort beschleunigen. Wenn das nicht passiert, schalten Piloten besser in einen niedrigeren Gang", erklärt er.
Bergauf oder bergab: Wer hat in den Bergen Vorfahrt?
Besonders in engen Kurven rät Herbert Müller zu geringem Tempo, nicht schneller als 20 km/h. Bussen würde er Vorfahrt gewähren, da sie mehr Platz benötigen. Die wichtigste Verkehrsregel beim Autofahren in den Bergen sei, dass Fahrzeuge, die bergauf fahren, Vorfahrt vor Fahrzeugen haben, die bergab fahren. "In der Schweiz haben Postbusse aber immer Vorfahrt", sagt der ACE-Experte.
Achten sollte man auch auf Biker und Radfahrer. "Motorradfahrer sind bergauf meist schneller, Radfahrer können bergab sehr schnell fahren, das sollten Autofahrer im Blick haben", sagt der ACE-Mann. Beim Überholen rät er dazu, immer den Blinker zu benutzen und mit ausreichendem Abstand an den Radfahrern vorbeizufahren.
Routen und Tankstellen-Standorte vorher planen
Bei der Routenplanung rät der ACE-Experte Müller, sich auch über die Straßenbeschaffenheit und Tankstellen zu informieren. "Oft sind diese zu schmal oder zu steil für Wohnwagen oder Wohnmobile." Tankstellen seien anders als in einer Großstadt abends meist geschlossen und Stromtankstellen gebe es nicht in jedem Dorf.
Ein voll beladenes Auto verbraucht mehr und so verringert sich die Reichweite. Als Faustformel gilt: 100 Kilogramm Mehrgewicht erhöht den Spritverbrauch bis zu 0,5 Liter pro 100 Kilometer. Bleibt das Auto dann wegen eines leeren Tanks liegen, wird der Trip zu einem Erlebnis - allerdings zu keinem schönen. (ncz/dpa)
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