Bike-Jeans machen eine gute Figur bei Besorgungen, dem entspannten Wochenend-Ausflug und auf dem Weg ins Büro. Doch sind sie wirklich besser als das Beinkleid von der Stange? Wir haben drei Bike-Jeans im harten Alltagseinsatz getestet.

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Durch E-Bike-Boom, Jobrad-Angebote und den wachsenden Lastenrad-Trend erfreut sich das Fahrrad stetig steigender Beliebtheit als Fortbewegungsmittel im Alltag und wird immer öfter als Alternative zu Auto und ÖPNV genutzt. Doch wer mit dem Rad regelmäßig ins Büro pendelt, Einkäufe erledigt und die Kinder aus der Kita abholt, merkt schnell, dass herkömmliche Alltagsbekleidung beim Radfahren nach kurzer Zeit den Geist aufgibt und sich zudem oft unkomfortabel trägt. Die Hose wird hierbei am meisten beansprucht. Bereits nach wenigen Monaten zeigen herkömmliche Jeans Scheuerstellen und Löcher im Schritt und am Po. Zudem sind ihre Stoffe sehr unflexibel, sodass sie beim Pedalieren an Oberschenkel und Knie unangenehm spannen. Für die vorgebeugte Haltung auf dem Bike sind sie ohnehin nicht konzipiert, rutschen am unteren Rücken herab. Stretch-Jeans tragen sich zwar deutlich angenehmer, sind jedoch noch schneller als Standard-Modelle durchgescheuert, da ihre Stoffe in der Regel weniger abriebfest sind.

Fahrradjeans: Lifestyle-Produkt oder echter Mehrwert?

Doch es geht auch anders. Spezielle Bike-Jeans sollen hier Abhilfe schaffen, versprechen Haltbarkeit, eine komfortabel "stretchy" Passform und sind auch in bürotauglichen Varianten in Chino-Optik erhältlich. Aber bieten sie einen echten Vorteil gegenüber Standard-Jeans, oder sind sie nur teure Lifestyle-Produkte für Fahrrad-Enthusiasten mit ein paar netten Features? Zum Test von Bike-Jeans luden wir acht Firmen (Alberto, Club of Comfort, Duer, Elkline, Osloh, Rapha, Riding Culture, Westfalia) ein, nur drei nahmen jedoch am Test teil. Die Preisspanne der drei getesteten Modelle liegt zwischen 120 und 150 Euro, also genau in der Preisrange hochwertiger Markenjeans wie Levi’s, Diesel, G-Star und Co.

Warum der Tragekomfort zählt

Zwar bieten Hosen aus reinem Synthetik-Material teils bessere Haltbarkeit, in diesem Test war jedoch das natürliche und komfortable Tragegefühl einer klassischen Jeans Bedingung. Wer schon einmal einen achtstündigen Bürotag in einer Hose aus Vollsynthetik verbracht hat, will dies nicht so schnell wiederholen. Neben der eigenartig künstlichen Optik und Haptik und einem oft kratzigen Tragegefühl, klagen Menschen mit empfindlicher Haut nicht selten über Rötungen und Jucken. Um am Test teilzunehmen war daher ein hoher Baumwollanteil von mindestens 80 % erforderlich.

Dass diese Modelle dennoch mit höchster Haltbarkeit punkten, beweist unser Langzeittest. Je ein Modell von Alberto und Riding Culture stand uns im Vorfeld dieses Tests für mehrere Jahre zur Verfügung. Selbst konstanter Dauereinsatz bei allen Erledigungen des täglichen Lebens bescherte der Alberto nach vier Jahren keinerlei Defekt, nur leichten Formverlust, die Riding Culture zeigt nach zwei Jahren eine erste Scheuerstelle, wurde jedoch sowohl beim Alltagsradeln als auch auf dem Mountainbike verwendet. Zum Vergleich: zwei Standard-Hosen, die nicht für den Einsatz auf dem Fahrrad konzipiert wurden, haben in diesem Zeitraum bereits die sprichwörtliche "Grätsche" gemacht, scheuerten durch und bildeten Risse.

Fahrradjeans im Test

Wie sich die Modelle im Test geschlagen haben? In Summe darf sich die Alberto das Siegerkrönchen aufsetzen. Sie bietet nicht nur starke Haltbarkeit, üppige Größenauswahl, feine Detailfeatures und eine sommertaugliche Belüftung. Auch ist sie kaum teurer als die Konkurrenz und bietet gut sichtbare Reflektoren und höchsten Tragekomfort. Doch auch die Club of Comfort besticht mit einem super Tragegefühl und sozial verantwortungsvoller wie umweltfreundlicher Produktion. Die Riding Culture fällt als schwere, starke Alternative etwas aus der Gattung. Ihre hohe Haltbarkeit selbst unter rauesten Bedingungen macht sie zur Empfehlung für Mountainbiker und Dirtbiker, die auf dem Weg ins Büro ein Paar Jumplines mitnehmen wollen. Zudem punktet sie mit witzigen Details, die den hippen, stylishen Fahrrad-Enthusiasten begeistern und ein Statement setzen.

ALBERTO Jeans Bike Slim Fit

Preis: 140 Euro - hier im Partnershop kaufen

Herstellungsland: Tunesien

Zertifikate: -/auch nach Oeko Tex Standard 100 zertifiziert erhältlich, mit Bio-Baumwolle und recycelten Materialien (130 Euro, Modell: Alberto Bike Slim Fit Speed Stretch 67592565/880)

Machart: 5-Pocket-Style

Passform: dehnfähiger Slim Fit, normal

Bewertung:

(+) bequemer Sitz

(+) hohe Haltbarkeit

(+) sehr saubere, detailverliebte Verarbeitung

(+) Größenauswahl

(+) Reflektoren

In 25 Größen wird die Jeans Bike Slim Fit von Alberto Bike produziert, sodass auch untersetzte, stabile Otto-Normal-Radler mit Hosenmaßen wie 34/30 in den Genuss eines schmeichelnden Slim Fit kommen. Schließlich will man beim Alltagsradeln ja auch was für die Figur tun! Dreht man das Beinkleid auf links, fällt sofort ins Auge, dass viele Jahre Entwicklung und zig Kilometer Alltagseinsatz in die Konstruktion flossen. Denn keiner der anderen Hersteller achtet auf das Detail einer Nahtabdeckung im Schrittbereich. Die zentral im Sitzbereich verlaufende Naht ist bei der Alberto mit einem Saumband abgedeckt, so dass keine harten, rauen Kanten entstehen, die das gefürchtete Wundscheuern hervorrufen können. Das sollte bei einer Bike-Jeans zum Standard werden.

Es werde Licht!

Auch besitzt dieser Testkandidat große Reflektoren, die echte Sicherheit durch Sichtbarkeit erzeugen. Schlägt man die Hosenbeine um, erscheint auf einer Seite ein stark reflektierender Firmenschriftzug, am anderen Bein prangt ein Fahrradsymbol, die sich beim Pedalieren jeweils kräftig leuchtend auf und ab bewegen. Zwei hinten mittig liegende Gürtelschlaufen weisen ebenso stark reflektierende Besätze auf.

Rundum komfortabel und durchdacht

Der Slim Fit mag nach enger Passform klingen, die Materialstruktur bietet aber so viel Stretch, dass sie sich extrem komfortabel trägt. Die Innenseite des umlaufenden Bundes ziert zudem ein schickes, gesticktes Band, das ein Peloton der Tour-de-France zeigt und starken Halt durch eine Silikonschicht erzielt. So rutscht weder die Hose runter, noch ein in die Hose gestecktes Shirt heraus. Heckseitig ist die Alberto zudem leicht höher geschnitten, um den Halt bei vorgebeugter Radfahrhaltung nochmals zu verbessern. Das weiche, gestreifte Taschenfutter erzielt gute "Atmung", so dass sie sich hier durch doppelte/dreifache Materiallagen nicht zu schwitzig trägt. Auch die Materialkomposition des eigentlichen Jeansstoffes ist im Vergleich am luftigsten und besteht aus 90 % aus Baumwolle, 7 % Polyester und 3 % Elastan. Die Testfahrer bescheinigten der Alberto volle Sommertauglichkeit.

Die Hecktaschen der klassisch im Five-Pocket-Style konzipierten Jeans sind zum Schritt hin leicht angeschrägt, so dass der Tascheninhalt nicht zwischen Po und Sattel gelangen kann.

Starke Haltbarkeit

In unserem vergleichenden Abriebtest zeigte sie sich ebenso robust wie die Konkurrenz, im Langzeittest war sie gar die einzige ohne Defekte, lediglich ein leichter Formverlust in der stark beanspruchten Sitzzone ist erkennbar. Hier handelt es sich jedoch um ein älteres Modell mit anderer Materialzusammenstellung.

Fazit: Testsieg für die Alberto. Ausgereifte, sinnvolle Details und eine starke Haltbarkeit bei verträglichem Preis machen sie zum perfekten Begleiter im Alltag, Job und Freizeit.

CLUB OF COMFORT Henry 7915

Preis: 120 Euro - hier bei Amazon kaufen

Herstellungsland: Türkei

Zertifikate: Oeko-Tex Made in Green: Produktionsort rückverfolgbar, sozial verantwortlich und umweltschonend produziert, schadstoffgeprüft

Machart: 5-Pocket-Style mit extra Smartphone-Tasche

Passform: normal

Bewertung:

(+) bequemer Sitz

(+) abriebfest

(+) hoher Fertigungsstandard

(+) Smartphone-Tasche

(-) keine Reflektoren

(-) Größenauswahl

Hier ist der Firmenname Programm: Überaus angenehm schmiegt sich die Henry an den Körper, bietet viel Stretch und sitzt wie eine zweite Haut. Das macht sich besonders auf dem Rad bemerkbar, da die Pedalierbewegung keinerlei Spannungen erzeugt, sie trägt sich fast wie eine eng anliegende Jogginghose. Mit ihrem gestreiften Taschenfutter erinnert sie an die Alberto. Auch im Bund der henry erzielen ringsum laufende Nähte mit Silikonfaden recht guten Grip. So wird das Herunterrutschen der Hose selbst wie auch das Herausrutschen eines in die Hose gesteckten Hemds verhindert.

Immer erreichbar

Coolstes Detail der Club of Comfort Fahrrad-Jeans ist die in der rechten Fronttasche sitzende, separate Handy-Tasche. Hier kann ein Smartphone eingesteckt werden und ist so vor Kratzern und Beschädigungen durch Schlüssel oder Kleingeld geschützt. Zudem stört es in der tief angesetzten Tasche nicht beim Pedalieren, da das Handy auf dem Oberschenkel aufliegt und nicht in der Leiste festklemmt, wie bei herkömmlichen Fronttaschen. Reflektoren, die im Straßenverkehr für bessere Sichtbarkeit sorgen, sind nicht vorhanden.

Das Klima ist Jeans-typisch an warmen Tagen leicht schwitzig, ohne zu warm zu werden. Schweißtransport und Trocknungsverhalten sind etwas besser als bei einer normalen Jeans. Die Tester bewerteten sie als leicht eingeschränkt sommertauglich, dennoch nie zu warm. Das Gewebe besteht zu 92% aus Baumwolle, 6% Elastomultiester und 2% Elasthan.

"Sauber" produziert

In unserem vergleichenden Abriebtest zeigte sie sich ebenso robust wie die Konkurrenz, ein echter Langzeittest steht jedoch noch aus. Positiv hervorzuheben ist die nach Oeko Tex Made in Green zertifizierte Fertigung, die eine soziale verträgliche, umweltschonende Produktion sowie umfassende Schadstoffprüfung gewährleistet.

Die Größenauswahl fällt mit 19 Varianten gut aus, Modelle für kleinere, eher schlanke Typen (32/30) werden leider nicht angeboten.

Fazit: Die günstigere Alternative zur Alberto punktet mit hohem Komfort und super Pedalierbarkeit, die wirklich radspezifischen Details halten sich jedoch in Grenzen. Preislich durchaus attraktive Bike-Jeans mit starker Haltbarkeit.

RIDING CULTURE Chino Men Beige LT

Preis: 159 Euro - hier im Partnershop kaufen

Herstellungsland: Vietnam

Zertifikate: Schutzlevel AA - Mittlere Schutzkleidung/ohne Bestandteile tierischen Ursprungs, vegan

Machart: 5-Pocket-Style plus RV-Tasche und Kondomtasche

Passform: dehnfähiger Slim Fit, normal

Bewertung

(+) bequemer Sitz

(+) hohe Haltbarkeit

(+) saubere Verarbeitung

(+) Zusatztaschen

(-) Größenauswahl

(-) Gesäßtaschen nicht optimal geschnitten

Riding Culture will anders sein und ist es auch. Schon beim Anziehen fällt das höhere Gewicht der schnieken Chino auf und vermittelt subjektiv Langlebigkeit, die durch optisch sehr stabil wirkende Nähte unterstrichen wird. Auf der Waage zeigt sich, dass der Eindruck nicht trügt. In Größe 33/32 wiegt diese Hardcore-Variante des Sommerhosen-Klassikers ganze 900 Gramm. Gegenüber der 570 Gramm leichten Club of Comfort in 32/33 also ein drittel Kilo mehr.

Made for Action

Die Riding Culture Chino erfüllt die EU-Richtlinie 2016/425 für persönliche Schutzausrüstung mit dem Level AA – Mittlere Schutzkleidung. Die Marke nimmt das Thema Robustheit also ernst und die Dauerhaltbarkeit ebenso. Zwar lag uns die Chino nicht zum Langzeittest vor, sondern das leichtere, aus einem etwas anderen Material gefertigte Modell Huppi Pro Black. Diese konnte aber im harten Zweijahres-Einsatz im Alltag und auf dem Mountainbike bereits ihre extreme Haltbarkeit unter Beweis stellen. Die Chino dürfte ihr in Sachen Haltbarkeit also fast ebenbürtig sein. Entgegen dem "panzerartigen" Eindruck, trägt sie sich weniger schwitzig als erwartet. Natürlich kann ein Gewebe, das aus 80% Baumwolle, 13% Polyester, 6% Dyneema und 1% Elasthan besteht, keiner luftigen Synthetik-Hose das "Schwitzwasser reichen", ihre Wärmeentwicklung bei Erledigungen des Alltags mit kurzen Anstiegen geht aber voll in Ordnung. Für längere Kletterpassagen mit dem Mountainbike ist sie selbstredend einen Tick zu warm. Im Winter dürfte sie jedoch eine schicke Alternative zum schwarzen Softshell-Einheitsbrei darstellen.

Passform für entspanntes Biken

Wer einen schlanken Chino-Fit wünscht, sollte eine Nummer größer ordern, denn die Riding Culture fällt am Körper tendenziell weit und bequem aus, die Bundweite ist jedoch größenentsprechend normal. Wie alle Konkurrenten besitzt auch die Chino eine Silikonschicht am Bund, der einen rutschigen Sitz verhindert. Sie spannt beim Pedalieren weder an Oberschenkel noch Knie, trägt sich sehr angenehm mit Tendenz zum Loose Fit.

Details für Reitkultur

Für wen ist die lässige Chino also gemacht? Die Antwort geben die kleinen, feinen Details der Hose. Stabile, aber edel anmutende, bürotaugliche Stoffe für Mountainbiker, die auf dem Weg ins Büro ein Paar Trails mitnehmen wollen und die Zeitreserve zum Umziehen lieber verschlafen? Ja!

Eine Schlaufe zum Einhängen einer Walletchain (Geldbörsen-Kette) sowie ein Extra-Reißverschlussfach für Skater, Rocker, BMXer, die Wert darauf legen, ihre Wertsachen beim Biken nicht zu verlieren, aber dennoch lieber weniger als mehr dabei haben? Unbedingt!

Und schließlich die an der Bundinnenseite versteckte Kondomtasche für alle, die beim "Reiten" Wert auf Sicherheit legen? Definitiv! Weitere Sicherheitsfeatures: Reflektoren besitzt sie an der Innenseite des Hosenbeins, die umgeschlagen seitlich stark reflektierend wirken. Ein ab Werk mitgeliefertes, schmales Gürtelband trägt ebenso reflektierende Prints, die jedoch eher klein ausfallen.

Aber auch Detailkritik

Beim Design der Gesäßtaschen besteht jedoch noch Verbesserungsbedarf. Zwar sind sie anders als bei den Jeans-Modellen für eine Chino typisch nicht aufgesetzt. Das innen hängende Futter verläuft jedoch in geradem Schnitt, so dass der Tascheninhalt leicht zwischen Po und Sattel geraten kann. Schade auch, dass sie nicht für Menschen mit kürzeren Beinen erhältlich ist, Beinlängen unter 32 sucht man vergeblich.

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Fazit: Für Radfahrer, die eine starke, bürotaugliche Hose für Alltag und Trails suchen, ist die Chino von Riding Culture wie gemacht. Witzige Details setzen ein Statement, dass den jungen Spirit der Marke unterstreicht.  © Bike-X

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