Reisende nach Südtirol müssen sich auf umfassende Veränderungen an der beliebten Fernpassstraße (B179) einstellen. Die bislang mautfreie Verbindung zwischen Bayern und Tirol wird ab 2029 mautpflichtig sein. Zusätzlich entsteht ein neuer Tunnel, um die Verkehrssituation zu verbessern.

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Die B179 verbindet Deutschland und Österreich und führt vom Grenzübergang bei Füssen durch Reutte, Heiterwang und Lermoos über den Fernpass nach Nassereith ins Inntal. Täglich nutzen bis zu 30.000 Fahrzeuge diese Strecke, die mit engen Kurven, steilen Hängen und einem Höhenunterschied von aktuell etwa 200 Metern besonders im Winter häufig zu Verzögerungen führt. Der Fernpass selbst liegt auf einer Höhe von 1.210 Metern und weist eine maximale Steigung von 8 % auf.

Abhilfe soll der geplante 1,4 Kilometer lange Scheiteltunnel schaffen, der den besonders kurvenreichen, 4,8 Kilometer langen Passabschnitt entweder ersetzen oder ergänzen wird. Durch den Tunnelbau reduziert sich der Höhenunterschied auf nur noch 70 Meter. Dadurch werden Verkehrsstaus und witterungsbedingte Behinderungen verringert.

Der Tunnelbau wird voraussichtlich im Jahr 2027 beginnen und rund zwei Jahre dauern, sodass frühestens 2029 mit einer Fertigstellung zu rechnen ist. Gleichzeitig mit der Eröffnung des Tunnels wird die gesamte Fernpassstrecke mautpflichtig. Autofahrer müssen dann 14 Euro pro Durchfahrt entrichten. Für Vielfahrer, insbesondere Berufspendler, ist eine Jahreskarte für 140 Euro geplant. Dieses Preismodell orientiert sich an den bestehenden Mauttarifen am Felbertauerntunnel in Osttirol.

Zwei neue Mautstationen werden am Blindsee ("Außerfern") und in Nassereith errichtet. Eine generelle Mautbefreiung für Anwohner ist laut EU-Recht nicht möglich, daher werden stark vergünstigte Tarife für lokale Nutzer eingeführt.

Mit diesen Maßnahmen hoffen die Verantwortlichen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Verkehrsfluss auf einer der wichtigsten Alpenrouten nachhaltig zu verbessern.

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Die Mauteinnahmen sollen in die Erhaltung und den Ausbau der regionalen Verkehrsinfrastruktur investiert werden, was angesichts geplanter Maßnahmen – wie der Erweiterung des Lermooser Tunnels um eine zweite Röhre – notwendig erscheint. Gleichzeitig übt der ADAC Kritik, da die zusätzlichen Kosten vor allem Berufspendler und den Tourismussektor belasten könnten. Es wird zudem befürchtet, dass der Verkehr auf alternative Routen ausweicht, wodurch neue Engpässe entstehen könnten.

Reisende, die den Fernpass künftig meiden möchten, können auf folgende Alternativrouten zurückgreifen:

  • Über Mittenwald – Seefeld – Zirler Berg zur Inntalautobahn (A12); diese Strecke ist für Nutzer der A7 zwar eine Option, jedoch für Gespanne in Richtung Norden gesperrt.
  • Ab dem Kreuz Memmingen über Lindau (A96) und die österreichische Rheintalautobahn (A14) zur Arlbergschnellstraße (S16).
  • Ab dem Kreuz Ulm über München (A8/A99) zum Inntaldreieck (A8/A93) bei Rosenheim und von dort über Kiefersfelden zur Inntalautobahn (A12).

Die umfassenden Maßnahmen am Fernpass – inklusive des Tunnelbaus und der Einführung einer Durchzugsmaut – sind Teil eines Investitionspakets von rund 500 Millionen Euro, das in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll. Reisende nach Südtirol wird empfohlen, diese Neuerungen in die Routenplanung einzubeziehen und sich gegebenenfalls über alternative Verkehrsverbindungen zu informieren.  © auto motor und sport