In Autobahnbaustellen wollen die meisten Pkw-Fahrer auf der linken Spur möglichst schnell an den Lkw-Kolonnen vorbeifahren. Was kaum jemand weiß: Viele dürfen das gar nicht. Ihre Autos sind schlicht zu breit. Das weiß auch die Polizei.
Über 400 Autobahnbaustellen gibt es derzeit in Deutschland. Bei vielen ist die linke Spur so schmal, dass dort nur Fahrzeuge bis zu einer maximalen Gesamtbreite von 2,0 Metern erlaubt sind. Das Problem daran: Die Mindestspurbreite von Baustellen wurde vor Jahrzehnten definiert. Doch unsere Autos werden immer breiter. Schon seit Jahren sind mehr als 70 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge breiter als zwei Meter – gemessen mit Außenspiegel.
Häufig Unfälle durch seitliche Kollision
Bereits ab den Kompaktwagen sind zahlreiche Fahrzeuge für die linke Spur vieler Autobahnbaustellen zu breit. Das Risiko, mit dem Spiegel an Autos der Nebenspur entlangzuschrammen, ist durchaus real: Die Kollision nebeneinander fahrender Fahrzeuge ist die zweithäufigste Unfallursache in Baustellen.
Der ADAC rät deshalb, in Baustellen versetzt zu fahren und unnötige Überholmanöver zu vermeiden. Allerdings weist der Automobilclub selbst darauf hin, dass versetztes Fahren nur dann funktioniert, wenn der linke Fahrstreifen von einer ausreichenden Anzahl von Fahrzeugen benutzt werden darf. Das ist aber immer seltener der Fall. Deswegen fordert der ADAC langfristig als Abhilfe, die Mindestspurbreite auf Autobahnbaustellen auf wenigstens 2,1 Meter anzuheben.
Wirkliche Fahrzeugbreite ist oft unklar
Bevor in einer Autobahnbaustelle eine Fahrspur verengt wird, zeigen Hinweisschilder an, bis zu welcher Fahrzeugbreite die Spur benutzt werden darf. Häufig achten Autofahrer aber nicht auf solche Schilder – weil sie nicht wissen, wie breit ihr Auto wirklich ist. Das ist auch nicht leicht herauszufinden, denn im Fahrzeugschein steht es nicht. Dort ist nur die Breite ohne Außenspiegel eingetragen.
Der ADAC hat schon vor Jahren von zahlreichen Automodellen die echte Breite nachgemessen und mit den Angaben ohne Außenspiegel verglichen. Ein VW Golf VI zum Beispiel, der 1.786 mm im Schein stehen hat, ist in der Realität 2.045 mm breit. Ein Peugeot 3008 mit 1.837 mm in den Papieren misst in Wirklichkeit 2.125 mm. Ähnliches gilt für die allermeisten etwas größeren Autos.
Lediglich die meisten Kleinwagen bleiben unter der Zwei-Meter-Grenze. Schmal genug für die linke Spur in allen Autobahnbaustellen sind fast nur noch Kleinwagen und Motorräder. Aber auch ein Renault Clio III ist schon 2010 mm breit.
Gegenwärtig haben die schmalsten Überholspuren in Autobahnbaustellen eine Breite von 2,5 Metern. 25 Zentimeter sind als Spielraum auf beiden Seiten vorgesehen – so kommt die Mindestbreite von zwei Metern zustande.
Polizei verhängt Bußgelder wegen Fahrzeugbreite
Auch wenn viele Autofahrer auf die Breite ihres Autos nicht achten – die Polizei tut es. Immer wieder fotografieren die Gesetzeshüter von Autobahnbrücken aus den Verkehr und verhängen Geldbußen an die Fahrer zu breiter Fahrzeuge. Eine Messung ist dafür nicht notwendig. Die Fahrzeugbreite können die Beamten aus ihren Unterlagen ablesen, als Beweis reicht das Foto. Die Geldbuße von 20 Euro trifft die Autofahrer dann überraschend und meist ohne, dass sie sich einer Schuld bewusst wären.
Eine grundsätzliche Abhilfe ist vorerst nicht in Sicht, weil sich die Regelungen je nach Bundesland und Baustelle unterscheiden. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss sich an engen Baustellen in die rechte Spur einreihen – mitten in den Schwerlastverkehr. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.